12neuwagen.de12gebrauchtwagen.de

Unsere Partnerseiten:

Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. September 2019
Das Mercedes 320 n ist gerade als Kombinations-Coupé der Baureihe W 142 extrem selten. Kaum einer kennt ihn, doch der kleine Bruder vom legendären 540 K ist eine wahre Schönheit.

Von weitem mag man meinen, einen der millionenteuren Mercedes 540 K vor sich zu sehen. Doch wer näherkommt, bemerkt schnell, dass diese Schönheit nur grob Linienführung und Proportionen mit dem exklusiven Sportwagen der Schönen und Reichen aus den 30er Jahren gemein hat. Dabei ist der Mercedes 320 n exklusiver als jeder 540er. Gerade einmal 19 Fahrzeuge wurden von dem Beau in den Jahren 1937 und 1938 gebaut, bevor die Karosse wieder weitgehend unbeachtet in den Schubladen verschwand. Mercedes beheimatet eines der wenigen Modelle in seiner Klassiksammlung. Diesmal auf großer Fahrt in Kalifornien. \"Der Wagen wurde bei uns vor 30 Jahren komplett restauriert und ist dann irgendwie in Vergessenheit geraten\", erzählt Mercedes Klassikexperte Michael Plag, \"jetzt haben wir ihn wieder einmal herausgeholt. Ein spektakuläres Auto einer einzigartigen Ära.\"

Eine Ära, in der Eleganz über alles ging und damit hält sich der Schwaben nicht zurück. Die zweifarbige Lackierung in dunkelrot und schwarz macht das 4,70 Meter lange Fahrzeug noch lasziver. Dazu passen die großen Räder, weich geschwungene Formen und ein verchromter Kühlergrill als Orgie in Chrom, die sich in mächtigen Frontscheinwerfern oder den Stoßstangen fortsetzt. Der leicht nach hinten geneigte Kühlergrill, die endlose Motorhaube, die zweigeteilte Frontscheibe oder das ausladende Sexy-Heck mit dem Ersatzrad - an diesem Auto ist beinahe alles ein Genuss. Dabei ist das Mercedes 320 n Kombinations-Coupé ein ungewöhnlicher Zwitter, eine Mischung aus Cabriolet und Coupé. Auf den ersten Blick wirkt das eleganteste Modell der Baureihe W 142 wie ein Coupé für zwei Personen. Wer genauer hinschaut, sieht, dass sich das Dach auch abnehmen lässt. So wird nicht nur der Blick in den schicken Innenraum frei, sondern auch das Detail, dass sich im winzigen Fond quer zur Fahrtrichtung ein dritter Notsitz befindet - für den Fall der Fälle. Die beiden anderen Insassen fläzen sich auf schicken Ledersitzen und blicken auf das karg instrumentierte Armaturenbrett. Dünnes Lenkrad und endlos langer Ganghebel - alles Zeichen einer einzigartigen Zeit.

So elegant sich das Kombinations-Coupé auch präsentiert, so wenig dynamisch lässt es sich bewegen. Konnten seine großen Brüder vom Typ 500 K und 540 K Dank ihrer Kompressortechnik aus dem vollen schöpfen, gibt sich der 3,2 Liter große Reihensechszylinder mit überschaubaren 57 kW / 78 PS zufrieden. Das reicht für Autobahngeschwindigkeit Tempo 130 und einen kraftvollen Durchzug aus mittleren Drehzahlen, denn rund 220 Nm maximales Drehmoment bei gerade einmal 1.700 U/min machen ihn zu einem Gleiter alter Schule. Das unterstreicht auch das synchronisierte Viergang-Getriebe, der lange Radstand und das Fahrwerk, dass sich der offene Zweisitzer vom Vorgänger der Baureihe W 18 entliehen hatte. Dessen 290er war ebenfalls mit Blatt- und Schraubenfedern vorn sowie einer Pendelachse hinten unterwegs. Unterwegs auf den seicht gewundenen Straßen südlich von Monterey zeigt sich der Mercedes 320 n im seichten Fahrtwind mit Blick auf den Pazifik von seiner besten Seite. Die Zuschauer links und rechts sind beeindruckt vom klassischen Design, während der Fahrer gerne ein paar mehr galoppierende Pferde unter seiner langen Motorhaube hätte. Doch gleiten kann eines der wenigen verbliebenen Modelle wie kaum ein anderer aus seiner Zeit.

Der Mercedes 320 hatte in den späten 1930er Jahren eine Reihe von Konkurrenten aus Italien, den USA und Frankreich. Speziell Peugeot hatte hier bereits 1933 vorgelegt, als man auf dem Pariser Automobilsalon den 402 als offene Eclipse-Version präsentierte. Muss man dem Mercedes 320 n Kombinations-Coupé für den Umbau zum Cabriolet mit zwei Personen selbst Hand anlegen, geschah dies beim Franzosen deutlich einfacher. Das Hardtop musste nicht beiseitegestellt werden, sondern verschwand im zugegeben etwas klobigen Hinterteil des Peugeot 402 Eclipse - auf Wunsch sogar elektrisch. Das versenkbare Hardtop war geboren, das Mercedes und Peugeot mit den Modellen SLK und 206 cc Mitte der 1990er Jahre wiederaufleben ließen. Trotz einfacher Hardtop-Technik war der offen wie geschlossen schnittige Mercedes ein teures Vergnügen. Mit rund 12.000 Reichsmark war der 320 n deutlich teurer als Limousine oder Cabriolet mit kurzem Radstand. Das ist bis heute so geblieben. Einen echten Markt für das Mercedes 320 n Kombinations-Coupé gibt es nicht. Jeder ist exklusiver denn je.

Quelle: Autoplenum, 2019-09-11

Getestete Modelle
Für diesen Testbericht sind keine passenden Modelle vorhanden.
Ähnliche Testberichte
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Kein Opfer des SUV-Booms - Der Kombi hält Stand Kein Opfer des SUV-Booms  - Der Kombi hält Stand
Der Kombi hält Stand Kein Opfer des SUV-Booms Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Gebrauchtwagen-Check: VW Sharan (2. Generation) - Raumrie...Gebrauchtwagen-Check: VW Sharan (2. Generation) - Raumriese mit gro...
Raumriese mit großen Problemzonen Gebrauchtwagen-Check: VW Sharan (2. Generation) ...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Fahrbericht: Bentley Flying Spur Hybrid - Weniger ist mehrFahrbericht: Bentley Flying Spur Hybrid - Weniger ist mehr
Weniger ist mehr Fahrbericht: Bentley Flying Spur Hybrid Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

50 Jahre Porsche Design - Sondermodell und Sonderschau50 Jahre Porsche Design - Sondermodell und Sonderschau
Sondermodell und Sonderschau 50 Jahre Porsche Design Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Toyota-Brennstoffzelle - Von der Straße auf die SchieneToyota-Brennstoffzelle - Von der Straße auf die Schiene
Von der Straße auf die Schiene Toyota-Brennstoffzelle Ganzen Testbericht lesen