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Testbericht

21. Juni 2015

An der Spitze der Kleinwagenbewegung von Opel steht nach wie vor der Corsa. Das Modell wurde zwar letztes Jahr umfassend renoviert, an seinen Grundwerten hat Opel jedoch nichts geändert – zum Glück.

Gewohnte Optik
Egal, ob als Drei- oder Fünftürer, so richtig wild werden sich die Köpfe nicht umdrehen, wenn der jüngste Opel vorbeirollt. Dabei haben die Designer eigentlich alles richtig gemacht. Das Gesicht entspricht dem des Erfolgswagens Adam, wenngleich auch mit geänderter Lichtgrafik, die bei Bedarf sogar mit Bi-Xenon-Scheinwerfer glänzen kann. Die kurzen Überhänge kennt man vom Vorgängermodell und, dass der Opel Corsa nun über eine dieser kecken Seitenlinienknicke verfügt, ist zwar modisch, aber sicher nicht kaufentscheidend. Dazu kommt beim Dreitürer die schon bei anderen Opel Modellen bekannte stark abfallende C-Säule, die es für den Fahrer nahezu unmöglich macht, einen Blick nach schräg hinten zu riskieren. Das geht beim Fünftürer naturgemäß besser, aber auch er lässt sich einfacher parken, wenn der Parkpiepser an Bord ist. Noch besser gelingt das Manöver natürlich, wenn der Parkautomat aktiviert ist, der sowohl Längs- als auch Querparken beherrscht. Soweit so gut, doch man fragt sich, warum Opel es versäumt hat, einem Stadt- und Einkaufswagen so etwas Sinnvolles wie seitliche Rammleisten mit auf den Weg zu geben. So dürften die Flanken des Corsa bald hässliche Dellen der Nachbarparker aufweisen. Schade.

Egal, ob als Drei- oder Fünftürer, so richtig wild werden sich die Köpfe nicht umdrehen, wenn der jüngste Opel vorbeirollt.

Interieur nach Art des Hauses
Auch im Innenraum des neuen Corsa kommt einem vieles bekannt vor. Das Kombiinstrument ist neu aber nicht revolutionär gestaltet und auch in Sachen Bedienung verlässt sich Opel auf Bewährtes. Alles ist da, wo man es vermutet, lässt sich logisch bedienen und macht auch qualitativ einen guten Eindruck. Hinzu kommt, dass der Corsa bei Bedarf zum Luxusliner wird. Klimaautomatik, Lenkradheizung und zahlreiche, in dieser Klasse bislang eher unübliche, Assistenzsysteme lassen sich gegen Aufpreis ordern. Highlights gefällig? Verkehrsschildassistent, Spurassistent oder Frontkollisionswarner sind im Paket für 700 Euro dabei. Ob es die Kunden in diesem Segment danken? Man wird sehen. Was sicher unangenehm aufstoßen wird, ist das Gestühl des Corsa. Es bietet zwar sieben unterschiedliche Designs, kann aber mit seiner kurzen Sitzfläche der Vordersitze und der umklappbaren Rückbank, bei der eine Stufe im Laderaum zurückbleibt, nicht vollständig überzeugen. Die verschwindet aber immerhin, wenn man für 75 Euro den variablen Gepäckraumboden dazubestellt.

Bei der umklappbaren Rückbank bleibt eine Stufe im Laderaum zurück.

Kennen wir uns?
Das Hauptthema des Corsa ist, analog zum hippen Adam, die Verbindung mit dem Handy seines Besitzers. Das Radio IntelliLink ist Dreh- und Angelpunkt der Spielereien und wer mag, kann im Corsa im Stand Videos schauen, oder aber das Autotelefon per Sprachsteuerung bedienen. Natürlich beinhaltet das System auch eine Navigation und ein Radio, das bei Bedarf um digitalen Radioempfang DAB ergänzt werden kann. Doch das Bessere ist des Guten Feind. Und im direkten Vergleich fällt auf, dass die aktuellste Lösung aus dem Opel Karl deutlich smarter zu bedienen ist. Opel kennt den Einwand und stellt in Aussicht, auch im Corsa demnächst das neue System einzuführen. Doch egal, ob alt oder neu, die Fülle an technischen Möglichkeiten im Kleinwagensegment verblüfft dann doch. Bedient wird das ganze Zauberwerk über einen zentralen Touch-Bildschirm, an dem nur seine etwas billig wirkende Einfassung mit Folientasten stört. Gegen solche Innovationen mutet die Option „Organizer für Stift und Zettel“ für 20 Euro fast wie ein lustiger Anachronismus an. Ach ja, einen Stifthalter gab es beim Corsa A aus dem Jahr 1982 übrigens umsonst. Und falls Sie diese Aufpreispolitik zum Weinen finden, gibt es für weitere 20 Euro einen Organizer für Taschentücher.

Das Hauptthema des Corsa ist, analog zum hippen Adam, die Verbindung mit dem Handy seines Besitzers.

Endlich frische Motoren
Soweit so gut möchte man sagen, der Opel Corsa ist etwas moderner, sieht etwas frischer aus, aber rechtfertigt das, von einem neuen Modell zu sprechen? Ja, denn unter dem Blech ist auch alles neu und das merkt man sofort. Opel hat es endlich verstanden, neue Motoren zu entwickeln, die den Anschluss an die Konkurrenz schaffen. Statt lahmer und lärmiger Aggregate übernehmen nun neue Drei- und Vierzylinderantriebe den Vortrieb. Besonders flott und sparsam geht es im Dreizylinder-Turbo voran. Fast ohne das typische Geschnatter eines halbierten Sechszylinder zieht der mit 90 und 115 PS erhältliche Corsa 1.0 seine Bahnen, durchaus dynamisch und Fahrspaß fördernd. Dazu gibt es ein knackig zu schaltendes Sechsgang-Getriebe mit gelungener Abstimmung, sowie ein Fahrwerk, was in der Sportvariante weder polterig noch hoppsig wirkt. Damit durcheilt der Corsa mit fast schon Sportwagen mäßiger Performance auch enge Kurven. Gut, dass die Opelaner auch die elektrische Lenkung nachgewürzt haben. Die ist nämlich weder zu leichtgängig noch lässt sie im Normalbetrieb irgendwelche Rückschlüsse auf die gerade waltenden Antriebskräfte zu. Neben dem 1.0 ist der Corsa auch mit einem reichlich kastriert wirkenden 100 PS starken 1,4 Liter Motor zu bekommen. Eine eher schlechte Wahl, denn das erhoffte „Mehr“ an Durchzugskraft will sich nicht so recht einstellen und der Motor wirkt lange nicht so leichtfüßig wie sein Kumpan mit drei Zylindern. Wenn schon Vierzylinder, dann doch lieber gleich den 207 PS starken OPC Dampfhammer nehmen. Mit dem Turbomotor im Bug und den Rennstrecken erprobten Sitzen sowie dem komplett neu abgestimmten Fahrwerk wird der Corsa dann zum echten Sportgerät, wenngleich auch nur für die, die 24.395 Euro auszugeben bereit sind.

Preislich fast Premium
Womit wir auch bereits beim lustigen Preispoker sind. Denn, auch wenn Opel zunächst einmal so tut, als sei man der günstigere deutsche Kleinwagenanbieter, abgerechnet wird zum Schluss. Und da haben die Rüsselsheimer angesichts eher dürftiger Margen in diesem Segment nun einmal auch nichts zu verschenken. So kostet die empfehlenswerte Corsa Version mit dem 115 PS Motor stolze 16.390 Euro. Weiter unten lockt zwar der Basis Corsa für „nur“ 11.980 Euro, allerdings in der kargen Version „Selection“, bei der selbst die Klimaanlage extra berechnet wird, und es auch sonst so ausschaut, als wäre der Konkursverwalter bereits mehrfach Gast im Innenraum gewesen. Dann schlägt die Stunde der prallen Preisliste und Schwupp di Wupp endet der Kunde bei deutlich über 15.000 Euro. Ein Umstand, der der Option „Taschentuch Organizer“ eine ganz neue Bedeutung zumisst.

Aus dem einstigen Zweitwagen für Mutti ist ein vollwertiges Erstauto mit modernster Technik geworden.

Fazit
Der Corsa ist rundum neu und gut – Operation gelungen, Patient tot, denn aus dem einstigen Zweitwagen für Mutti ist ein vollwertiges Erstauto mit modernster Technik geworden. Ein Rolls Royce für Hausfrauen sozusagen. Ob das so gut ankommt, wird sich zeigen, denn bislang war es vielfach so, dass aus Budgetgründen nur die Basisversion in der billigsten Ausstattung die Gnade vor dem heimischen Haushaltsausschuss fand. Und dann nutzt Opel es wenig, einen der modernsten Kleinwagen der Welt zu bauen, denn richtig verdient wird mit den Extras.

Technische Daten Opel Corsa 1.0

Länge/Breite/Höhe: 4.02/1,94/1,49 m
Radstand: 2,51 m
Wendekreis:  10,6 m
Leergewicht: ab 1.199 kg (5-tg)
Zuladung: 466 kg
Anhängelast (gebr./12 %): 1.200 kg
Kofferraumvolumen: 285 - 1.090 l
Tankinhalt: 45 l

Benziner 1,0 Ecotec

1,0: Leistung: 85 kw/115 PS, max. Drehmoment 170 Nm bei 1.800-4.500/min, 0–100 km/h in 10,3 s, Spitze 195 km/h; Testverbrauch 5,0l S/100 km, CO2-Ausstoß (Werksangabe) 117-115 g/km; ab € 16.390,- .
Testwertung
4.0 von 5
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