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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 2. Oktober 2013
Die dritte Generation des Porsche Boxsters hat längst das Image des Frauen-Porsches abgelegt. Aber wie gut ist neue Boxster S wirklich. Wir haben dem Mittelmotor-Sportwagen gründlich auf den Zahn gefühlt.

Irgendwie ist der neue Boxster S schon ein ziemliches Trumm von Auto. Von dem untermotorisierten Einstiegssportwagen mit vernachlässigbaren 204 PS, der 1996 die automobile Bühne betrat, ist nicht mehr viel geblieben. Die dritte Generation hat schon mal 111 PS mehr und kommt deutlich erwachsener daher. Das liegt nicht nur an den Abmessungen, dem sechs Zentimeter längeren Radstand, sondern auch am Innenraum, der mit seiner Flugzeugoptik den 911er schon sehr nahe kommt. Ein markanter Unterschied ist, dass nur drei statt fünf verschachtelte Rundinstrumente dem Fahrer entgegenstrahlen. Bei der neuen Generation sind auch einige Spielereien an Bord: Eine virtuelle Kugel zeigt die G-Kräfte, die auf den Fahrer wirken. Als wenn jemand Zeit hätte, sich dieses Mäusekino anzuschauen, wenn es mit Karacho um die Ecken geht.

Auch die Informationen sind im Boxster nicht ganz so umfangreich, wie im großen Bruder. Warum die Öltemperatur trotz intensiver Suche in den Untiefen der Menüs nicht zu finden ist, gehört wohl zum Boxster. Irgendein Unterschied muss es ja geben. Also achtsam Warmfahren. Die Menüführung ist porschetypisch und die Sitze sind genauso bequem, wie im Elfer. Das Dach verschwindet auch während der Fahrt bei Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h.

Da sind wir schon beim Thema. Der Boxster S macht wirklich jeden Meter Spaß. Die 315 PS sind auch auf der Autobahn für 285 Tacho-km/h gut. Schon ganz ordentlich. Doch der Boxster ist für die Landstraße gemacht. Im Alpenvorland gibt es genug kurvige Passagen. In denen zeigt sich der Fortschritt der Modellreihe. Im Vergleich zum Vorgänger liegt der Neue deutlich ruhiger, bei ungebremster Agilität. Ein Resultat des gewachsenen Radstandes und der breiteren Spur. Beim Asphalt-Slalom schaut sogar ein 911er schlecht aus. Das beherrscht der Mittelmotor-Sportler Boxster wie ein Großer, ebenso wie das Bremsen. Wer nicht ständig den Großglockner-Paß rauf und runter heizt, kann sich die rund 7.300 Euro teuren Keramikbremsen sparen und das Geld in andere Extras stecken. Die Stahlbremsen verrichten im spaßgeschwängerten Alltagsbetrieb ihre Arbeit ebenso zuverlässig und lassen sich exakt dosieren.

Das getestete Fahrzeug hat fast das ganze Arsenal an fahraktiven Freudenspendern an Bord: unter anderem auch die variablen Dämpfer und die Sport- beziehungsweise Sport Plus-Taste. Aktiviert man diese, schärft das den Boxster noch einmal nach. Dabei liefert auch die elektromechanische Servolenkung eine überzeugende Vorstellung. Mit ihr lässt sich der knapp 1,4 Tonnen schwere Sportler präzise auf die richtige Spur dirigieren. Im täglichen Gebrauch zeigt sich auch gut die Spannbreite des Fahrwerks: Im Normal-Zustand ist der Zuffenhausener kommod genug, um auch längere Etappen zu bewältigen, ohne bei jeder Bodenwelle die Zahnwurzeln zu spüren. Ergänzt wird der ganze Spaß noch durch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das aber über 2.800 Euro Aufpreis kostet und im Sport-Plus-Modus die Gänge so richtig schnell reinknallt. Mit den Schaltwippen macht das sportliche Agieren noch mehr Spaß.

Aber auch hier hat der spurtfreudige Boxster eine anderes zahme Seite: Beim Stop-and-Go in der Stadt funktionieren sowohl das Doppelkupplungsgetriebe als auch das Start-Stopp-System reibungslos. Die Alltagstauglichkeit des Zuffenhausener Roadsters zeigt sich auch in den beiden Kofferräumen, die insgesamt ein Volumen von 280 Litern haben. Da passen auch größere Koffer als nur Bordtrollys hinein.

Wer den akustischen Auftritt auf der Flaniermeile sucht, sollte noch einmal gut 2.000 Euro für den Sportauspuff in die Hand nehmen und wann immer es geht, die Klappen öffnen. Denn die satte Geräuschkulisse gibt dem Feuern über Alpenstraßen noch den nötigen Kick. Dass der Tagesbetrieb auch nicht ein allzugroßes Loch in die Haushaltskasse reißt, steigert das Vergnügen noch. Bei unseren Testfahrten, bei denen es durchaus auch auf der linken Spur zur Sache ging, lag der Durchschnittsverbrauch bei 10,8 l/100 km. Angesichts des Leistungsvermögens und des Spaßfaktors ein akzeptabler Wert. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass der Grundpreis gut 60.000 Euro beträgt. Nicht unbedingt ein Schnäppchen. Aber wer einmal den neuen Boxster bewegt hat, fragt sich, ob man wirklich noch ein 911er Carrera Cabrio braucht. Gerade auf Landstraßen ist der Unterschied marginal und in Kurven zeigt sich der Roadster sogar agiler. Aber wie heißt es so schön und richtig: De Gustibus est disputandum!

Quelle: Autoplenum, 2013-10-02

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