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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. Oktober 2014
Automodelle werden sich immer ähnlicher; die Grenzen zwischen den Segmenten verschwimmen. Mehr denn je geht es längst auch im Autogeschäft um die Macht der Marke. Ohne Tradition, Image und ein perfektes Gesamtbild lassen sich immer schwerer Autos verkaufen.

Der erste Blick in die Preisliste lässt Sportwagenfanatiker anerkennend mit der Zunge schnalzen. Der noch junge Porsche 911 Turbo S startet als geschlossene Coupéversion bei stattlichen 197.041 Euro. Der grandiose Allrad-Supersportler für Rennstrecke und Straße bietet dafür eine allenfalls mäßige Serienausstattung, 412 kW / 560 PS und 0 auf Tempo 100 in schier unglaublichen 3,1 Sekunden ehe er sich, das güldene Wappen voran, bis zur Höchstgeschwindigkeit von 318 km/h drückt. Wer sich für einen solchen Supersportler interessiert, muss auf Euro, Dollar oder Yen kaum achten und die Porsche-Modelle gelten weltweit als die wertstabilsten überhaupt.

Ein paar tausend Kilometer weiter östlich im mindestens ebenso sportwagenaffinen Japan gibt es seit Anfang der 70er Jahre ebenfalls Supersportler; allen Voran der Nissan Skyline GT-R schuf sich nahezu zeitglich mit dem 1974 vorgestellten Porsche 911 Turbo der Generation I weltweit einen Ruf wie Donnerhall. Seit ein paar Jahren ist die aktuelle Generation des Nissan GT-R auch in Europa zu bekommen; kreiert, nur um einen Gegner zu schlagen: den Porsche 911 Turbo. Die aktuellen Fahrleistungen lesen sich kaum weniger imposant als beim Konkurrenten aus dem Stuttgarter Westen. Ein 3,8 Liter großer V6-Doppelturbo leistet 404 kW / 550 PS. Allemal genug, um den mit 1,8 Tonnen recht schwergewichtigen Allradler in unglaublichen 2,7 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Und auch bei der Höchstgeschwindigkeit lässt sich der japanische Supersportler abseits des Fuji Racetracks mit 315 km/h nicht abschütteln.

Bei Fahrleistungen und Serienausstattung gibt es kaum nennenswerte Unterschiede. Doch beim Blick in die Preisliste fallen einem schlicht die Augen aus dem Kopf. Die Premium Edition des Nissan GT-R kostet mit 96.400 Euro weniger als die Hälfte des schwäbischen Gegenübers. Und selbst mit Sportpaketen und Karbon-Tam-Tam kommen allenfalls 7.500 Euro hinzu. Auf diesem Niveau gibt es von Porsche allenfalls des Elfer-Basismodell Carrera. In der Autobranche auf hohem Niveau eines der spektakulärsten Beispiele, wie teuer Image und Historie zu bezahlen sind. Denn Porsche 911 Turbo S und Nissan GT-R bieten ein nahezu kongruentes Paket zu höchst unterschiedlichen Preisen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt es ein ähnliches Bild. Ein Porsche 911 Turbo aus dem Jahre 2009 mit rund 50.000 Kilometern kostet zwischen 65.000 und 90.000 Euro. Ein vergleichbarer Nissan GT-R mit gleichen Rahmendaten liegt bei 42.000 bis 55.000 Euro.

Ein paar Klassen darunter, deutlich familiärer orientiert, startet es im Vergleich Mercedes E 220 Bluetec Kombi, von einem 170 PS starken Vierzylinder-Diesel befeuert, schwach ausgestattet bei 47.332 Euro. Ein Skoda Superb Combi, ebenfalls mit einem 170 PS starken Dieselmotor unterwegs, kostet 31.790 Euro. Unterschiede sind bei Ausstattung und Details allemal vorhanden; doch Platzangebot und Antrieb sind bei dem Tschechen auf dem gleichen Niveau - für zwei Drittel des Daimler-Preise. Ein gebrauchtes 2009er-Modell kostet mit 50.000 Kilometern selbst als Topmodell mit einem 260 PS starken Allrad-Sechszylinder unter 20.000 Euro. Überraschenderweise ist ein Mercedes 220 CDI T, fünf Jahre alt und mit gefahrenen 50.000 Kilometern ab 21.000 Euro kaum nennenswert teurer.

Zwei Beispiele dafür, dass Autokunden sich speziell in Europa und speziell in Deutschland mehr denn je für eine besondere Marke, ein spezielles Modell oder einen Namen entscheiden, der sie bestmöglich schmückt. Die Positionierung des Autos und der Marke selbst sind viel wichtiger als Fahrleistungen, Verbräuche oder Ausstattungen. Was im Autogeschäft gilt, ist bei Luxusmarken aus anderen Bereichen keinesfalls anders. Die Begehrlichkeit, die eigene Außenwirkung mit Gegenständen spezieller Marken aus Bereichen wie Mode, Schmuck, Autos oder Gebrauchsgegenständen des Alltags wie Taschentüchern oder Waschpulver positiv zu beeinflussen ist das Lebenselixier vieler Konzerne. Es zählt für viele (Auto-) Kunden eben eines mehr denn de: die Macht der Marke. Dann sind sie eingefleischte Fans und nicht nur Kunden der Marke.

Quelle: Autoplenum, 2014-10-10

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