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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 1. Juni 2018
Ruhe in Frieden? Darüber kann Andreas Laubach nur lachen. Er ist Verkäufer im neuen Classic-Center von Jaguar Land Rover im feinen Essener Stadtteil Kettwig und sorgt dafür, dass die alten Modelle aus England gar nicht erst zur Ruhe kommen. „Wir restaurieren, warten, lagern ein und handeln mit den bekanntesten Autos aus den letzten Jahrzehnten unserer Firmengeschichte“, sagt der Oldtimer-Experte und lässt den Blick durch eine weitläufige Halle schweifen, in denen E-Types und D-Types stehen, XK-Modelle aus allen Generationen und natürlich auch Defender und Range Rover. An Ruhe ist da zumindest im übertragenen Sinne nicht zu denken. Doch in diesen Tagen ist es mit der Ruhe in der Remise auch im wörtlichen Sinne vorbei. Denn während die Besucher andächtig flüstern wie im Museum, zerreißt plötzlich ein lautes Brüllen die Stille und mit einem bis dato ungehörten Brabbeln rollt ein Defender aus dem piekfeinen Werkstattbereich hinaus auf die Straße. Klang der bislang eher asthmatisch nach altersschwachem Diesel, hat er jetzt den satten Sound eines Achtzylinders und in der Classic Werkstatt eigentlich gar nichts zu suchen. Schließlich ist er einer von 150 Youngtimern, die Land Rover aufgekauft, restauriert und pünktlich zum 70. Geburtstag der Marke ordentlich aufgemöbelt hat. Defender Works V8 steht auf der Plakette am Kotflügel und für Preise von bescheidenen 169.000 Euro aufwärts wird aus dem einstigen Arbeitstier gar vollends ein Luxusspielzeug für die Spaßgesellschaft. Dafür stehen vor allem drei Zahlen, die man im Zusammenhang mit einem Defender noch nie gelesen hat: 5 Liter Hubraum, 405 PS und 515 Nm machen ihn zum stärksten Modell, das es in 67 Jahren Bauzeit offiziell gegeben hat.   Zwar kann man natürlich auch mit dem Defender V8, den es als kurzen Dreitürer oder als langen Fünftürer jeweils in einer ziemlich individuellen Farbpalette und Ausstattungsvielfalt gibt, weiterhin durchs Unterholz krauchen. Doch zum ersten Mal lockt es diesen Land Rover auch auf die Autobahn. Nicht dass man dort mit 171 km/ Spitze wirklich etwas reißen könnte; selbst wenn kein anderer Defender je so schnell war und bislang immer bei spätestens knapp über 140 Sachen Schluss gewesen ist. Aber allein der Sprint in der Auffahrt ist ein unvergessliches Erlebnis und jeder Kickdown beim Überholen zaubert einem ein Lächeln auf die Lippen: Während sich das Original mehr schlecht als recht auf Tempo 100 gezittert und dabei quälend lange 15,6 Sekunden verstreichen lassen hat, reißt der rasende Rentner diese Hürde in gerade mal 5,6 Sekunden und tut dies so selbstverständlich, dass der Fahrer an seinen Sinnen zu zweifeln beginnt.   Aber dieser Defender ist nicht nur auf der Geraden schnell. Sondern, weil Land Rover auch das Fahrwerk mit neuen Federn, Dämpfern und Stabilisatoren sowie einer optimierten Lenkung auf Vordermann gebracht hat, kommt selbst in Kurven so etwas wie Fahrfreude auf. Ja, der Defender ist immer noch vergleichsweise sperrig für sein Format und so richtig komfortabel mag er trotz einer Ausstattung in Lack und Leder auch nicht sein. Wer das sucht, ist in einem Range Rover weiterhin besser aufgehoben. Aber wo man früher mit dem Defender herum schlingerte wie eine Nussschale im Sturm und dabei durchgeschüttelt wurde wie auf hoher See, hält er jetzt viel besser Kurs, ist höflich zu den Knochen und taugt deshalb auch für die Landstraße.   Zwar ist der Defender Works trotz seiner klassischen Herkunft beinahe ein Neuwagen und aus diesen Grund in Laubachs Hallen eigentlich fehl am Platz. Doch der Experte weiß, dass das ihn das V8-Modell früher oder später ohnehin wieder beschäftigen wird. Denn er mag vielleicht der schnellste und der stärkste Defender aller Zeiten sein, aber er ist ganz sicher nicht der erste Achtzylinder. Sondern schon 1979 hat es in der Land Rover Serie III einen 3,5-Liter-Motor von Rover mit allerdings eher bescheidenen 91 PS gegeben, 1983 kam das Triebwerk schon auf 137 PS und 1992 haben die Briten für den US-Export einen 3,9-Liter mit 184 PS montiert. Als der Defender 1998 seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, gab es dann einen weiteren Achtzylinder, diesmal mit 4,0 Litern Hubraum und immerhin schon 193 PS. Die Autos und ihr Fahrverhalten könnten unterschiedlicher kaum sein, und der rasende Rentner aus dem Jahr 2018 ist ohnehin mit nichts zu vergleichen. Doch es gibt eine Eigenheit, die alle diese Sonderserien eint: „Die Autos sind heute begehrte Sammlerstücke und stehen entsprechend hoch im Kurs“, sagt der Essener Verkäufer. Spätestens in 15, 20 Jahren hat er deshalb ganz sicher auch den Defender V8 wieder auf dem Hof – und mit der Ruhe in der Remise ist es einmal mehr vorbei.Land Rover Defender Works V8 – Technische Daten: Viersitziger Geländewagen, Länge: 3,88 Meter, Breite: 1,79 Meter, Höhe: 2,00 Meter, Radstand: 2,36 Meter, Kofferraumvolumen: 590-1850 Liter Antriebe: 5,0-Liter-Benziner, 298 kW/405 PS, maximales Drehmoment: 515 Nm bei 5.000 U/min, 0-100 km/h: 5,6 s, Vmax: 171 km/h (elektr. begrenzt), Durchschnittsverbrauch: k.A., CO2-Ausstoß: k.A., Abgasnorm: k.A., Effizienzklasse: k.A., Preis: ab 169.000 EuroWarum: weil der neue Defender noch immer nicht fertig ist und ohnehin nicht ans Original herankommen wird. Warum nicht: weil auch ein neuer Motor aus einem Oldtimer keinen Neuwagen macht. Was sonst: Allenfalls eine Mercedes G-Klasse, am besten als G 63. Wann kommt er: In diesem Sommer, wenn man Glück hat. Denn mehr als 150 Autos wird es nicht geben.Davon träumt so mancher Senior: Zum 70. Geburtstag hat Land Rover den Defender buchstäblich noch einmal flott gemacht – mit einem 405 PS starken V8-Motor.
Fazit
Davon träumt so mancher Senior: Zum 70. Geburtstag hat Land Rover den Defender buchstäblich noch einmal flott gemacht – mit einem 405 PS starken V8-Motor.

Quelle: Autoplenum, 2018-06-01

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