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Testbericht

Susanne Kilimann, 1. Dezember 2009
Das Bundesverkehrsministerium erteilt der PKW-Maut in Deutschland seit Jahren eine klare Absage. Zwei Drittel der deutschen Autofahrer könnten sich mit dem Maut-Gedanken aber durchaus anfreunden, hat die Umfrage eines Internet-Portals ergeben. Allerdings müsste der Staat dann an anderer Stelle ein paar „Geschenke“ machen.

Die PKW-Maut hat selbst im Land von BMW und Benz ihre Befürworter. Statt die Autofahrer mit Kfz-, Mineralöl- und Ökosteuer zu belasten und obendrein noch eine saftige Mehrwertsteuer auf den Sprit zu erheben, sollte der Staat besser eine Maut für Familienkutschen, Sportwagen und Co. erheben. So jedenfalls fordern es die Betreiber der Internet-Plattform pkw-maut-deutschland.de. Auf diese Weise würden auch Durchreisende mit ausländischen Kennzeichen im Transit-Land Deutschland zur Kasse gebeten - und Deutschlands Autofahrer könnten finanziell entlastet werden, lautet das Hauptargument.

Im Bundesverkehrsministerium hält man indes nichts von derlei Plänen. Das war schon unter SPD-Mann Wolfgang Tiefensee so, und daran hat sich auch mit seinem Nachfolger Peter Ramsauer (CSU) nichts geändert. FDP und ADAC lehnen die PKW-Maut ebenfalls kategorisch ab.

Doch die Maut-Befürworter, unter ihnen die Grünen, spüren nun wieder frischen Wind in ihren Segeln. Schließlich haben es die Niederländer ja auch geschafft, ein Bezahlsystem für Autofahrten auf den Weg zu bringen - und das sogar für das gesamte Straßennetz. Die Maut soll ab 2012 nicht nur Geld in die Staatskasse spülen, sondern Autofahrer obendrein zu einem überlegteren Umgang mit dem fahrbaren Untersatz bewegen - so zumindest die Hoffnung der Rotterdamer Verkehrsplaner. Denn Fahrten im Berufsverkehr werden in Deutschlands kleinem Nachbarland demnächst besonders teuer, auf staugefährdeten Strecken soll ein Extra-Zuschlag erhoben werden. Kleinwagen werden generell günstiger von A nach B kommen als größere Autos. Für die Kleinen werden die Niederländer ab 2012 einen Grundpreis von 1,6 Cent pro Kilometer erheben, so der ADAC. Für PS-starke Spritfresser dagegen sollen mit jedem zurückgelegten und per GPS registrierten Kilometer 16 Cent anfallen.

Laut einer repräsentativen Umfrage unter Führerscheinbesitzern über 18, die der Online-Fahrzeugmarkt mobile.de in Auftrag gegeben hat, stehen die deutschen Autofahrer einer PKW-Maut im eigenen Land längst nicht so skeptisch gegenüber wie die Mehrheit ihrer politischen Interessensvertreter. Nur ein Drittel der 1002 Befragten lehnte den Mautbeitrag – in welcher Ausgestaltung auch immer – grundsätzlich ab. Zwei Drittel dagegen wären prinzipiell bereit, eine Maut zu zahlen. Dann aber müsse es finanzielle Entlastung an anderer Stelle geben.

Die Hälfte der Befragten ist demnach der Ansicht, die Einführung eines Streckenbezahlsystems müsse mit der Abschaffung der Kfz-Steuer einhergehen. 38 Prozent können sich die Maut in Verbindung mit staatlichen Abstrichen bei der Mineralölsteuer vorstellen. Für 27 Prozent wäre eine Maut in Deutschland nur dann akzeptabel, wenn beide Steuerarten abgeschafft oder zumindest drastisch zurückgefahren werden. Nur fünf von hundert Autofahrern befürworten eine Autobahnnutzungsgebühr ohne steuerliche Rabatte – laut Kreuzchen im Fragebogen erscheint es ihnen richtig, dass jeder, der die Schnellfahrpisten nutzt, auch an deren Baukosten beteiligt wird.

Würde die Autobahngebühr fällig, sollte sie für alle gleich hoch sein, befanden die Teilnehmer der Umfrage. Für 34 Prozent wäre eine Vignette nach österreichischem Vorbild die beste Lösung. Mit ihr wären dann beliebig viele Autobahnkilometer abgegolten. Die Möglichkeit, die Abrechnung anhand der tatsächlich gefahrenen Kilometern zu erstellen, erschien 25 Prozent der Befragten als der bessere Weg. Wer hier sein Kreuzchen setzte, dürfte wohl eher nicht zur Gruppe der Berufspendler und Vielfahrer gehören. Für 18 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wäre eine Autobahngebühr für stark beanspruchte Verkehrswege sinnvoll. Überproportionale Zustimmung bekam dieser Vorschlag im Fragekatalog von den Berlinern und von den Bewohnern Nordrhein-Westfalens, von den beiden Bundesländern also, die laut ADAC-Statistik Spitzenreiter bei den Stau- und Störungsmeldungen im Verkehrsfunk sind.

Jeder zehnte Befragte konnte sich vorstellen, dass man die Gebühren pro Stunde oder Tag entrichtet, dass also ein Tag Autobahn immer das Gleiche kostet – egal ob man in dieser Zeit ein paar oder ein paar hundert Kilometer gefahren ist. Dass man die Maut nach Fahrzeugklasse gestaffelt erheben könnte, kam gerade mal für sieben von hundert befragten Führerscheininhabern in Frage.

Ob die Autobahnmaut oder gar eine Nutzungsgebühr für alle Straßen auch in Deutschland kommt, darf bei der derzeit überwiegend ablehnenden Haltung der Politik bezweifelt werden. Doch die Verkehrsexperten der Parteien werden in den nächsten Jahren nach Holland schielen, um zu sehen, wie erfolgreich das System ist. Schließlich werden die Kosten der Verkehrsinfrastruktur immer weiter steigen. Und auch der Traum vom flächendeckenden Netz an Elektroauto-Ladestationen wird sich kaum gratis erfüllen lassen.

Quelle: Autoplenum, 2009-12-01

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