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Testbericht

Stefan Grundhoff, 20. August 2012
Der Concours d’Elegance in Pebble Beach ist die exklusivste Oldtimerveranstaltung der Welt. Knapp eine Woche lang im August wird der Golfplatz am Pazifik zur automobilen Oskarverleihung.

Man ist auf den Golfplätzen und gesicherten Privatanwesen rund um die Spanish Bay südlich von Monterey das ganze Jahr bevorzugt unter sich. Wer den sehenswerten 17-Mile-Drive auf einer touristischen Erkundungstour bereisen will, muss 9,75 Dollar Wegezoll in die Kasse der finanzstarken Kommune werfen, um Einlass zu bekommen. Das hält die meisten der nervigen Touristen ab und die Einwohner der Edel-Enklave genießen unter ihresgleichen die sonnig-neblige Ruhe des kalten Pazifiks. Das sieht in der dritten Augustwoche ganz anders aus. Besucher sind herzlich willkommen - zumindest insofern diese sich für automobile Preziosen höchster Güte erwärmen können. Beim elitären Concours d’Elegance auf dem Golfplatz von Pebble Beach zeigen sich die teuersten Oldtimer der Welt einem fachkundigen Publikum und gut 80 Juroren, die über Einzigartigkeit, Restaurierung und Historie richten. Am Ende gibt es strahlende Sieger und Dutzende entgeisterter Verlierer.

Seit 1950 ist die Oldtimerveranstaltung in Pebble Beach die exklusivste Leistungsschau historischer Fahrzeuge unter der Sonne. Alfa Romeo 6C 1750, Hispano Suiza H6C, Mercedes SSK 540, Talbot Lago T 150 oder Rolls-Royce Phantom I - hier gibt es alles zu bestaunen, was in der historischen Automobilwelt Rang und Namen hat. Die meisten Fahrzeuge sind von den Autokollektoren an den Rand des erträglichen restauriert; nicht selten weit über die filigranen Grenzen hinaus. Frank Barcelona ist seit drei Jahrzehnten mit von der Partie. "Hier sind die exklusivsten Oldtimer der Welt zu bestaunen", erzählt der ehemalige Pebble-Beach-Juror, "Autos, die es nur einmal gibt, mit seltenen Aufbauten und noch beeindruckenderen Geschichten. Dieses Jahr gibt es eine Sonderausstellung über die Fahrzeuge der Maharadschas - einzigartig."

Der Concours d’Elegance ist weit mehr als ein Sonntagsausflug der besonderen Art. Eine knappe Woche dreht sich in dem Dreieck Monterey, Carmel und Laguna Seca alles um die teuersten Oldtimer, die man sich nur ersinnen kann. Während die einen auf dem Kurvengeschlängel von Laguna Seca in historischen Boliden um Sieg und Platz kämpfen, treffen sich die skurrilsten Autofans beim Concours de Lemons in Seaside, um die hässlichsten Autos aller Klassen zu küren. Autobahn-Afficinados zelebrieren derweil nur ein paar Meilen weiter südlich im Carmel Valley bei den "Legends of the German Autobahn" deutsche Automobilkunst vom Typ BMW M1, Porsche 911 oder Mercedes während die Teilnehmer des Concours d’Elegance über den 17-Mile-Drive strabanzen. Oder doch lieber auf eine der spektakulären Millionen-Versteigerungen?

Die meisten Sammler arbeiten zusammen mit hoch bezahlten Restaurateuren jahrelang darauf hin, eines ihrer Schmuckstücke in Pebble Beach in Bestform zu präsentieren. "Der Sieg in den einzelnen Klassen ist bereits ein gigantischer Erfolg", erklärt Frank Barcelona, "doch der Gesamtsieg "Best of Show" ist nie eine wirkliche Überraschung. Es gibt jeweils nur drei bis fünf Fahrzeuge, die dafür in Frage kommen. Bereits eingeladen zu werden ist eine große Auszeichnung." Diesmal dauerte es besonders lange, bis ein Gesamtsieger gefunden war und die chic behüteten Juroren sich für einen Besten der Besten entscheiden konnten. Letztlich siegte das texanische Ehepaar Paul und Judy Andrews mit einem seltenen Mercedes 680 S Saoutchik Torpedo von 1928. Mit nahezu demselben Fahrzeug war Aldi-Erbe Berthold Albrecht am Start.

Sieger oder Besiegter - das ist wie jedes Jahr Geschmacksache. Die lokalen Seilschaften der Veranstalter scheinen vergleichbar mit denen der Fifa oder dem Internationalen olympischen Komitee. Den Besuchern, die 225 Dollar Eintritt bezahlen, um ein paar Stunden auf dem grünen Parkett mitzutanzen, ist das einerlei. Wo sonst bekommt man den Mercedes 680 S von Berthold Albrecht oder den beeindruckenden Rolls-Royce EX 17 Sports Tourer von Oldtimermäzen Alexander Schaufler zu sehen? Oder den 1930er Packard 740 von Margret Dunning. Die 102jährige Inhaberin ist zum ersten Mal in Pebble Beach dabei. "Ich besitze den Wagen seit 1949 und fahre ihn nach wie vor regelmäßig. Öl- oder Zündkerzenwechsel sind kein Problem. Mein Packard hat vier Gänge und ich fahre alle aus." Sieger der Herzen wurde die rüstige Autoexpertin im Handumdrehen.

Die Parade der besten Klassiker vor dem Clubhauses des elitären Golfclubs von Pebble Beach, wo Jack Nicklaus und Arnold Palmer vor einem halben Jahrhundert ihre größten Golf-Siege feierten, ist nur für Erstlinge der Höhepunkt der Veranstaltung. Einzigartig bleibt vielmehr Atmosphäre in den frühen Morgenstunden, wenn sich ab 5 Uhr in der Früh millionenschwere Oldtimer einen Weg durch die Villengegend bahnen, die Eigentümer nervös an Kleidung und Fahrzeug zetteln, während der stete Morgennebel in der Spanish Bay mit Motorensound und spärlichem Scheinwerferlicht durchzogen wird. Innerhalb von weniger als zwei Stunden wird das Abschlussgrün des Golfplatzes zum teuersten Parkplatz der Welt.

Die meisten der Oldtimersammler sind mindestens zu einzigartig wie ihre automobilen Schätze. Man präsentiert sich, putzt sich heraus, schaut unaufgeregt zur bestens bekannten Konkurrenz und lässt sich sehen. Man kennt sich, schätzt sich, hasst oder akzeptiert sich. Pebble Beach ist Hollywood auf dem Rasen; eine Mischung aus Wimbledon, der Oskar-Verleihung und dem Fegefeuer der Eitelkeiten, in denen die anfangs lässigen Amerikaner längst so verbissen sind wie die erfolgshungrigen Europäer oder die autobegeisterten Mittel- und Südamerikaner. Die einen sind stimmig zum automobilen Prunkstück kostümiert - andere wechseln die schlecht sitzenden Chinos und ein überdimensionales Poloshirt nur kurz für den Jurorenbesuch zu kaum besser passenden Tweedsakkos und ausgetretenen Slippern - auch das ist Pebble Beach.

Quelle: Autoplenum, 2012-08-20

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