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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 4. Mai 2015
Rennsport und Serienentwicklung gehen nicht immer Hand in Hand. Doch bei Porsche sollen die Alltagsfahrzeuge von der fortschrittlichen Technik der Le-Mans-LMP1-Renner profitieren. Dabei geht es, wie könnte es anders sein, hauptsächlich um die Elektrifizierung des Antriebsstrangs.

Der V4-Verbrennungsmotor im Porsche-919-Hybrid ist ein Sahnestück. Der Vierzylinder steuert mehr als 500 PS zu dem knapp 1000 PS starken Geschoss bei. Diese Zahl klingt so abenteuerlich, wie zu den Hoch-Zeiten der Formel-1-Turbo-Ära, als die Boliden in den 80er Jahren bei einer Qualifying-Session mit der Kraft von über 1.000 Pferdestärken die Boliden nach vorne katapultierten und die Piloten ihre Helme an dem Auto befestigten mussten, weil sie in den Kurven den Kopf nicht mehr aus eigener Kraft gerade halten konnten. Ganz so schlimm ist es bei den aktuellen Rennserien nicht, aber die Technik ist durchaus beeindruckend. Nicht umsonst heißen die pfeilschnellen Vehikel mit denen Audi und Porsche um sportlichen Lorbeer streiten LMP1 - Le Mans Prototypen.

Die Frage, die man sich bei dem Motorsport-Engagement immer wieder stellt, ist folgende: Ist die Technik dieser Rennautos nur das Resultat des Zusammenspiels autoverliebter Vorstände und Marketingabteilungen, die sich von den sportlichen Erfolgen der Über-Autos mehr Umsatz erwarten? Mitnichten. "Die Relevanz für die Straßenfahrzeuge war ganz entscheidend für den Motorsport-Einstieg", sagt Porsche-Technikvorstand Wolfgang Hatz. Was beim Le-Mans-Renner Porsche 919 Hybrid sofort in den Sinn kommt, ist das Hybrid-System. Der Sportwagenbauer hat beim elektrischen Anteil des Antriebsstrang für die Saison WEC 2015 weiterentwickelt. Jetzt starten die LMP1-Fahrzeuge aus Zuffenhausen in der Acht-Megajoule-Klasse. Das entspricht der Menge der elektrischen Energie, die in Le Mans als Boost eingesetzt werden darf.

Damit die großen Batterieeinheiten nicht zum unnötigen Ballast werden, müssen die Zellen der Akkus den Strom sehr schnell abgeben, aber genauso schnell wieder aufnehmen. Die Akkus eines Porsche Panamera Hybrid bewältigen in fünf Jahren rund 3.500 Ladezyklen, beim Porsche 919 Hybrid sind es bei den 24 Stunden von Le Mans rund 4.500 bis 5.000 Ladezyklen. Da viele Ladezyklen die Batteriezellen altern lassen, müssen die Batterien auch noch sehr resistent gegen dieses Phänomen sein. Die Zellen bezieht Porsche vom Zulieferer A123. "Die sind schon recht nah an der Serie", sagt Technikvorstand Hatz. Allerdings sind diese Hightech-Elemente noch extrem teuer. Deswegen entwickelt Porsche ja das gesamte Batteriesystem inklusive der Kühlung in Eigenregie und bezieht nur die Zellen von A123. Die Erfahrungen, die die Ingenieure während des Renneinsatzes sammeln, hilft auch bei der Serie. Da geht es vor allem auch die Kühlung der Akkus.

Klar ist: Die Technik aus dem Porsche 919 Hybrid soll nach und nach in die Serie wandern. Doch dieser Vorsprung durch Technik muss auch für einen Porsche-Kunden bezahlbar sein. Eine weitere Maßgabe ist außerdem, dass ein Plug-in-Hybridantrieb bei einem Sportwagen Spaß machen muss. Da Batterien immer Mehrgewicht bedeuten, muss auch natürlich auch das Gewicht herunter. "Da arbeiten wir dran", sagt Wolfgang Hatz. Beim Porsche 919 Hybrid wiegt das Batteriepaket nur 35 Kilogramm, auch wenn die Serienvarianten nicht ganz so leicht sein werden, sind die Erfahrungen ebenfalls hilfreich. Da kommt wieder der Leichtbau ins Spiel, der bei Rennfahrzeugen ganz entscheidend ist, das gilt auch für die Karosserie des Autos. Bei der Reichweite,die rein elektrisch machbar ist, orientieren sich die Porsche-Techniker an der 50 Kilometer-Marke. "Ich bin ein Fan des Hybrid-Antriebs", bekennt Wolfgang Hatz und lässt sich dann doch etwas die E-Karten blicken. "Der nächste Panamera-Hybrid wird noch besser sein, als der aktuelle."

Deswegen ist das System für den Porsche 919 Hybrid selbst entwickelt, inklusive des zweiten Turboladers, der über den Abgasstrom Energie rekuperiert - auch unter Last, also beim Gasgeben. "So ein System ist durchaus für Serienfahrzeuge denkbar", erklärt der Technikvorstand. Der Schritt zum reinen Elektroauto ist den Porsche-Verantwortlichen noch zu groß, eine Plug-in-Hybrid-Version ist auch in einem 911er irgendwann mal denkbar, aber eben nur dann, wenn der elektrische Antriebsanteil die Fahrbarkeit und die Leistung des Autos steigert und den Spaßfaktor fördert.

Alle, die sich schon am Steuer eines Porsche 911 mit einem Derivat des V4-Motors im Heck und über 500 PS unter dem Gaspedal sehen, müssen noch warten. "Ein V4 ist nicht das, was ich im Straßenfahrzeug erwarte", stellt Wolfgang Hatz klar. Die Puristen unter den 911er-Fans wird das freuen. Die hadern schon damit, dass die nächste Generation des Porsches mit Turbo-Motoren statt dem klassischen Sauger-Konzept ausgestattet sein wird. "Ich bin schon die ersten Prototypen gefahren. Diese Autos machen richtig Spaß" blickt Hatz optimistisch in die Zukunft.

Quelle: Autoplenum, 2015-05-04

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