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Testbericht

Sebastian Viehmann und Stefan Grundhoff, 11. November 2009
Muss man wirklich tausende von Euro für gute Navigation ausgeben? Wir haben ein mobiles High-End Gerät mit dem Festeinbau-System eines Premiumherstellers verglichen.

Wer sich für ein Navigationsgerät entscheidet, tut dies zumeist beim Kauf eines Neuwagens. Der Anteil der Fahrzeuge, die mit Navigationssystemen ausgeliefert werden, steigt stetig an. Die Geräte können immer mehr, doch nicht immer werden sie billiger. Zumindest dann nicht, wenn man sich für einen Festeinbau entscheidet. Gut und günstiger sieht es bei portablen Nachrüstlösungen aus.

Guter Rat ist teuer, eine gute Routenführung ebenso. Rund 400 Euro kostet das TomTom Go 940 Live, dazu kommen im Monat knapp 10 Euro Abonnementgebühren für die Nutzung von HD Traffic und weiterer Dienste. Bei fest installierten Systemen wird es vor allem bei den Premiumherstellern noch viel teurer. BMW hat aktuell zwar eines der besten Navigationssysteme auf dem Markt zu bieten, lässt sich das aber auch fürstlich entlohnen: Beim 3er kostet das Navi je nach Funktionsumfang zwischen 2300 und 3150 Euro. Wer TV-Empfang und die längst standesgemäße Bluetooth-Funktion dazu bucht, knackt fast die 4.000-Euro-Marke.

Opel geht bei seinem Vorzeigemodell Insignia einen anderen Weg. Zwar gehört das Bildschirmnavigationssystem nicht zur Referenzklasse, doch ist es bereits ab der mittleren Ausstattungsvariante serienmäßig im Lieferumfang des Fahrzeugs enthalten. Das bietet kein anderer Hersteller in der Mittelklasse. Der Bildschirm kann in Sachen Auflösung und Detailgetreue nicht mit anderen Modellen und schon gar nicht mit dem Vorzeigemodell von BMW mithalten - doch die meisten Kunden werden Routenführung, Bedienung und den Verzicht auf einen Kabelsalat auf dem Armaturenbrett zu schätzen wissen.

Ein Festeinbau-Navi muss also schon einiges bieten, um die Preisdifferenzen zu mobilen Systemen zu rechtfertigen. Beim Bedienkomfort kann das BMW-System denn auch gleich triumphieren. Zwar lassen sich beim TomTom die wichtigsten Funktionen wie Routenberechnung, Maßstabsänderung oder Sonderzielsuche mit wenigen Klicks erledigen, nur für spezielle Einstellungen muss man tiefer in die Menus eintauchen. Alternativ lässt sich das Gerät auch per Spracheingabe steuern. Doch die Mischung aus Funktionstasten und Drehknopf beim BMW ist trotz der nötigen Eingewöhnungszeit erheblich komfortabler. Auch bei der Optik hat das System die Nase vorn. Die farbenprächtige, aber nicht überladene Kartendarstellung ist vorbildlich. Vor allem beim Herauszoomen kann der kleinere Bildschirm des TomTom nicht die gleiche Übersichtlichkeit bieten. Bei kritischen Punkten wie Ausfahrten und Spurwechsel kann das mobile System immerhin mit einem praktischen Fahrspurassistenten in 3D-Sicht aufwarten.

Bei der Routenberechnung selbst schlägt die Stunde des mobilen Lotsen. Unter dem Strich unterscheiden sich die Fahrtzeiten meistens kaum, doch wenn es um die exakte Berechnung der Ankunftszeit geht, hat das TomTom die Nase vorn. Gerade im dichten Stadtverkehr sind die Prognosen des BMW-Systems häufig zu optimistisch. Dank der IQ Routes-Technologie und dem System HD Traffic, das eine größere Datenbasis nutzt als nur der TMC-Service, schlägt bei hohem Verkehrsaufkommen die Stunde des TomTom-Navis. Bei einer Fahrt von München nach Zell am See zum Beispiel schlug das TomTom eine 197 Kilometer lange Route vor, das BMW-Navi eine 208 Kilometer lange Route – die Ankunftszeit beider Routen war fast identisch. Doch während das TomTom gleich Richtung Felbertauern steuerte, wollte das Festeinbau-Navi eine Route über die A10 einschlagen, obwohl im Verkehrsfunk schon vor Blockabfertigung und langen Wartezeiten gewarnt wurde. Überhaupt zeigte sich das mobile Navi während der mehrmonatigen Testphase dem BMW-System in Sachen Stauwarnung deutlich überlegen. Das TomTom warnt wesentlich seltener vor „Geisterstaus“, die sich bereits längst aufgelöst haben. Auch die Staulänge und den exakten Beginn der Behinderung zeigt das Navi in der Regel sehr genau an.

Beide Systeme bieten vor dem Start und während der Fahrt jederzeit die Berechnung alternativer Routen an. Manchmal muss man dann wesentlich längere Strecken in Kauf nehmen. Wer aber Staufallen wie die A8 oder die offiziell Münchner Innenstadt genannte Vorhölle des Verkehrs kennt, nimmt gerne mehr Zeit in Kauf, solange das Auto nur irgendwie in Bewegung bleibt. Das TomTom-Gerät zeigte sich besonders flexibel für Änderungswünsche des Fahrers: Wenn man die vorgegebene Strecke verlässt, versucht das System nicht, den Wagen auf Gedeih und Verderb auf die alte Route zurückzulotsen. Stattdessen baut es die neue Strecke schnelle in eine alternative Routenberechnung ein. Auch wenn man am Ziel vorbeifährt, dauert die Neuberechnung in der Regel nur wenige Sekunden.

Was den Funktionsumfang außerhalb der Navigation betrifft, ist das BMW-System nicht zu schlagen. Eine Freisprecheinrichtung bieten beide Systeme, doch im BMW ist sie komfortabler zu bedienen. Telefon, PDA, CDs oder USB-Sticks lassen sich problemlos ins Entertainment-System integrieren und erleichtern das Jonglieren mit dem täglichen Kommunikations-Overkill erheblich. Gegen Aufpreis surft der BMW sogar im Internet, was wegen der langsamen Verbindung via Edge allerdings wenig sinnvollen Praxisnutzen bringt. Zwei Funktionen hat jedoch nur das TomTom: Auf dem Bildschirm wird das aktuelle Tempolimit angezeigt. Allerdings kann man sich durch die ständig wechselnden Limits und Wanderbaustellen auf deutschen Straßen auf die Richtigkeit der Anzeige nicht immer verlassen. Bei BMW ist eine solche Anzeige ebenfalls zu bekommen – aber nur bei den neuen Modellen der 7er und 5er Reihe, die über ein Kamerasystem hinter dem Innenspiegel verfügen. TomTom bietet außerdem einen Blitzer-Warner an, der vor fest installierten Radarfallen warnt. Praktisch: Die Datenbank lässt sich über das Internet aktualisieren.

Unter dem Strich lautete das Fazit: Wem es wirklich nur auf eine möglichst optimale Navigation ankommt, der kann auf fest installierte Systeme verzichten, denn die sind von den mobilen Lotsen in Sachen Routenberechnung und Stauumfahrung schon rechts überholt worden. Wer ein optimal in die Fahrzeugarchitektur integriertes System mit komfortabler Telefon-Funktion und Medien-Kompatibilität sucht und keinen Kabelsalat mag, wird um ein Festeinbau-Navi dagegen kaum herumkommen. Vor allem bei Premiumherstellern wie BMW und Audi oder Fahrzeugen oberhalb der Mittelklasse kommt erschwerend hinzu, dass Autos ohne fest eingebautes Navigationsystem an Bord Nachteile beim Wiederverkauf haben. „Wenn wir zum Beispiel einen Audi A4 ohne Navigation in Zahlung nehmen, ziehen wir gleich einmal 1.000 Euro ab“, so ein süddeutscher Audi-Händler, „bei größeren Modellen noch mehr.“

Quelle: Autoplenum, 2009-11-11

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