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Testbericht

Stefan Grundhoff, 1. November 2013
Mercedes ist seit Jahrzehnten bekannt für seine geräumigen Oberklassekombis mit dem T-Signet am weit aufschwingenden Heckdeckel. Die Idealbesetzung bleibt auch in der aktuellen Generation der große Dreiliter-V6.

Mercedes hat sein Motorenprogramm in den letzten Jahren kräftig durcheinander gewirbelt. Längst hat die pralle Buchstaben- und Zahlenkombination am Heckdeckel nichts mehr mit Hubraum oder Zylindern zu tun. Der Mercedes E 350 Bluetec T hat sich im Gegensatz zu den meisten anderen E-Klasse-Varianten immerhin seine sechs Brennkammern bewahren können. Der drei Liter große Sechszylinder-Selbstzünder leistet 185 kW / 252 PS und kostet karg ausgestattet 57.923 Euro. Wer will, entscheidet sich in dem allumfassenden Kombipaket gleich für die 4matic-Allradversion, die den Preis auf insgesamt 60.660 Euro drückt. Damit ist das Ende der aktuellen Dieselfahnenstange erreicht. Denn während die direkten Konkurrenten Audi und BMW längst weit über 380 PS anbieten, hat der große Daimler-V6 seit Jahren seinen Leistungszenit erreicht. Mehr ist aus ihm nicht herauszuholen.

Die Fahrleistungen gehen für einen Dreiliterdiesel jedoch allemal in Ordnung; Maßstäbe setzen sie trotz des maximalen Drehmoments von 620 Nm zwischen 1.600 und 2.400 U/min jedoch längst nicht mehr. Mit einem einfachen Turbo beflügelt, durchbricht der Mercedes E 350 Bluetec T die 100er-Marke aus dem Stand in 6,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h abgeriegelt und die Laufruhe setzt im schnellen Schwaben trotz des nennenswerten Leistungsdefizits allemal Maßstäbe. Da die neue Neungang-Automatik zur Modellpflege der E-Klasse nicht rechtzeitig fertig wurde, kommt sie erst in diesem Herbst in den Handel. Zwei Gänge mehr bringen eine bessere Spreizung der einzelnen Schaltstufen und reduzieren den Verbrauch im Vergleich zur Siebengang-Variante um ein paar Zehntel. Im Praxistest verbrauchte der Lademeister aus Stuttgart 7,8 Liter Diesel - ein standesgemäßer Wert für einen durchweg gut bepackten und besonders auf Langstrecken überzeugenden Kombi. Mit dem knapp 60 Liter großen Tank sind bei zögerlichem Gasfuß Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern drin. Wer denkt da noch an ein Elektromodul?

Platzangebot und Reisekomfort suchen in dieser Klasse auch nach der hauseigenen Modellpflege ihresgleichen. Die Geräuschdämmung im Innern des Edellasters ist vorbildlich und die Sitze sehen mit weichem Leder bezogen nicht nur klasse aus - sie lassen Fahrer und Insassen auch nach sechs Stunden Autobahnfahrt immer noch entspannt aussteigen. Auf Wunsch lassen sich Seitenwangen anpassen, die Sitzfläche belüften und eine Massage nehmen - so reist man im 21. Jahrhundert als Handlungsreisender höherer Einstufung. Den verwöhnten Mitreisenden geht es da kaum anders. Die knapp 600 Kilogramm Zuladung ermöglichen die Mitnahme von einer nennenswerten Anzahl von Gepäckstücken üppiger Dimension. Fasst der Gepäckraum bei normaler Sitzbelegung 600 Liter, sind es bei umgeklappter Rückbank bis zu 1.855 Liter. Wer mehr will und mehr braucht, sollte in die Vanliga oder zu einem großen Geländewagen wie dem Mercedes GL wechseln.

Für diese Liga mehr als standesgemäß lässt sich der mit weichem Teppich ausgeschlagene Laderaum elektrisch öffnen und die getrennte Rückbank fällt mit zwei Handgriffen wie von Geisterhand nach vorn. So macht Ein- und Ausladen im Rahmen der wochenendlichen Möglichkeiten fast noch Freude. Auf der Straße zeigt der Schwabenkombi, dass er sich trotz seiner Länge von 4,90 Metern und seinem Gewicht von zwei Tonnen handlicher fährt, als seine ungelenke Nomenklatur Mercedes E 350 Bluetec T es vermuten lässt. Die Lenkung findet eine passende Mischung aus Direktheit und Komfort, das Fahrwerk ist betont langstreckentauglich abgestimmt und der kraftvolle Diesel bildet zusammen mit dem Getriebe eine Einheit, die man keinesfalls mit einem Vierzylinder tauschen möchte. Gut, dass Mercedes seine Getriebeautomatik zum neuen Modelljahr 2014 ausgetauscht hat, denn die Siebengang-Variante kann nicht nur im starken ZF-Achtgang-Wettbewerbsumfeld nicht mehr beeindrucken. Nervöse Schaltvorgänge und wenig filigranes Herunterschalten bei mittleren Tempi sind ihre größten Schwächen.

Die Gesamtvorstellung des Mercedes E-Klasse T-Modells ist abgesehen von der straffen Preisstruktur und der mäßigen Serienausstattung prächtig. Wer viel auf der Autobahn unterwegs ist, sollte an die Vierzylinder mit ihrem Leistungsspektrum zwischen dünnen 136 und ambitionierten 211 PS keinen Gedanken verschwenden. Angesichts von Fahrzeugmasse, Dimensionen und der potenziellen Kombibeladung ist ein Sechszylinder unumgänglich, wenn man Spaß am Kilometerfressen haben möchte. Und wenn schon sechs Zylinder, dann gleichen den 350er, der rund 2.600 Euro mehr kostet als der E 300 Bluetec T mit seinen ausreichenden 231 PS. Der Mehrpreis ist nicht nur wegen des besseren Wiederverkaufs gut angelegt.

Doch man sollte sich beim Mercedes-Händler seiner Wahl keinerlei Illusionen hingeben. Mit der standesgemäßen E-Klasse-Ausstattung, die unter anderem Ledersitze, Navigationssystem, 18 Zoll Radsatz und das mehr als umfangreiche Fahrerassistenzpaket beinhaltet, ist unter 80.000 Euro wenig zu machen. Sogar Selbstverständlichkeiten wie Komfortklimaautomatik, Reifendruckkontrolle, Skisack, Fernlichtassistent oder USB-Schnittstelle müssen extra bezahlt werden. Das allenfalls mäßige Navigationssystem Comand Online fährt der Konkurrenz ebenfalls hinterher - und das zu einem Preis von 3.808 Euro. Da sorgt die dünne Serienausstattung mit elektrischer Heckklappenbedienung, Dachreling, Multifunktionslenkrad und LED-Leuchten rundum kaum für Linderung. Die Serienleuchten vorn ersparen einem dabei nicht zuletzt das wirre Formenspiel der optionalen LED-Frontscheinwerfer (LED-Intelligent-Light-System) , die den Schwaben insbesondere bei Tag wie einen Kirmesflitzer auf der Auer Dult erscheinen lassen.

Quelle: Autoplenum, 2013-11-01

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