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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. April 2012
Immerhin bleiben sie gelb. Doch ab Ende 2013 beginnt bei den New Yorker Taxis ein neues Zeitalter. Ford war gestern - Nissan ist morgen.

Jeden Tag steigen 600.000 Menschen in ein New Yorker Taxi. Die Zeiten, in denen zwischen den Häuserschluchten ausschließlich gelbe Ford Crown Victorias unterwegs waren, sind vorbei. Zunehmend krabbeln Ford Escape Hybrid, Ford Connect und Toyota Sienna durch den Dauerstau von Manhattan. Ab Ende 2013 kommt das neue Yellow Cab - von Nissan. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg: "Die New Yorker Taxis sind schon immer Ikonen gewesen und hier setzen wir nun einen neuen Standard. Die mehr als 600.000 Passagiere jeden Tag bekommen mit diesem Wagen neueste Technologien und beste Sicherheitsausstattungen."

Das sieht nicht jeder in New York so. "Ich habe extra vorher noch einmal zugeschlagen und mir noch einen Escape Hybrid gekauft", grummelt Taxifahrer Hameed Naeen hinter der ihn schützenden Plexiglasscheibe. Mehr als zehn Jahre fährt Hameed bereits in New York Taxi - bevorzugt in Manhattan. "Klar weiß ich, dass der Escape im Fond für die Fahrgäste unkomfortabel ist und man keinen richtigen Platz hat", räumt der gebürtige Inder ein, "vorne ist es für mich nicht viel luxuriöser. Doch der Fahrersitz ist besser als beim Crown Vic und ich spare am Tag 25 bis 30 Dollar Kraftstoff." Ende 2013 ist es vorbei. Wer sich dann ein neues Taxi anschafft und die allzu begehrte New-Yorker-Taxiplakette auf die Motorhaube nagelt, kann dies an sich nur noch auf dem neuen Nissan New York Cab tun. "Wir sind stolz, eine neue Ära von urbaner Mobilität nach New York zu bringen”, so Nissan-Chef Carlos Ghosn.

Das neue New York Taxi basiert technisch auf einem 4,40 Meter langen Stadtlieferwagen, dem Nissan NV 200. Seine offizielle Premiere feierte das neue Taxi auf der New York Motorshow. Es soll auf überschaubar kleinem Raum viel Platz im Innern bieten. Doch wer sich Türen, Sitze und Fahrwerk anschaut, hat Zweifel daran, dass das neue Nissan-Taxi die zerborstenen Straßen von Big Apple ein paar Jahre ohne größere Blessuren überstehen kann. Der Auftrag der lokalen Organisation TLC, die für die rund 20.000 Taxis und Chauffeurlimousinen in der Stadt der Städte verantwortlich ist, war heiß begehrt und wild umkämpft. Ford hätte nur allzu gerne das Taximonopol bekommen, doch die Franko-Japaner von Renault-Nissan machten mit ihrem NV 200 schließlich das Rennen. Dabei war New York in den letzten Jahren fest in Ford-Hand. Die meisten der über 13.000 Taxis auf den Straßen von Big Apple sind die betagten Crown Victorias, die seit 2011 jedoch nicht mehr produziert werden. Als das Hybridthema in den USA 2006 / 2007 immer größer wurde, stiegen viele der Taxifahrer auf Ford Escape Hybrid und Nissan Altima Hybrid. Ein paar versuchten sich auch an dem Hybridpionier Toyota Prius. Doch der Prius fiel bei Taxifahrern und Gästen gleichermaßen durch. "Die Qualität war für den harten Alltagsgebraucht einfach zu schlecht", so Taxifahrer Driss Diouri, "Sitze, Fahrwerk und die ganze Innenausstattung waren einfach überfordert. Daher sind die Taxifahrer wieder umgestiegen."

"Ich habe in den letzten Jahren einen Toyota Sienna Van gefahren", erklärt Hammed Naeen, "in sechs Jahren 450.000 Meilen. Ich war an sich zufrieden. Der Wagen hatte unglaublich viel Platz und ich habe bei 200.000 Meilen nur einmal das Getriebe wechseln müssen. Doch neben den Rückenschmerzen die ich hatte, war der Verbrauch einfach zu hoch. Da spart mein Escape Hybrid jetzt einfach jeden Tag bares Geld." Der Verbrauch der mächtigen Vans, in den auch behinderte Fahrgäste problemlos einsteigen können, liegt mit 18 Meilen pro Gallone (circa 14 Liter auf 100 km) auf dem Niveau des betagten Ford Crown Victoria. Seinen neuen Escape Hybrid, ebenfalls von Ford, mit einem Preis von knapp 40.000 Dollar hat er auf sieben Jahre finanziert. Der Hybride gibt sich in der Realität wegen der ständigen Staus in Manhattan und New York mit der Hälfte an Kraftstoff zufrieden.

Viele der New Yorker Taxifahrer wundern sich über die Entscheidung zugunsten des neuen New-York-Taxis von Nissan. Hameed Naeen: "Der Nissan soll sparsam sein. Ein Vierzylinder, der mehr als 20 Meilen pro Gallone schafft. Doch wieso gibt es keinen Hybrid?" Driss Diouri, seit Jahren am Steuer seines gelb-verbeulten Crown Vic, sieht das nicht anders. "Dieselkraftstoff ist hier zwar teuer, aber die Autos sind unglaublich sparsam. Wieso jetzt ein normaler Benziner - auch wenn er nur vier Zylinder hat?" Letztlich müssen die Kunden abstimmen, wie ihnen das neue New York Cab gefällt. Das Platzangebot im Nissan, der von einem zwei Liter großen Vierzylinder-Benziner angetrieben wird, ist üppig. Zudem gibt es Stromanschluss, zwei USB-Ports, Beleuchtung für Passagiere und Fußraum sowie mehr Gepäckraum als die bisherigen Modelle. Touristen werden sich über das 15-Zoll-Entertainmentsystem, die getrennte Klimaregelung oder das Panoramadach freuen.

Entscheidend sollen jedoch die niedrigen Betriebskosten für die Fuhrunternehmer sein. Der Nissan NV 200 kostet in der New Yorker Taxiedition knapp 30.000 Dollar und verfügt über eine Garantie über 150.000 Meilen für den Antrieb. Ist der NV 200 anfangs nur mit einem Vierzylindertriebwerk geplant, so gibt es bereits konkrete Überlegungen für den Einsatz von Elektrofahrzeugen. Doch hier gibt es die gleichen Probleme wie bei Kundenautos. Zum einen ist die Reichweite aktuell nicht ausreichend und zum anderen verdient ein Taxi nur Geld, wenn es rollt - insbesondere in New York. "Ladezeiten, die länger als ein normaler Tankvorgang dauern, sind daher ein Witz", lacht Driss Douri.

Quelle: Autoplenum, 2012-04-11

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