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Testbericht

Wolfram Nickel/SP-X, 28. Juni 2021
SP-X/Köln. Es ist die traditionelle Offenheit gegenüber neuen Antriebstechnologien, die dazu beigetragen hat, dass Peugeot alle Stürme der Zeit überstand und die den heute zweitältesten noch existierenden Automobilhersteller selbstsicher das Ziel kommunizieren lässt, in gut drei Jahren nur noch elektrifizierte Fahrzeuge zu verkaufen. Tatsächlich steht die Marke mit dem Logo des Löwen schon seit Juni 1941 unter Strom, als ein kleines Elektro-Cabriolet mit dem kryptischen Modellcode VLV (voiture légère de ville) mitten im Zweiten Weltkrieg in französischen Metropolen zum Auto der Ärzte und Rechtsanwälte avancierte, aber auch die französische Post motorisierte. Dem im Werk La Garenne produzierten 2,67 Meter kurzen und 1,21 Meter schmalen Zweisitzer genügte eine Leistung von zwei Steuer-PS (1,5 kW) für eine city-taugliche Vmax von 32 km/h und eine lokal emissionsfreie Reichweite von 80 Kilometern dank vier in Reihe geschalteter Zwölf-Volt-Batterien. Trotz der kriegsbedingten Materialknappheit konnte Peugeot 377 Einheiten des VLV verkaufen, dann verboten die Behörden die Produktion. Bei Peugeot setzte dieser zweisitzige Elektro-Pionier dennoch die Initialzündung zu vielen weiteren originellen und schicken Stromern wie den Cityflitzern 104, 205, 106 oder Ion, mit denen die Franzosen ab den 1980er Jahren allmählich zum weltweit größten E-Auto-Hersteller aufstiegen – bis sie von Tesla überholt wurden. Für Peugeot Ansporn, als Teil der Stellantis-Holding heute wieder um die Führung bei den Stromern zu kämpfen.Automobilpionier Armand Peugeot war vom Innovationsgeist getrieben: Nur wer sein Unternehmen immer wieder neu erfinde, gehe in eine erfolgreiche Zukunft, erklärte der Patriarch schon Ende des 19. Jahrhunderts, und dieser Devise folgte ab 1915 auch sein Neffe und Nachfolger Robert Peugeot, der das Familienunternehmen mit revolutionären Technologien durch wirtschaftlich sehr wechselhafte Zeiten führte bis schließlich 1938 jedes vierte französische Auto einen Löwen am Kühlergrill trug. Darunter befanden sich die ersten in größerer Zahl gebauten Diesel-Pkw der Grande Nation und auch mit der Elektromobilität hatte Peugeot früh Erfahrungen gesammelt. Schon die 1893 in Paris eingeführte Elektromotorkutsche von Jeantaud und Raffard faszinierte Armand Peugeot, aber angesichts fehlender Ladeinfrastruktur und geringer Reichweite der Batteriemobile konzentrierte er sich vorläufig auf Verbrenner. So lag es an Robert Peugeot, 1917 mit der Forschung und 1926 mit der Erprobung von elektrifizierten Nutzfahrzeugen zu beginnen, zeitgleich zum sensationellen Markterfolg der winzigen, leichtgewichtigen und zweisitzigen Peugeot-Quadrilette-Modelle. Diese Quadrilette-Typen mit Benzinmotor inspirierten den pfiffigen und trotz Bleibatterien nur 365 Kilogramm wiegenden VLV von 1941, der in Friedenszeiten vielleicht als Cabrio-Haute-Cuisine für avantgardistische Großstädter reüssiert hätte.So aber verschwand der VLV 1943 erst einmal im Museum – bis das Thema Elektromobilität um 1970 neue Aktualität gewann. Nun waren es zunehmend schärfere Emissionsvorschriften und das Smogproblem in Ballungsräumen, die weltweit eine kaum mehr überschaubare Typenschau an Elektro-Prototypen hervorbrachten. Peugeot kooperierte ab 1972 mit der Energiesparte von Alsthom und brachte das von Pininfarina couturierte City-Coupé 104 mit Bleiakkus in Fahrt, aber auch den Transporter J7. Allein, die Fortschritte in der Batterietechnik ließen weiter zu wünschen übrig und so verging ein weiteres Jahrzehnt bis zum nächsten ambitionierten Projekt unter der Agenda „Zweimal Hundert“: 100 Kilometer Reichweite bei 100 km/h Durchschnittstempo, umgesetzt mit Batteriehersteller Saft im Sympathieträger Peugeot 205. Dieser schicke Mini für den Großstadtboulevard befreite Peugeot als größten Autobauer Europas damals aus einer Finanzkrise und brachte den Diesel-Kleinwagen erstmals in Massenauflage – aber den City-Stromer nur in Kleinserie.Auch den folgenden E-Nutzfahrzeugen, 1989 debütierte der Kastenwagen J5 und 1998 der Hochdachkombi Partner Electric als Carsharing-Experiment für Handwerker und Lieferdienste, fehlte es an nachhaltigem Schwung. Im Jahr 1991 wurde emissionsfreies Fahren dann doch kurzzeitig ein Topthema. Die IAA in Frankfurt stand unter E-Power, dort waren Showcars wie BMW E1, Volkswagen Chico, Opel Astra Impuls und ein elektrischer Mercedes 190 Publikumsmagneten. Und was gab es bei Peugeot? Die Marke aus Sochaux präsentierte große Löwen-Pläne, verkörpert durch drei visionäre Projekte. Der Peugeot 405 Break V.E.R.T.1 überraschte als Diesel-Hybrid-Pionier, bei dem zwei Gleichstrommotoren auf die Hinterräder wirkten und durch ein Diesel-Stromaggregat über Batterien mit Energie versorgt wurden. In deutschen Städten bewährte sich der Transporter J5 mit 28 Nickel-Cadmium-Akkus, vor allem aber hob der elektrische Peugeot 106 richtig ab.Dieser stilsicher gezeichnete Kleinwagen katapultierte Peugeot auf Platz eins in den Elektroauto-Verkaufscharts, dafür genügten 10.000 Peugeot mit Ladekabel, die bis 2003 ausgeliefert wurden. Zu den mutigen E-Impulsgebern des ausklingenden 20. Jahrhunderts zählten aber auch das schicke Versuchsfahrzeug Peugeot Ion für den Bummel über Shoppingmalls, der im Auto-Abo angebotene, gerade einmal 2,20 Meter lange Peugeot Tulip („Transport Urbain Libre Individuel et Public“) und der verwegene Strandbuggy-Prototyp Touareg mit elektrischem Allradantrieb, der als emissionsfreier 4x4 seiner Zeit um gut 25 Jahre voraus eilte. Konnte es da noch eine Steigerung geben? Aber klar, meinte Peugeot-Chefdesigner Gérard Welter und zeigte im Jahr 2000 die fantasievollen City Toyz. Unter Strom stehende Prototypen, die als verwegener e-doll mit Motorrad-Lenkstange und aufregender Bobslid mit Joystick-Steuerung Lebensfreude in das Verkehrsgewühl französischer Städte bringen sollten, ähnlich wie Kei-Cars in Japan.Tatsächlich war es dann 2009 ein Kei-Car, das den Schritt in die echte Massenproduktion von Elektroautos brachte: Noch vor dem Start von Nissan Leaf oder Tesla Model S lancierte Mitsubishi 2009 den fünftürigen i-MiEV, der in Europa als geklonter Peugeot iOn (und Citroen C-Zero) die heutige Ära vollelektrischer Volksautos einleitete. Rund 35.000 Euro kostete dieser Bonsai-Pkw damals, dafür gab es alternativ rechnerisch dreieinhalb Kleinstwagen vom Typ Peugeot 107. Andererseits: Null Emissionen in Serie, verpackt in auffällige Couture, diesen Werbewert ließen sich umweltbewusste Firmen von Beginn an viel kosten.Welche Anziehungskraft adrenalinhaltige E-Sportler besitzen, demonstrierte ab 2008 der Tesla Roadster. Peugeot konterte 2010 zumindest mit einem Concept: Der EX 1 sprintete in 2,24 Sekunden auf 100 km/h, das war Weltrekord. Seit 2019 sind Elektromotoren bei Peugeot endgültig neue Normalität, wie etwa die Modelle 208 und 2008 zeigen. Ob Benziner, Diesel oder E-Antrieb: Die Kunden haben die Wahl. Vorläufig, denn die Verbrenner sind auch bei Peugeot angezählt.Kurzcharakteristik:Chronik:1893: Das französische Elektroauto von Jeantaud und Raffard fasziniert auch Armand Peugeot, der den Automobilbau 1889 mit einem Dampffahrzeug (Peugeot Typ 1) begann und 1891 auf Fahrzeuge mit Ottomotor (Peugeot Typ 2 und Typ 3) wechselt. Da die Lademöglichkeiten und die Reichweite der Batteriefahrzeuge beschränkt sind, verzichtet Armand Peugeot auf die Konstruktion eigener E-Fahrzeuge1917: Peugeot beginnt konsequent mit der Forschung und Entwicklung an Hybrid- und Elektroantrieben1926: Der Karossier Janoir kleidet vollelektrische Peugeot-Transporter ein1940: Auf Basis des Peugeot 202 entstehen Prototypen mit elektrischem Antrieb  1941: Das Elektrofahrzeug Peugeot VLV (voiture légère de ville) geht im Werk La Garenne in Serienproduktion. Anstatt der damals üblichen Sechs-Volt-Akkumulatoren liefern beim VLV vier in Reihe geschaltete Zwölf-Volt-Batterien den Strom und sorgen für die in jener Zeit beachtliche Reichweite von 80 Kilometern. Neuartig ist auch das mitgelieferte Ladegerät, das ein problemloses Aufladen des Stadtautos an jeder Steckdose ermöglicht1943: Nach insgesamt 377 Einheiten endet die Produktion des Peugeot VLV auf behördliche Anordnung des COA (Automobilorganisationskomitee) 1972: Peugeot führt den neuen Kleinwagen 104 ein. In Zusammenarbeit mit Alsthom und EDF (Electricité des France) entstehen in den Folgejahren elektrifizierte 104-Prototypen als Peugeot 104 Coupé und 104 Van, die erprobt werden. Auch der Transporter Peugeot J7 geht in Erprobungsprogramme 1981: Neues Elektrifizierungsprogramm für Transporter auf Basis des Peugeot J9, gebaut werden aber nur einzelne Prototypen1983: Einführung des Kleinwagens Peugeot 205, der zum bis dahin meistgebauten Peugeot-Modell avanciert. In Kooperation mit dem Batteriehersteller Saft baut Peugeot vollelektrische 2051989: Der Peugeot J5 geht als Transporter mit E-Motor und 28 Nickel-Cadmium-Akkus, die 70 Kilometer Reichweite ermöglichen, in Kleinserie1991: Der Peugeot J5 mit recyclefähigen Nickel-Kadmium-Batterien wird in den deutschen Großstädten Essen, Leipzig und Saarbrücken erfolgreich getestet. Die neue Kleinwagenreihe Peugeot 106 wird eingeführt und mit E-Antrieb erprobt. Für Aufsehen sorgte im Herbst der Peugeot 405 Break V.E.R.T.1, der als Hybridfahrzeug im Rahmen des V.E.R.-Programms (Véhicule Economique de Recherche) an den Start ging. Dieser Peugeot Kombi war Diesel-Hybrid-Pionier, bei dem zwei Gleichstrommotoren auf die Hinterräder wirkten und durch ein Diesel-Stromaggregat über Batterien mit Energie versorgt wurden1992: Der elektrische Peugeot 106 geht in Serie. Der 106 Electric bietet eine citytaugliche Reichweite von bis zu 85 Kilometern und kann an jeder Haushaltssteckdose aufgeladen werden1993: In der französischen Stadt La Rochelle wird eine Flotte aus 50 elektrischen Peugeot 106 im Carsharing-Projekt Liselec unter Alltagsbedingungen getestet1994: Beim Pariser Autosalon debütiert der Peugeot Ion als 3,32 Meter kurzes Stadtauto, das von einem 20-kW-Elektromotor und Nickel-Cadmium-Batterien angetrieben wird. Der Peugeot Ion bleibt Concept, geht nicht in Serie 1995: Mit dem Concept-Car Tulip - „Transport Urbain Libre Individuel et Public“ - offeriert Peugeot ein Nutzungsabonnement für elektrische Stadtautos. Die 2,20 Meter kurzen City-Cars verfügen dank 28 Nickel-Cadmium-Batterien über 60 Kilometer Reichweite1996: Mit dem Concept Car Peugeot Touareg (mit 4x4-Antrieb) präsentiert der französische Hersteller einen Technologieträger mit Elektroantrieb. Der Peugeot Partner startet im neuen Segment der kleinen Hochdachkombis1998: Markteinführung des batterieelektrischen Partner Electric. Der Partner Electric ist auch Bestandteil des französischen Carsharing-Projekts ELCIDIS (Electric Vehicle City Distribution) für Lieferdienste, Handwerker etc.2000: Peugeot liefert das 5000. Elektrofahrzeug aus. Beim Pariser Salon debütieren vier Concept Cars, die von Chefdesigner Gérard Welter gezeichnet wurden und unter dem Namen City Toyz laufen. Darunter der elektrische Peugeot e-doll und der elektrische Peugeot Bobslid. Der e-doll wird mit einer Lenkstange, ähnlich wie bei einem Motorrad, gesteuert, der Bobslid mit einem Joystick  2003: Die Fertigung des elektrischen 106 endet nach 3.542 Einheiten, insgesamt hat Peugeot bisher 10.000 Elektrofahrzeuge ausgeliefert  2009: Als Parallelmodell zum batterieelektrischen Mitsubishi i-MiEV wird der Peugeot iOn vorgestellt. Die Produktion erfolgt in Japan bei Mitsubishi. Der Peugeot Partner Electric mit 49 kW/67 PS Leistung und großem Ladevolumen erzielt weiterhin Achtungserfolge im Segment der Stadtlieferwagen. Auf der IAA Frankfurt wird der elektrische Peugeot BB1 vorgestellt als elektrisches Stadtauto, das nur 2,5 Meter lang ist, aber vier Passagieren Platz bietet2010: Zwei Drittel (65 Prozent) des weltweiten Bestands an Elektroautos tragen ein Peugeot-Logo. Markteinführung für den Peugeot iOn. Das Firmenjubiläum 200 Jahre Peugeot feiern die Franzosen auch mit dem elektrischen Concept Car EX1, einem zweisitziger Roadster, der von zwei 250 kW/340 PS starken Elektromotoren angetrieben wird und gleich sechs Beschleunigungs-Weltrekorde für Elektrofahrzeuge in Montlhéry und China erzielt, darunter der Wert von 2,24 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h2018: Weltpremiere des vollelektrischen Concept Cars Peugeot e-Legend auf dem Pariser Salon als Hommage an das Peugeot 504 Coupé2019: Der Kleinwagen e-208 und der vollelektrische Crossover e-2008 ergänzen das Peugeot-Portfolio, sind aber alternativ auch mit Diesel- und Benzinmotoren lieferbar2020: Als Plug-in-Hybride sind der Peugeot 508 225e und der Peugeot Sport Engineered (PSE) 508 Hybrid4 verfügbar. Hinzu kommen die Plug-in-Crossover Peugeot 3008 Hybrid 225e und 3008 300e. Vollelektrisch fahren ab sofort die Transporter bzw. Vans Peugeot e-Expert, e-Traveller und künftig auch der e-Boxer2021: Der Peugeot 308 wird erneuert und ist in frischer Generation als Plug-in-Hybrid lieferbar. Außerdem fährt der Transporter e-Expert Hydrogen als Elektroversion mit Wasserstoff-Brennstoffzelle an den Start. Bis Ende 2024 will Peugeot seine komplette Produktpalette elektrifiziert habenMitten im Zweiten Weltkrieg machte die französische Löwenmarke Schlagzeilen durch die Einführung vollelektrischer Cityflitzer. Das originelle Cabriolet Peugeot VLV setzte damals den Auftakt zu einer fast vergessenen Erfolgsstory elektrischer Pioniere, denn vor Tesla war Peugeot global größter Elektrofahrzeughersteller.  
Fazit
Mitten im Zweiten Weltkrieg machte die französische Löwenmarke Schlagzeilen durch die Einführung vollelektrischer Cityflitzer. Das originelle Cabriolet Peugeot VLV setzte damals den Auftakt zu einer fast vergessenen Erfolgsstory elektrischer Pioniere, denn vor Tesla war Peugeot global größter Elektrofahrzeughersteller.  

Quelle: Autoplenum, 2021-06-28

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