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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. November 2014
Audi und BMW haben Mercedes beim Thema Licht in den vergangenen Jahren zumindest kommunikativ die Rücklichter gezeigt. Jetzt legt Daimler nach, blickt strahlend nach vorn und hat sich vom Laserlicht verabschiedet.

Der Kommunikationskampf Audi gegen BMW, wer das erste Fahrzeug mit Laserlicht auf den Markt bringt, hatte in der ersten Jahreshälfte 2014 beinahe etwas Komisches. Dabei ging es weniger um den Nutzen des Laserlichts an sich, der nur bei einem Bruchteil der Nachtfahrten in freier Wildbahn zu erleben ist. Letztlich machte der i8 das Rennen, weil die Münchner als erstes Fahrzeuge mit Laserlicht an Kunden ausliefern konnten. Audi stand mit seiner Laserwaffe R8 LMX im Schatten und ärgerte sich. Mercedes, zusammen mit Leuchtmittelzulieferer Osram und führenden Scheinwerferherstellern ebenfalls in der Entwicklung von LED- und Laserlicht unterwegs, schaute sich das Possenspiel wohl ausgeleuchtet von der Tribüne an, während die großen Modelle der E- und S-Klasse seit längerem nur noch mit der lichtstarken LED-Technik unterwegs sind. Auf kaum einem Feld der Autotechnologie wird derzeit derart erbittert gekämpft wie in der Lichttechnik, die für den Wiedererkennungswert und die Zukunftsfähigkeit ein entscheidendes Element ist. So schwer Technologien oftmals zu visualisieren sind - Licht erkennt jeder. Und es sorgt für Sicherheit. Während bei Dunkelheit nur 20 Prozent der Fahrten stattfinden, passieren in Deutschland hier 40 Prozent der tödlichen Unfälle.

Durchaus überraschend, dass Mercedes das Laserschwert nunmehr als der Hand legte und die insbesondere von Audi und BMW proklamierte Zukunftstechnologie in den frühen Ruhestand schickte. Stattdessen sollen die blendfreien Multibeam-LED-Scheinwerfern, mit der im Hause daimler aktuell nur der Mercedes CLS unterwegs ist, weiterentwickelt werden. Das Licht wird hier ähnlich der Matrix-Scheinwerfer von Audi A7 oder A8 so fein gerastert, dass man nahezu immer mit Fernlicht unterwegs sein kann, ohne vorfahrende Fahrzeuge oder den Gegenverkehr zu blenden. Das soegt für einen bedeutenden Sicherheitsvorteil in der Dunkelheit. Stephan Berlitz, Leiter Audi Lichtentwicklung: "Die Exterieurbeleuchtung ist ein entscheidendes Designelement. Bereits im Audi A3 ist die LED-Technologie optional erhältlich. Im A7 Sportback ersetzten LED-Scheinwerfer das Xenon-Licht. Halogenlicht wird es künftig bei Audi nicht mehr geben."

Auch bei Mercedes oder BMW soll es gelblich schimmerndes Halogenlicht nur noch für kleine und besonders preissensible Baureihen geben. Das Ende der 80er Jahre mit dem Zwölfzylinder des BMW 750i der Baureihe E32 eingeführte Xenonlicht, seither gleißend helle Standardbeleuchtung hochwertiger Autos, hat ausgedient. "Preislich liegen Xenon- und LED-Scheinwerfer mittlerweile auf einem Niveau", sagt Uwe Kostanzer, Leiter Entwicklung Lichtsysteme bei Mercedes, "daher haben wir uns von dem Xenonlicht in der Entwicklung komplett verabschiedet." Selbst der Transporter der V-Klasse ist mit LED-Technik zu bekommen. Bei den anderen Premiumherstellern sieht das nicht anders aus. Hier werden mittelfristig alle Marken auf LED-Module setzen, die ganz nebenbei weniger Bauraum und so mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Die restliche Konkurrenz zeigt Licht und Schatten. Gerade Volumenherstellern bieten oftmals Halogen- und Xenonlicht an, während LED-Scheinwerfern den Topmodellen vorbehalten bleiben. Doch selbst Volumenmarken wie Peugeot, Volkswagen oder Ford ersetzen Xenonlicht Schritt für Schritt durch LED-Module an der Front, während sich bei den Rückleuchten die Licht emittierenden Dioden schon breiter durchgesetzt haben und OLED-Technik (organische LED) vor der Tür stehen.

Der Mehrwert von Laserlicht als zusätzlichem Fernlicht für besonders weite Distanzen von über 500 Metern ist überschaubar und für die Hersteller besonders teuer. Aktuell kostet die Lasertechnologie, die in Kleinseriensportwagen Audi R8 LMX oder einem BMW i8 verbaut ist, rund das Zehnfache von einem LED-Hochleistungsmodul. Bei nächtlichen Testfahrten zeigt sich jedoch, dass der visuelle Mehrwert kaum sichtbar ist und die Technologie des Laserlichts mehr zu einem Marketinginstrument verkommt, um dem entsprechenden Auto einen futurisch-technischen Beigeschmack zu geben. Die nächsten Serienfahrzeuge, die mit Laserlicht kommen, sind der neue BMW 7er oder die kommende Generation des Audi R8. "Wir haben im Audi A7 Sportback Voll-LED-Scheinwerfer jüngst das Xenon-Licht ersetzt und mit dem Audi R8 LMX hat Audi bereits Lasertechnologie in Serie", so Stephan Berlitz, "diese bietet hinsichtlich Effizienz, Reichweite und Gestaltung großes Potential. Deshalb werden wir sie auf kommende Fahrzeuge ausweiten." Die überarbeitete Mercedes S-Klasse oder die neue E-Klasse werden an 2016 stattdessen einen Multibeam-Scheinwerfer bekommen. Doch statt der aktuell im CLS verbauten 23 LEDs wird das Lichtbild dann aus 84 Lichtinseln bestückt, die noch heller strahlen und den Vorausverkehr präziser als bisher aussparen.

"Wir zeigen nicht nur den Hasen, der in 650 Metern auf der Straße sitzt. Bei uns sieht man dann auch das Reh am Straßenrand", sagt Daimler-Mann Gunter Fischer, der als Leiter Karosserieentwicklung auch für die Scheinwerfertechnik verantwortlich ist. Er unterstreicht, dass es beim Fernlicht unabhängig von der Lichttechnologie keinesfalls um die technische Machbarkeit geht. Vielmehr dürfte das Fernlicht nur 650 Meter weit leuchten. "Wo hat man bei uns schon einmal ein solch langes gerades Straßenstück ohne Vordermann oder Gegenverkehr? Wichtiger ist vielmehr die richtige Lichtverteilung und die ist mit LED- besser als mit Lasertechnik." Insofern soll die über 600 Meter weit leuchtende Technologie mit einem so genannten High-Range-LED-Fernlicht, die 2016 mit der E-Klasse ihre Premiere feiert, nur ein weiterer Schritt in eine gleißend helle Zukunft sein. Die hier verbauten drei Reihen mit jeweils 28 LED sollen sich noch in diesem Jahrzehnt 1.024 bei Nachfolgegenerationen vervielfachen. Dabei jedoch nicht weiter, sondern präziser ausleuchten.

Gemeinsam mit den Zulieferern Infineon, Osram, Hella sowie der Fraunhofer Gesellschaft arbeiten die Schwaben an einer Zukunftsgeneration, bei der Lichtinseln die einzelnen Chips ersetzen. Trotzdem können sich auch die Mercedes-Entwickler einen Einsatzbereich von Laser vorstellen. Während die Rückleuchten mittelfristig wohl auf OLED umgestellt werden, ist eine Nebelschlussleuchte denkbar, die präzise ein Warndreieck hinter das Fahrzeug projiziert und so den Sicherheitsabstand regelt. Audi-Entwickler Stephan Berlitz: "Neben geringem Energieverbrauch erlaubt die OLED-Technologie flexible, flächige Gestaltungsmöglichkeiten. OLEDs sind technologisch hochwertig und bieten eine sehr homogene Ausleuchtung. Diese Eigenschaften passen perfekt in unsere Lichtstrategie. Wir arbeiten intensiv an Einsatzmöglichkeiten im In- und Exterieur."

Quelle: Autoplenum, 2014-11-10

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