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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 25. September 2014
Kaum ein Automobilhändler hat die Geschichte der fahrbaren Untersätze so geprägt, wie Max Hoffman, der auch die Modellpolitik der Hersteller beeinflusste. Das Ergebnis waren rollende Legenden, wie der BMW 507 oder der Mercedes 300 SL.

Die Geschichte von Maximilian Edwin Hoffmann mutet an wie eine der unzähligen vom Tellerwäscher-zum-Millionär-Mythen der amerikanischen Historie. Der Sohn einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters musste in den späten 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sein deutsches Heimatland verlassen, um den Nazi-Terror zu entfliehen. Über Paris ging es weiter nach New York, wo er 1941 mit wenig Geld in der Tasche ankam. Sein Traum war es, in der Automobilindustrie Fuß zu fassen. Den verfolgte er mit ungeheurer Beharrlichkeit. Zunächst schlug er sich zunächst als Mode-Schmuck-Designer durch, bis er genug Geld verdient hatte, um sich seiner Leidenschaft für Automobile zu widmen.

Die kam nicht von ungefähr. In den dreißiger Jahren hatte sich Max Hoffmann, am 12. November 1904 in Wien geboren, in seiner Heimat als Rennfahrer und Automobil-Importeur einen Namen gemacht. Sein Vater besaß eine Nähmaschinenfabrik, die später dann Motorräder herstellte. Max Hofmann hatte seine Finger im Spiel, indem er einen DKW-Motor mit Riemenantrieb an ein Fahrrad koppelte und einfach losbrauste. Später stieg er dann auf einen echten AJS-Feuerstuhl um und nahm an Motorradrennen teil. Nebenbei gründete er mit einem Partner die Firma Hoffmann Huppert, unter anderem der erste Volvo-Importeur in Europa. Alles schien seinen vorbestimmten Weg zu gehen, ehe sich die politische Lage in Deutschland und Österreich radikal änderte.

Max Hofmann flüchtete nach Paris und dann weiter nach New York. Um den amerikanischen Gepflogenheiten entgegenzukommen, tilgte er auch 1946 das zweite "n" in seinem Namen. Aus Max Hofmann wurde Max Hofman. Sein untrüglicher Geschäftssinn und sein Gefühl für Formen, das ihm schon bei seinem Modeschmuck-Unternehmen erfolgreich gemacht hatte, halfen ihm auch beim Autohandel. Er gründete die "Hoffman Motor Car Company" und ließ den berühmten Architekten Frank Lloyd Wright einen Showroom auf der New Yorker Park Avenue gestalten, der in seiner Klarheit und Einfachheit der Formen seiner Zeit weit voraus war

Das sollte die Visitenkarte des Auto-Importeurs werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte es eine Weile, bis die amerikanische Wirtschaft wieder an Fahrt aufnahm. Doch Hoffman hielt an seinem Traum fest und schloss Importeursverträge mit Jaguar, Rolls-Royce, Bentley, Austin, Cooper, Rover, Lea Francis und Morgan ab. Später kam noch Volkswagen dazu. Doch die Amerikaner hatten den Charme des Beetle noch nicht entdeckt. So klappte die Zusammenarbeit nicht wie gewünscht, Volkswagen wollte den Vertrieb in die eigenen Hände nehmen und Hoffman ließ sich ausbezahlen. Später gab er zu, dass dieses VW-Abenteuer einer der wenigen Fehler seiner Laufbahn gewesen sei. Dieses Muster verfolgte des profitablen Ausbezahlens sollte er noch einige Male zu seinen Gunsten anwenden. Hoffman war ein knallharter, bisweilen schwieriger Geschäftspartner. Doch ein Handschlag war für ihn genauso viel Wert wie ein Vertrag.

Der österreichische New Yorker brachte 1950 auch den ersten Porsche 356 in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In welchen Größenordnungen der geschäftstüchtige Importeur dachte, wird aus folgender Begebenheit deutlich. Als Ferry Porsche einmal anmerkte, dass er froh wäre, wenn fünf dieser Porsches in einem Jahr verkauft würden, erwiderte Hoffman trocken. "Wenn ich nicht fünf dieser Autos pro Woche verkaufe, bin ich an diesem Geschäft nicht interessiert." Sein Kalkül: Viele der Amerikaner, die als Soldaten in Europa gedient hatten, hatten eine Leidenschaft für europäische Sportwagen entwickelt. Die Rechnung ging auf: Hoffmann gewann mit einem 356er im September des gleichen Jahres den Preis für das interessanteste Auto beim "Concours d\\\'Elegance" in Watkins Glen.

Den entscheidenden Push gab es, als Hoffman selbst in einem Porsche Rennen fuhr. Die Agilität der kleinen Flitzer aus Deutschland begeisterten die Amerikaner. Hoffmanns Instinkt hatte ihn einmal mehr nicht getrogen: Schon ein Jahr nach dem Verkaufsstart wurden 32 Autos importiert. Drei Jahre später entschieden sich fast 600 US-Amerikaner für einen Porsche. Damit ging fast ein Drittel der Produktion über den Atlantik. Hofmans Wort hatte Gewicht und das setzte er ein. Die ersten Porsches hatten nur einen schlichten Schriftzug auf der Motorhaube. Der gewitzte Autohändler drang darauf, dass die Zuffenhausener Fahrzeuge ein Wappen zieren sollte. Bei einem Essen gab Ferry Porsche dem Drängen des Geschäftspartners nach und entwarf daraufhin das mittlerweile weltberühmte Emblem auf einer Serviette. Schon 1953 prangte das neue Wappen auf den Lenkrädern der Porsches. Später machte Hoffman seinen Einfluss geltend, um die Produktion des Porsche Speedster anzustoßen. Hoffman wollte einen Porsche im Sortiment haben, der billiger als 3.000 Dollar war. Der Erfolg des Flitzers mit dem man auf der Rennstrecke und auf der Straße Spaß hatte, gab ihm Recht.

Der Einfluss des findigen Importeurs auf die Modellpolitik der deutschen Automobilgeschichte war unübersehbar. Der amerikanische Markt wurde immer wichtiger und so wuchs Max Hoffmans Einfluss auf die Entscheidungen der europäischen Autobauer. Er überzeugte Mercedes-Benz den 300 SL zu bauen, indem er kurzerhand 1.000 Autos bestellte, bevor der schwäbische Autobauer das Projekt überhaupt gebilligt hatte. Diese Liaison kostete ihn seinen lukrativen Vertrag mit Jaguar. Hoffman setzte auf die Mercedes-Karte, ließ sich aber von Jaguar Tantiemen für jeden Jaguar zusichern, der in den nächsten Jahren seinem Einzugsgebiet verkauft wurde.

Alfa Romeo drängte er dazu, den Giulietta Spider zu produzieren. Er bestand auf kurbelbare Fenster, ein gutes Softtop und eine starke Heizung. Das gab den Italienern den Vorteil gegenüber den britischen Konkurrenten. Mitte der 50er Jahre begann Hoffman BMWs in die USA importieren. Er erkannte schnell, dass ein relativ preisgünstiger Sportwagen mit einem BMW-Motor ein Erfolg würde. Das Ergebnis war der legendäre BMW 507, der in den USA von Albrecht Goertz entworfen wurde. Dass auch da der umtriebige Importeur seine Hände im Spiel hatte, darf angenommen werden. Mitte der 60er Jahre verkaufte Max Hoffman seine anderen Händlerbetriebe und ging eine Partnerschaft mit dem Münchener Autobauer ein. Er überzeugte das Management, in den BMW 1600 eine Zweiliter-Maschine einzubauen. Das Ergebnis war der BMW 2002, ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Bayern. Als BMW in den USA immer erfolgreicher wurde, wollten die Münchener das Geschäft selbst leiten. Max Hoffman ließ sich 1975 ausbezahlen und genoss fortan das Leben als Privatier und Kunstsammler, bis er 1981 starb.

Quelle: Autoplenum, 2014-09-25

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