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Testbericht

Jens Meiners/SP-X, 16. August 2010

Mini-Fahrer sind ein ganz besonderes Völkchen. Wer die stolzen Besitzer einmal auf der Straße oder beim Schauparken vor dem Café beobachtet hat, wird bestätigen: Hier existiert noch wahre Identifikation mit dem fahrbaren Untersatz. Warum auch nicht, schließlich sind die in München entwickelten und bei Oxford gebauten Kleinwagen ausgesprochene Sympathieträger. Wer so treuherzig aus großen Augen in die Welt blickt, dem lässt man auch die eine oder andere Frechheit durchgehen - zu der dieser je nach Version bis zu 155 kW/211 PS starke Flitzer durchaus befähigt ist.  

Selbstbestätigung haben Mini-Fahrer - ein hoher Prozentsatz von ihnen ist übrigens weiblich - nicht nötig, gern nutzt man jedoch die Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnik. Wer Mini fährt, denkt fast schon per definitionem vernetzt und ist dem Fortschritt gegenüber aufgeschlossen. Retro-Design bloß als ironisches Zitat? Lassen wir diese Frage im Raum stehen - und stellen wir fest, dass der Mini auch solchen technischen Errungenschaften huldigt, deren praktischer Nutzen nicht unbedingt auf der Hand liegt.   Ein besonders nettes Beispiel dafür ist die Funktion Mission Control, die nicht nur im neu vorgestellten Countryman bestellt werden kann, sondern auch in den zum kommenden Modelljahrgang überarbeiteten, bekannten Modellen - dem klassischen Dreitürer, dem offenen Cabriolet und dem mit seinen Dachsäulen in Kontrastfarbe an eine Designstudie erinnernden Clubman.  

Mission Control also ist ein Sprachcomputer, der fast permanent mit dem Fahrer kommuniziert. In rudimentärer Form gab es so etwas schon vor 25 Jahren: etwa im Renault 25 oder im Chrysler Le Baron, wo Fahrer und Passagiere von synthetischen Computerstimmen mit dem Sympathiefaktor eines Darth Vader per Statusmeldungen der Sorte "Der Kraftstoff geht zu Ende. Bitte bald tanken" oder "The door is ajar" beglückt wurden. Und auch moderne Navigationssysteme mit Spracheingabefunktion fragen schon einmal nach: "Wie bitte?"   Mission Control ist da von sonnigerem Naturell. Dem Mini-System geht es nicht nur um die Abfrage und Wiedergabe von Daten, sondern auch um Abwechslung am Volant. Und so haben die Entwickler insgesamt rund 1.800 verschiedene Ansagen und Dialoge eingepflegt, mit denen das Auto praktisch jeden Fahrzustand mehr oder weniger geistvoll kommentiert.   Hinter dem Wortschwall stecken mehrere Jahre Entwicklungsarbeit: Seit 2002 arbeitet BMW im kalifornischen Palo Alto - wo sonst? - an dem Projekt. Und im vergangenen Jahr kam anlässlich des 50. Geburtstages der Modellreihe ein Sondermodell, der Mini 50 Camden, auf den Markt, das bereits eine eingehende Kostprobe von Mission Control vermittelte. Die dort verwendete, erste Version konnte sich ausschließlich auf englisch verständigen - mit prononciert britischem Akzent. Jetzt hat das System deutsch gelernt. Nach wie vor gibt es drei Stimmen: "Engine", stellvertretend für den Motor; "Climate", zuständig für das Wohlbefinden; und die Dame "Coach", neunmalklug über den Dingen schwebend.  

Schon beim Start palavert Mission Control los - zum Beispiel mit der Begrüßung von Coach: "Guten Morgen, schön, Euch alle wiederzusehen!" - worauf Engine antwortet: "Dem kann ich nur zustimmen!" Anschließend fordert das System zum Anlegen der Gurte auf. Etwa mit der Mahnung von Climate: "Was mir jetzt nur noch fehlt, ist das Klicken der Gurtverschlüsse der Sitze vorne. Das gibt mir das beruhigende Gefühl, dass alle angeschnallt sind." - Coach kann da nur zustimmen: "Ja, hat auch einen Sinn! Und gibt einem einfach ein besseres Gefühl!" Abschnallen während der Fahrt wird umgehend notiert: "Unser Fahrer hat den Sicherheitsgurt gelöst", petzt Climate. Woraufhin Coach naseweis fragt: "Wollen Sie uns verlassen? Während der Fahrt? Sind Sie sich ganz sicher?"   Damit es nicht allzu schnell langweilig wird, sind für jeden Zustand teils Dutzende von Ansagen programmiert. Neugierige Mini-Fahrer dürften sich dadurch animiert fühlen, die unterschiedlichsten Situationen herbeizuführen, um in gespannter Erwartung der unweigerlich folgenden Replik zu harren. Welche Sprachversion und welcher Fahrmodus auch gewählt ist - stets herrscht ausgelassene Stimmung im Armaturenbrett. Erst recht, wenn Fakten aus der Modellhistorie vorgetragen werden und sich etwa folgender Dialog entspinnt: Coach: "Engine, wusstest du, dass der erste Mini 1959 herauskam? 2009 war also 50-jähriges Jubiläum!" - Engine: "Na klar, Coach. ICH bin ja auch der GRÖSSTE Fan." - Coach: "Entwickelt wurde er von Sir Alec Issigonis…" - Engine: "Wow!"  

Ernst wird es nur bei den Handreichungen zum Umweltschutz - sie kommen vorzugsweise von Climate, der sich nicht nur um das Lokalklima im Mini kümmert, sondern natürlich auch global denkt und dem Fahrer die teuren Extras nachträglich madig macht: "Wir könnten unsere Aerodynamik verbessern, indem wir das Schiebedach schließen. Das spart obendrein auch noch Energie!" Was Mini mit alledem erreichen will? Das Auto soll eine "eigene Persönlichkeit" erhalten, sich von der Konkurrenz mit eigenständigen Funktionen abheben - und die Vernetzung des Automobils in neuzeitliche Kommunikationsstrukturen weiterbringen.   Das Dialogsystem ist nämlich Teil eines umfangreicheren Pakets, das unter der Bezeichnung Mini Connected nicht nur eine Webradio-Funktion bietet, sondern es auch erlaubt, Facebook- und Twitter-Einträge zu empfangen und zu senden. Schließlich soll die unerleuchtete Außenwelt etwas mitbekommen von den Gefühlsregungen des Individualisten, der da am Steuer seines Mini sitzt. Voraussetzung für das 250 Euro teure Mini Connected-System ist das Werks-Navigationssystem (1.800 Euro) oder das Radio Visual Boost CD (1.200 Euro). Und es bedarf eines speziellen Telefons, nämlich - Sie erraten es - eines iPhone.   Selbst der kommunikativste Mini-Fahrer genießt vermutlich einmal Momente der Stille, wenn nach einem hektischen Tag die Tür ins Schloss fällt und der Feierabend beginnt. Damit die von den virtuellen Unterhaltern erzeugte Heiterkeit dann nicht in Verzweiflung umschlägt, haben die Entwickler bei der neuen Version noch eine weitere Funktion integriert: den Aus-Knopf. Auch das ist ein Fortschritt... Jens Meiners/SP-X

Mini stellt ein neues Gimmick vor: "Mission Control". Das sprechende System ist nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam. Und der Mini erhält zusätzliche Persönlichkeit.

Fazit
Mini stellt ein neues Gimmick vor: "Mission Control". Das sprechende System ist nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam. Und der Mini erhält zusätzliche Persönlichkeit.

Quelle: Autoplenum, 2010-08-16

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