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Testbericht

Stefan Grundhoff, 31. Juli 2012
Chrysler ist gestern - heute ist Lancia. Nach den umgelabelten Modellen Voyager und Thema ist der Flavia das dritte Modell im US-italienischen Bunde. Kombiniert mit den Europäern Ypsilon, Musa und Delta haben die Edelitaliener innerhalb kurzer Zeit einen netten Fuhrpark kreiert.

Aus seiner Herkunft macht der neue Lancia Flavia kein Geheimnis. Kann er auch nicht, denn der offene Viersitzer entspricht bis auf das italienische Firmenlogo dem Chrysler 200 Convertible. Dieser wiederum ist vom Grundkonstrukt weitgehend identisch mit dem Vorgängermodell Chrysler Sebring Cabrio. Gab es diesen einst mit verschiedenen Dachkonstruktionen in PVC / Stoff und als Klappdachversion, um auch als preiswertes Modell für das Mietwagengeschäft genutzt werden zu können, so versucht es der neu aufgelegte Flavia eine Ecke luxuriöser. Zu einem günstigen Preis von 36.900 Euro gibt es eine Komplettausstattung, die zumindest in Komfortsicht einiges zu bieten hat. Teilelektrische Ledersitze, vollelektrisches Dach, Festplattennavigation, Klimaautomatik und nicht zuletzt ein üppiges Platzangebot sind Charaktereigenschaften, die man in dieser Liga sonst kaum für unter 50.000 Euro bekommt.

Über die gigantische Länge von 4,95 Meter freuen sich die Insassen wegen des guten Platzangebots vorne und hinten ebenso wie über die 2,77 Meter Radstand. Der Kofferraum ist mit 377 Litern ordentlich dimensioniert, auch wenn dieser sich bei geöffnetem Dach auf 198 Liter verschlankt. Die üppigen Dimensionen, das Leergewicht von über 1,7 Tonnen und ein Stoffdach, das sich unzeitgemäß nur im Stand öffnen und schließen lässt, machen kein Hehl aus der Kernkompetenz des Lancia Flavia. Hier hält es der Neu-Italiener ganz wie sein Vorgänger der Sebring, der seit 2011 eben als 200 Convertible in den USA auf Kundenfang geht. Er ist ein Cruiser und ein guter zudem. Mit Fahrdynamik ist es nicht weit her. Das Fahrwerk aus McPherson-Federbeinen vorn und einer Mehrlenkerhinterachse ist dabei komfortabel, die Lenkung nicht zu schwammig und weder bei geöffnetem noch geschlossenem Dach gibt es nennenswerte Poltereien. Mit so einem Viersitzer den Pacific-Coast-Highway hinauf- oder hinabgleiten und die seichten Landschaften zwischen Los Angeles und San Francisco genießen - perfekt.

Wäre da nur nicht die enttäuschende Kombination aus Motor und Getriebe. Während es in den USA einen vergleichsweise leistungsstarken 3,6-Liter-V6-Pentastar-Motor mit 211 kW / 283 PS gibt, muss der europäische Sonnenanbeter am Steuer des Flavia zahlreiche Entbehrungen auf sich nehmen. Der 2,4 Liter große Vierzylinder ist ein in die Jahre gekommenes Relikt aus der Daimler-Chrysler-Kooperation. Er sollte einst als sogenannter Weltmotor eine günstige Basis für zahlreiche Konzernprodukte sein und besonders in den USA und Asien die Mittelklassekunden erfreuen, die keine großen Ansprüche haben. Leider hat sich daran ohne Zugaben wie Direkteinspritzung oder Aufladung nichts geändert.

Der Vierzylinder mit einer Leistung von 125 kW / 170 PS und einem Drehmoment von 220 Nm bei 4.500 U/min ist insbesondere in der Kombination mit der trägen Chrysler-Automatik ein lautstarkes und wenig arbeitsfreudiges Dauerärgernis. Der Motor ist träge, laut und passt schon gar nicht zu einem großen Cabriocruiser wie dem Flavia. Leistungsabrufe des Fahrers werden erst mit großer Verzögerung erhört und dann schieben sich Motor und Sechsgang-Automatik im Wechsel den schwarzen Peter der mobilen Untätigkeit zu. Die Fahrleistungen reichen dann in dieser Klasse allenfalls auch für das Nötigste. 0 auf Tempo 100 erledigt der laut aufheulende Motor in knapp elf Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist mit 195 km/h ebenfalls alles andere als eindrucksvoll. Der Verbrauch des Vierzylinders ist mit versprochenen 9,4 Litern angesichts des gebotenen mehr als stattlich.

Ähnlich unzeitgemäß wie der Antrieb zeigt sich die Sicherheitsausstattung des schmucken Lancia Flavia. Vier Airbags, ESP und ABS sind an Bord, doch das Thema Fahrerassistenzsysteme scheint noch nicht allzu tief in den Köpfen der italienischen Produktverantwortlichen angekommen zu sein. Einparkhilfe, Rückfahrkamera, Spurhalte- oder Spurwechselassistent sind ebenso wenig verfügbar wie Xenonlicht, Abstandstempomat oder weitere Sicherheitsdetails, die sich mittlerweile längst durch die Mittelklasse ziehen. So wird es der Lancia Flavia trotz seines faires Preises schwer haben. Von wegen Dolce Vita.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2012-07-31

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