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Testbericht

Stefan Grundhoff / Stefan Zaumseil, 9. August 2010
Jahrelang setzte Peugeot bevorzugt auf Kleinwagen, Partikelfilter und Familienautos. Doch die Franzosen scheinen verstanden zu haben, dass weit mehr zu holen ist. Bestes Beispiel ist der Peugeot 308 CC.

Allzu gerne bemüht Peugeot die Historie wenn es um die Klappdachcabrios im eigenen Hause geht. Die filigrane 402 Eclipse war in den 30ern das erste Cabriolet, dem bei schlechtem Wetter ein komplettes Metalldach übergestülpt werden konnte. In den 90er Jahren war man ebenfalls flott dabei als der Trend zu Klappdachmodellen nach der Initialzündung durch den Mercedes SLK wieder aufflammte. Dem Stuttgarter Zweisitzer folgte zügig der Peugeot 206 CC – über Jahre das meistverkaufte Cabriolet Deutschlands. Doch Historie hin und Trendsetter her – erst einmal ist das französische Vorzeige-Cabrio Peugeot 308 CC ein durchweg gutes Auto. Sein Alltagsnutzen ist trotz Cabrioklasse groß und auch beim Design muss sich der schneidige Franzose keinesfalls verstecken. Die weit nach hinten gezogene Windschutzscheibe ist aus Sicht von Cabriofans kein wirklich großer Wurf und dass sich das vollelektrische Klappdach nur im Stand sowie bis zur schnellen Schrittgeschwindigkeit bedienen lässt, ist eine Schwachstelle, die mit andauernder Nutzung zunehmend nervt.

Dafür punktet der 308 CC im Innenraum. Die kindertauglichen Bastelarbeiten, die die wenig detailverliebten Franzosen in den Jahren zuvor abgeliefert haben und damit insbesondere gegenüber der deutschen Konkurrenz jeglichen Anschluss verloren, scheinen Geschichte. Das Cockpit ist übersichtlich, auf Wunsch mit edlem Leder bespannt und die meisten Bedienmodule sind dort, wo man sie erwartet. Eine Ausnahme bildet der nach wie vor am Blinkerhebel untergebrachte Lichtschalter. Zudem sollte sich mittlerweile auch bei PSA herumgesprochen haben, dass der Fahrer gerne sieht, was er tut. Somit sollten sich auch die Bedienmodule für Tempomat und Soundsystem direkt am griffigen Steuer befinden und nicht an allenfalls ertastbaren Bediensatelliten. Auch beim Navigationssystem hinkt der offene Peugeot 308 CC der Konkurrenz hinterher. Die Kartendarstellung wäre allenfalls in den 90er Jahren akzeptabel gewesen und die Bedienung lässt ebenfalls große Potenziale für die nächste Generation. Ein einfacher USB-Anschluss fehlt im Peugeot 308 CC gänzlich.

Auch auf größeren Strecken genießen die Insassen in der ersten Reihe das sonnige Wetter und einen leichten Luftzug im Haar. Bei hoch gefahrenen Seitenscheiben und aufgeklapptem Windschott lässt sich auch bei Autobahntempo locker reisen. Christopher Cross aus dem sonoren JBL- Soundsystem, das Dach geöffnet und selbst die Strecke zwischen München und dem Ruhrgebiet ist bei geöffnetem Klappdach ein Genuss. Die Plätze in der zweiten Reihe sind allenfalls für Kinder und klein gewachsene Personen bis 1,60 Meter auf kürzeren geeignet; sonst wird es mit den Knien knapp und die steile Rückbank schürt keinerlei Aufenthaltswert. Doch wer nutzt das Cabrio schon als Familientransporter? Vorne freuen sich die Insassen nicht nur über bequeme Stühle, die gerne etwas tiefer sein dürften, sondern beim Topmodell Platinum über eine angenehme Nackenheizung, die die Hemmschwelle zur Dachöffnung während der kühleren Jahreszeit deutlich absenkt.

Ärgerlich: selbst beim Topmodell sind die Sitze serienmäßig nur manuell zu verstellen. Eine elektrische Bedienung kostet 1.000 Euro Aufpreis. Der Laderaum fasst mit geschlossenem Dach 403 Liter – allemal ausreichend. Ist das Dach nach der überlangen Öffnungsprozedur jedoch erst einmal hinter Fondkopfstützen und Kofferraum verschwungen, stehen nur noch 226 Liter zur Verfügung. Zudem lässt sich der Laderaum mit offenem Dach kaum noch nennenswert beladen. Eine Durchladefunktion gibt es beim CC- Modell nicht.

Bei der Motorisierung bietet der Peugeot 308 CC solide Hausmannskost – leider nicht mehr. Empfehlenswert ist der 2.0 HDI, der mit 103 KW / 140 PS und 320 Nm maximalem Drehmoment gut im Futter steht. 0 auf 100 km/h schafft der 4,40 Meter lange Fronttriebler in 10,8 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 208 km/h. Doch der Peugeot ist mit fast 1,7 Tonnen alles andere als ein Leichtgewicht und so dürften es gerade bei längeren Autobahnpassagen gut und gerne 30 PS mehr sein, damit auch oberhalb von 150 km/h entsprechender Vortrieb herrscht. Hier tut sich der Selbstzünder schwer, erfreut auf der anderen Seite jedoch mit einem ordentlichen Verbrauch. Obwohl zeitgemäße Effizienzmaßnahmen wie ein regeneratives Bremssystem, eine Start-Stopp-Automatik oder entkoppelbare Nebenaggregate fehlen, verbrauchte der Sonnenanbeter im Praxistest 7,1 Liter Diesel auf 100 Kilometern und somit gut einen Liter mehr als die Werksangabe in Höhe von 5,9 Litern.

Das Fahrwerk kann auch in Verbindung mit dem stämmigen 18-Zöllern durchweg überzeugen. Schwammig oder weich war jedenfalls gestern. Jedoch könnte der 308 CC verwindungssteifer sein. Auf Kopfsteinpflaster oder beim Hinaufklettern auf hohe Bordsteine fehlt die nötige Karosseriehärte. Jedoch lernen die Insassen auf schnelleren Autobahnstücken schnell den Langstreckenkomfort zu schätzen, der Schläge und nervige Fugen wegschlürft. So lässt es sich dynamisch und komfortabel zugleich fahren. Die Sicherheitsausstattung des Peugeot 308 CC ist solide. ESP, ABS, Überschlagschutz und sechs Airbags sind heute jedoch klassenüblich. Auf jegliche Assistenzsysteme wie Abstandstempomat, Spurhalte- oder Totwinkelassistent verzichtet der Franzose völlig.

Der Basispreis für den Peugeot 308 CC als müder 120-PS-Benziner in der Sparausstattung Tendance liegt bei 25.800 Euro. Wenn schon offen, dann auch den drehmomentstarken Diesel mit 140 PS und selbstredend in der edlen Ausstattungsvariante Platinium. Für mindestens 32.900 Euro kratzt der 308 CC dann fast schon an Fahrzeugen wie dem offenen 1er BMW und dem Audi A3 Cabrio, bekommt jedoch ein komplettes Ausstattungspaket mit beheizbaren Ledersitzen, 18 Zoll großen Alufelgen, der wärmenden Nackenheizung „Airwave“, Reifendrucksensoren, Klimaautomatik und Tempomat. Fehlen nur die sinnvollen Xenonscheinwerfer (990 Euro) und das JBL-Soundsystem (410 Euro). Das 1.150 bis 1.990 Euro teure Bildschirmnavigationssystem sollte man sich einfach sparen und im Zubehör zugreifen, bis Peugeot ein zeitgemäßes System auf den Markt bringt.

Quelle: Autoplenum, 2010-08-09

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