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Testbericht

3. September 2015

Auch im aktuellen 911er serviert Porsche wieder einen GTS. Eigentlich ein Traumwagen, doch manchmal zerplatzen Träume an der Wirklichkeit.

Die zehn Tage sind rum. Zehn Tage, die vermutlich im Leben eines jeden Autoliebhabers zu den sensationellsten, zu den emotionalsten, ja wenn nicht zu den Lebenserfahrungen überhaupt zählen würden. Es ist der Zeitraum, nach dem die Porsche AG den Testwagen dem Tester wieder wegnimmt. Ausgeträumt - könnte man meinen. Und dann das. Gerade einmal 263 Kilometer legte das in der gelieferten Version rund 180.000 Euro teure Cabriolet zurück. Eigentlich eine Schande, die nach Erklärungen verlangt.

Bi-Xenon gehört bei allen 911er Modellen zum Serienumfang. Ein Laserlicht ist derzeit nicht im Programm.

Porsche im Alltag – kein Problem aber...
Erklärungsversuch Nummer eins ist die Optik. Wer nicht gerade in den bevorzugten Wohnlagen der Republik residiert, hat mit dem aktuellen Elfer in GTS Ausführung ein Problem. Man kann mit dem Auto nicht mal eben im Schlabberlook zum Bäcker oder im Heimwerkeroutfit zum Baumarkt, denn der offene GTS ist immer der Mittelpunkt. Das, was auf der Kö oder der Leopoldstrasse ja durchaus gewünscht ist, wird im Alltag zum Hemmschuh. Umso mehr als der GTS in unserem Fall ein Cabriolet war. Also braucht es eine Runde Styling vor der Fahrt. Passt die Klamotte, sitzen die Haare und – ganz wichtig – liegt das Zielgebiet im besseren Viertel. Denn das ist Problem Nummer zwei  man fürchtet, auch wenn der Testwagen über eine Vollkaskoversicherung verfügt, ja doch um den Lack des 911ers. Seine Feinde heißen Neidkratzer und Parkbeulen, gar nicht zu reden von der Angst den Zuffenhausener mit eingedellten hinteren Kotflügeln heimfahren zu müssen, nur weil die Umwelt in engen Großstadtparkhäusern mit dem zielgenauen Ausparken überfordert ist. 


Open House: Das Verdeck läßt sich im Stand (mit dem Schlüssel als Fernbedienung) und bis 50 km/h betätigen.

Einkaufen geht also nur schwer mit dem GTS, bleibt die flotte Runde über das platte Land. Hier kann der Elfer natürlich begeistern. Der 430 PS starke GTS Motor hat im Vergleich zum Ausgangsprodukt noch einmal mehr Dampf und Sound, puncht das 1.515 Kilogramm schwere Cabriolet auf Wunsch brachial nach vorne, untermalt mit einem sensationellen Sound aus seiner Vierrohr Abgasanlage, der einen vermuten lässt, die Entwicklungsabteilung in Zuffenhausen hätte ihre ganz eigenen Verbindungen zur Zulassungsbehörde. Es geht auch leise; Sportmodus aus und der GTS schnurrt, nur minimal weniger druckvoll aber deutlich leiser durch die Lande. Soweit so gut, doch im Alltag kommt die Ernüchterung zurück. Denn offenbar müssen Porsche-Fahrten extra in den Tagesablauf eingebunden werden, will man den Boliden überhaupt mal bewegen. Der Besuch im Gartencenter endet mit einer doppelten Reise, da der Porsche die Gartenliege nicht transportieren kann, die Fahrt ins Naherholungsgebiet zum Hundespaziergang wird aufgrund der Hunde inkompatiblen Ledersitze mit dem Zweitwagen durchgeführt und auch die Ausflugstour zu dritt findet dann wegen akutem Platzmangel für Erwachsene auf den Rücksitzen dann doch mit der eigenen Limousine statt.

Schnäppchen: Für rund 3.400 Euro Aufpreis beledert Porsche die Türverkleidungen und das Armaturenbrett auch im oberen Bereich.

Autofahren ganz oben und pur
Dabei hat Porsche eigentlich alles richtig gemacht, um den Kunden des Elfer zu beglücken. Top Verarbeitung, eine übersichtliche Bedienung und nicht zu vergessen – eine hervorragende Sitzposition lassen im richtigen Umfeld Freude aufkommen. Und auch die Tatsache, dass ein High Tech Hersteller wie Porsche sich bei dem 911 4 GTS in Sachen Fahrerassistenzsystemen zurückhält, ist kein Nachteil. Das, was vorhanden ist, funktioniert prima und den Rest an Verantwortung trägt man als aktiver Fahrer gern. In diesem Zusammenhang ist auch das Navigationssystem zu erwähnen, das auf jegliche Spielereien wie „Connect“ Dienste verzichtet und sich darauf konzentriert, was es ursprünglich mal war – eine kartenlesende Beifahrerin. Dass Porsche das Thema Elektronik dennoch beherrscht, machen die Schwaben bei der Abstimmung des Fahrwerks und des Antriebs deutlich. Per Knopfdruck liegt der GTS dank aktivem Eingriff in die Dämpfung (PASM) noch einmal etwas fester und reagiert nochmals sensibler auf Lenk – und Gaspedalbefehle. Ein Ergebnis, mit dem man sehr zufrieden sein könnte, wenn, ja wenn tagsüber die Straßen nicht dermaßen verstopft wären, dass es auch für den GTS im Zuckeltrab von Stau zu Stau geht. Zum Laufenlassen wollen also erneut extra Porscherunden einkalkuliert sein - am besten nachts oder Sonntags.

Filigran: Der Faltmechanismus des Cup Holders ist schon (fast) ein Kaufgrund für den 911er.

Porsche nur etwas für Millionäre?
Dass sich der 911 4 GTS am besten vor der Villa in Hamburg Pöseldorf macht, ist klar. Nur dort kann in der Regel die Mehrwerststeuer auf den Kaufpreis von mindestens 138.000 Euro abgeschrieben werden und nur dort kann man, trotz der horrenden Versicherungsrechnung, unbekümmert einschlafen. Dass die laufenden Kosten, bis auf den nahezu lächerlichen Verbrauch von rund 11 Litern im Alltag, jedenfalls kein Pappenstil sind, ist auch dem flüchtigen Betrachter klar. Doch der Porsche kann bei dem Thema Kosten auch mit seiner Geheimwaffe kontern: dem Wertverlust. Denn, wer sich heute einen nagelneuen 911er 4 GTS vor die Tür stellt, das Auto brav über die Jahre abschreibt, wird sich nach vier Jahren überrascht die Augen reiben. Der Wertverlust ist, gemessen an dem der Konkurrenz, aber auch absolut, ein Witz. Ein gebrauchter Porsche ist eben immer noch begehrt, auch wenn man hin und wieder mal Kompromisse eingehen muss.

Auf geht's: Für Eilige gibt es natürlich eine Stoppuhr.

Fazit
Nach dem Kauf ist vor dem Kauf. Einen 911er zu haben, will wohl geplant sein, denn nicht immer passt der Bolide in den Alltag. Wen konzeptbedingte Einschränkungen nicht stören, erhält aber eines der besten Autos der Welt, das sogar überraschend wirtschaftlich ist.

Seltenheit: Inzwischen dominiert bei den Bestellungen das geniale Porsche PDK-Getriebe. Der Schalter ist am Aussterben.

Pro: Ausgezeichnete Motor-Getriebeabstimmung, perfekte Verarbeitung, guter Langstreckenkomfort, geringer Kraftstoffverbrauch, hohe Fahrsicherheit, umfangreiches Individualisierungsprogramm.

Contra: schlechte Übersichtlichkeit, kleiner Kofferraum, veraltete Navigation- und Assistenzsysteme, hoher Preis.


Technische Daten Porsche 911 4 GTS Cabriolet
Maße und Gewichte

Länge/ Breite/ Höhe 4509 mm/ 1852 mm/ 1292 mm
Radstand 2,45 m
Wendekreis 11,1 m
Leergewicht ab 1515 kg
Zuladung 410 kg
Anhängelast (gebr./ 12%)
Kofferraumvolumen 285 l
Tankinhalt 64 l

 

Carrera GTS Cabriolet 3,8 l: Leistung: 316kw/ 430 PS, max. Drehmoment 440 Nm bei 5.750/min.
0-100 km/h in 4,2 s, Spitze 301 km/h; Verbrauch 9,2 l Super/100 km, CO2-Ausstoß aus Kraftstoff (Werksangabe) 214 g/km; ab € 137.442,- (Sechsgang- Getriebe).

 

Versicherungseinstufung
KH/ VK/ TK:  14/ 28/ 29
Testwertung
5.0 von 5
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