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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 21. Juni 2013
Der italienische Tuner Oemmedi hat sich auf abgefahrene Auto-Projekte spezialisiert. Also transplantierten Leonardo und Gianfranco Dini einen V12-Lamborghini-Motor in das Heck eines über 30 Jahre alten Fiat 500.

Das Industriegebiet der verschlafenen 5700-Seelen-Gemeinde Acquapendente sieht nicht besonders einladend aus. Vor sich hinrostende Metallteile, abgeholzte Bäume und einfache Wellblechhallen. Ausgerechnet hier soll das zusammengewachsen sein, was nach menschlichen Vorstellungsvermögen kaum zusammengehören kann: Ein Fiat 500 aus dem Jahr 1971 und ein 580-PS-V12-Monster eines Lamborghini Murcielago. "Unmöglich" sagen Sie? Mitnichten. Denn in einer der simplen Hallen, ist genau dieses Kunststück gelungen.

Hier im Dreieck der italienischen Provinzen Umbrien, Latium und der Toskana reden die Menschen nicht lange um den heißen Brei herum. Sie sind freundlich, und wenn sie etwas sagen, meinen sie es auch so. Also stand am Anfang des hochexplosiven Projekts eine Wette zwischen Sohn Leonardo und Vater Gianfranco Dini: Vor sechs Jahren ging es um die Möglichkeit, dem Motor eines Porsche 911 in das Heck eines alten Fiat 500 zu pressen. Es war der ewig junge Disput zwischen studierten Automobil-Ingenieur und gewitzten Schrauber (Vater). "Das schaffst Du nie", forderte Filius Leonardo heraus. Gianfranco schlug ein und das Ergebnis war ein Fiat 500 mit Porsche Power.

Einmal auf den Geschmack gekommen legten die beiden nach. Es folgte die erste rein-italienische Hochzeit, nämlich die zwischen dem V8-Motor eines Ferrari 308 und wieder einem Fiat Cinquecento. Der Sound dieser Kreation schmerzt in den Ohren. Doch die vorläufíge Krönung der Transplantations-Wut stellt die Kreuzung zwischen dem Fiat 500 von 1971 und dem V12-Triebewerk eines Lamborghini Murcielago dar. "Das war das schwierigste Projekt", gesteht Gianfranco Dini. Der Grund sind die monströsen Ausmaße des Kraftwerks aus St. Agata Bolognese. Der Kopf hinter den Umbauarbeiten war Leonardo, studierter Automobil-Ingenieur. Die Arbeit fand am Abend und am Wochenende statt. Ein Freund half. Schließlich müssen die beiden ja noch ihre Werkstatt betreiben.

Das Resultat ist beeindruckend und verstörend zugleich. Man erkennt den Fiat 500 nur noch am Aufbau und den Scheiben. Unter dem Blechkleid steckt jede Menge Technik. Schließlich soll der Lambo-Fiat ja auch fahren nicht nur lauthals brüllen. Um die Kraft des Motors zu bändigen, sind zwei Chassis übereinandergebaut, um die Verwindungssteifigkeit zu garantieren. Ein normaler Fiat 500 des Jahres 1971 würde wahrscheinlich der Wucht des V12 nicht standhalten. Die Bodengruppe ist multifunktional und kann verschiedene Aufbauten tragen. Praktischerweise stammen die meisten Komponenten vom Motorenspender Lamborghini: Angefangen vom Fahrwerk bis hin zu den mit knallroten - schließlich sind wir in Italien - Leder überzogenen Sportschalen.

Bevor ich mich mit diesem Ungetüm auf die Straße wage, gilt mein besorgter Blick den Reifen: Pirelli P Zero, 18 Zöller. Vorne sind es 235er Walzen und hinten 335er. Ok für Grip ist gesorgt. Dann also rein in das enge schlichte Cockpit. In der Lenkradnabe ist der Drehzahlmesser fixiert, dessen Skala erst weit jenseits der 8.000 U/min endet. Der Tacho hat 400 km/h als Top-Wert. Keine Übertreibung, wie mir bald klar sein wird. Der Rest des Interieurs ist sportlich schlicht: Anzeigen für Öldruck, Wassertemperatur und derlei. Zündschlüssel, Gangknüppel und ein paar Knöpfe in der Mittelkonsole - das wars.

Die Sitze sind kein Problem, aber wohin mit meinen Füßen in dem winzigen Fußraum? "Am besten zunächst auf Kupplung und Gaspedal", witzelt Gianfranco. Mir ist nur bedingt zum Lachen zumute. Irgendwann klappt es dann doch: Die Kupplung ist getreten, der Schlüssel gedreht und das Untier in meinem Rücken krakeelt aus zwölf Kehlen los. Das Monster braucht Drehzahlen, als mal auf 4.000 hoch und die Kupplung gefühlvoll, so gut es eben geht, kommen lassen. Blitzartig springt das Gefährt nach vorne.

Doch dann geht alles einfacher als gedacht. Das Getriebe lässt sich präzise schalten und das Auto bringt die Kraft auf die Straße. Die Beschleunigung ist atemberaubend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das 580-PS-Triebwerk hat mit dem Leichtgewicht Fiat 500 keine Mühe und stürmt mit einer Vehemenz los, dass man bisweilen das Atmen vergisst. So muss sich also der berühmte Lügenbaron Münchhausen gefühlt haben, der auf einer Kanonenkugel geritten sein will. Nur dass die deutlich weniger als 580 PS hatte. Gottseidank sind die Bremsen kräftig und die Lenkung direkt. Nach ein paar Minuten kommt man auch mit diesem Brutalo-Italiener gut klar und kann die Fahrt genießen.

Auf die Frage, wie schnell denn der Bolide ginge, weiß Gianfranco keine definitive Antwort. "Mehr als 300 km/h sicher". Wie viel denn genau drin sind, kann der freundliche Signore nicht sagen. Der Grund: "Es hat sich noch keiner getraut!". Gut zu wissen! Ich werde sicher nicht der Erste sein.

Quelle: Autoplenum, 2013-06-21

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