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Testbericht

Stefan Grundhoff, 13. November 2010
Der Panamera ist bei Porsche prächtig eingeschlagen. Viele Kunden jubeln, endlich eine Limousine mit dem Stuttgarter Logo auf der Haube bewegen zu können. Doch wie wenig Porsche darf es sein? Reicht der Panamera V6, um Spaß zu haben?

Wer sich für einen Porsche interessiert, muss nicht auf den Cent schauen. Unabhängig ob Barkauf, Leasing oder Finanzierung – ein Porsche ist und bleibt ein teures Vergnügen – auch wenn die große Wertstabilität mittelfristig viele Wunden heilen kann. Der neue Panamera machte insbesondere als Turbomodell und allradgetriebene Achtzylinderversion von sich reden. Doch es geht seit einiger Zeit auch anders. Selbst das Basismodell Panamera V6 mit Handschaltung will ein echter Porsche sein.

Eines vorweg: es gibt brilliantere Besetzungen als das V6-Triebwerk unter der Motorhaube des 4,97 Meter langen Panamera. Nicht, dass der Fahrer oder etwaig mitreisende Passagiere das andauernde Gefühl hätten, schwächlich oder gar untermotorisiert unterwegs zu sein. 300 PS und 260 km/h Spitze zeigen, dass weniger auch genug sein kann. Zumindest wenn man auf einen bulligen Sound und brachiale Beschleunigungen verzichten kann. Denn der 3,6 Liter große Direkteinspritzer mit sechs Brennkammern im Vorderwagen des Basis-Panamera ist sportlich, aber kein Kraftpaket. Das Aluminium-Triebwerk ist ein Ableger des V8-Motors. Er läuft vergleichsweise leise und vibrationsarm. Bei 3.750 U/min steht das maximale Drehmoment von 400 Nm zur Verfügung. 0 auf 100 km/h schafft der Hecktriebler in 6,8 Sekunden. Alles andere als schlecht, aber eben nicht das, was viele von einem Porsche erwarten. Ähnlich sieht es bei der Höchstgeschwindigkeit aus, die mit 261 km/h die allermeisten Fahrzeuge hinter sich lässt. Schließlich wird vielen Konkurrenten bei 250 km/h elektronisch Einhalt geboten.

Doch mit einem muss sich der Sportlimousinen-Fahrer am Steuer des Panamera V6 anfreunden: ab 200 / 220 km/h wird es zäh. Will man artgerecht beschleunigen, ist ein Griff zum gewohnt breiten Mitteltunnel mit entsprechendem Gangwechsel empfehlenswert. Die manuelle Handschaltung schaltet das V6-Triebwerk überaus hölzern und man fragt sich, wieso Porsche den Panamera überhaupt mit einer Handschaltung anbietet. Stimmig ist das Paket aus sportlicher Limousine und manueller Sechsgang-Wahl nicht. Auch der üppige Durchschnittsverbrauch von 13,4 Litern SuperPlus im Praxistest ermuntert nicht, sich für die Kombination aus Handschaltung und V6-Triebwerk zu erwärmen. In Verbindung mit dem Doppelkupplungs-Getriebe PDK verbessert sich die Beschleunigung 0 auf 100 km/h auf kaum mehr als sechs Sekunden und der Normverbrauch sinkt auf 9,3 Liter.

Doch PDK und die damit verbundene Geneigtheit zum lässigen Porsche-Gleiten haben ihren Preis. Statt der mindestens 75.899 Euro des Panamera V6 sind dann 79.410 Euro fällig. Eine bessere Wahl ist PDK bei einem Auto wie dem Viertürer aus Zuffenhausen allemal. Beim Fahrverhalten zeigt sich der Panamera auch als V6 von seiner besseren Seite. Der lange Lulatsch kann sein Gewicht von rund 1,8 Tonnen im Grenzbereich zwar nicht vollends überspielen, aber er geht souverän mit ihm um. Auch im Basismodell macht sich der lange Radstand und der niedrige Schwerpunkt angenehm bemerkbar. Lange Kurven und Autobahnpassagen sind eine Panamera-Domäne. Für den sportlichen Komfort sorgt eine Stahlfederung. Optional gibt es eine Luftfeder und elektronische Dämpfer, die Nick- und Wankbewegungen sinnvoll bekämpfen. Die Präzision der Servolenkung bleibt eine der gewohnten Porsche-Stärken.

Reicht nun der Griff zu einem Basis-Panamera mit dem 300-PS-Triebwerk oder muss es einfach etwas mehr sein? Es muss. Denn sicher kann Porsche mit dem vergleichsweise günstigen Basismodell Kunden erreichen, die sich bisher nicht für einen Porsche erwärmen konnten und denen 300 PS allemal genug sind. Echte Porsche-Jünger sollten sich jedoch zumindest den Panamera S mit acht Zylindern und Doppelkupplungs-Getriebe gönnen – gerne als Allradversion. Der kostet dann zwar müde ausgestattet bereits 103.150 Euro. Doch das Geld ist in Sachen Fahrspaß und Motorleistung gut angelegt. Hier gibt es 100 PS mehr, 285 km/h Spitze und bollernden V8-Sound.

Quelle: Autoplenum, 2010-11-13

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