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Testbericht

Stefan Grundhoff, 26. Dezember 2011
Der Grand Cherokee steht als mächtiger Indianerhäuptling dem Stamm der Jeep-Modelle vor. 475 PS stark ist er neben dem BMW X5 M der gefährlichste Gegner des Porsche Cayenne Turbo. Auf dem Kriegspfad durch Kalifornien – abseits bekannter Reservate.

Die Cherokee-Indianer haben eine bewegte Geschichte. Von den spanischen Eroberern gejagt und später an der Seite von britischen Siedlern kämpften sie sich seit Mitte des 14. Jahrhunderts durch die amerikanische Geschichte. Weniger lang, aber ähnlich nachdrücklich hat der Jeep Grand Cherokee der Allradbewegung seinen Stempel aufgedrückt. Während in europäischen Breiten ein Commonrail-Diesel aus dem Hause VM für die meisten Kunden das Maß der Dinge ist, sind die Amerikaner bekanntermaßen deutlich leistungsbewusster. Die Riege der US-Benzinmodelle hat ein Topmodell, das in Europa bis zum kommenden Frühjahr seinesgleichen sucht. Die Sportmodelle im Hause Jeep heißen SRT-8. Wer den roten Schriftzug am Heck des Jeep Grand Cherokee sieht, sollte sich auf einiges vorbereiten. Denn ein 6,4 Liter großer V8-Sauger bollert den 2,3 Tonnen schweren Allradler zu wahren Höchstleistungen. 475 PS stark muss er kaum einen Vergleich zu Porsche Cayenne Turbo oder BMW X5 M scheuen, auch wenn diese deutschen Sport-SUV in Sachen Motorleistung in andere Höhen entschwunden sind und die 500-PS-Marke längst hinter sich gelassen haben.

Der Jeep Grand Cherokee SRT-8 ist ein bärenstarker Kraftprotz - das sieht man ihm auf den ersten Blick an. Aufgeblasene Kotflügelbacken, dicke 20-Zöller, Schweller und Spoiler zeigen schnell, wo der Hase läuft. Ins Auge stechen die wenig schmuckvollen LED-Tagfahrlicher und die beiden Nüstern in der Motorhaube, aus denen der Amerikaner ebenso lustvoll wie warm ausatmet. Dieser Cherokee-Indianer macht wie einst bei den Unabhängigkeitskriegen Ende des 18. Jahrhunderts keine Gefangenen. Wenn der 6,4 Liter große Achtzylinder einmal lautstark zum Leben erweckt wurde, ist sein Tatendrang kaum zu bremsen. Bissig und unnachgiebig treibt sich der sportlicher Geländegänger zu Bestleistungen. Dass aufgrund von Pirelli-Sportradsatz und tiefen Spoilern die Möglichkeiten abseits befestigter Straßen eingeschränkt sind, interessiert die Kunden eines SRT-8 nicht einmal am Rande. Sie wollen Leistung, Vortrieb und bollernden V8-Sound – und sie werden nicht enttäuscht.

Denn der von 6,1 auf 6,4 Liter vergrößerte Hubraum des Achtzylinders macht den Grand Cherokee noch wilder, als sein Vorgänger ohnehin schon war. Der SRT-8 bringt Leistung grandios auf die Fahrbahn und ermöglicht einen Spurt 0 auf Tempo 100 in knapp fünf Sekunden. In den USA noch imageträchtiger: die Viertelmeile schafft der 2,3 Tonnen schwere Arnold in 13 Sekunden. Da schwirren selbst Sportwagenfahrern die Sinne. Das maximale Drehmoment: 650 Nm - die Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h. Da wird es auch in der Geländewagenriege dünn mit der erlauchten Konkurrenz. Dass die serienmäßige Fünfgang-Automatik durch ein bis drei zusätzliche Schaltstufen feinfühliger arbeiten würde, wird durch das omnipotente V8-Triebwerk nahezu ausgeglichen. Fehlt ein Gang, springt Hubraum ein – eine einfache Rechnung. Kaum weniger beeindruckend als der Punch des Jeep Grand Cherokee SRT-8 ist seine Verzögerung. Aus Tempo 100 stoppt der mächtige Indianer nach 35 Metern.

Gelungen, sportlich und straff ist die Fahrwerksabstimmung. Der SRT-8 ist kein munterer Schunkler, sondern einer, mit dem es höllisch Freude macht, durch Kurven zu pflügen. Wer den Fuß auf dem Gas lässt, der wird nicht nur seinen akustischen Spaß an der dynamischen Fahrweise haben. Einzig die zu nervös anfedernde Hinterachse mit Luftfederung stört. Ähnlich wie bei Land Rover das Terrain-Response-System lässt sich auch die Gangart des Jeep Grand Cherokee über einen Vorwahlschalter beeinflussen. Im normalen Fahrbetrieb hat der Fahrer nichts damit am Hut. Im Automatikmodus macht die Elektronik die Feinarbeit, regelt Dämpfer, Fahrzeughöhe und ESP. Andere Modi für Sport, Gelände, Schnee und Matsch haben im realen Fahrbetrieb kaum Arbeit. Aber vielleicht will ja der ein oder andere SRT-8-Pilot zu seiner Skihütte in Aspen.

Kaum schlechter ist der Koloss auf der Rennstrecke aufgehoben, denn im Sportmodus legt der Indianer seine echte Kriegsbemalung an und lässt Gegnern zu Opfern werden. Gut, dass Jeep nicht nur Fahrwerk und Reifen, sondern auch das Gestühl angepasst haben. Die Ledersitze mit Alcantara-Mittelbahnen bieten eng geschnitten vorbildlichen Seitenhalt. Etwas mehr Oberschenkelauflage dürfte durchaus sein, doch weder bis in die USA noch nach Norditalien scheint sich herumgesprochen haben, dass verlängerbare Sitzflächen kein Hexenwerk sind. Das Lenkrad mit weichem Leder ist eine Spur zu dick geraten. Hier haben nur mächtige Texaner den rechten Griff. Der dürfte bei der Rückfahrkamera fehlen, denn die Qualität von Bildschirm und Kamera wäre selbst in den späten 90er Jahren bei den meisten Abnahmefahrten durchgefallen.

Wer einen Jeep kennt weiß, dass die Serienausstattung keinerlei Wünsche offen lässt. Klimaautomatik, Xenonlicht, klimatisierte Sitze, Schiebedach und ein Bildschirmnavigationssystem gibt es ebenso serienmäßig wie 20-Zöller, Sitzheizung hinten, eine elektrische Heckklappe und DVD-Entertainment für die Fondpassagiere. Das alles gibt es im Geländewagen-Mekka USA für knapp 61.000 Dollar – nicht erst beim zweiten Hinsehen ein schamlos günstiges Angebot. Im Frühjahr soll der 475 PS starke Offroad-Renner auch nach Deutschland kommen. Hier lassen sich die 250 km/h Spitze besser ausfahren, als auf müden US-Highways. Das wird auch beim Verbrauch seine Spuren hinterlassen. Doch mit den avisierten 13 bis 15 Litern auf 100 Kilometern war es auch in den USA nichts – Zylinderabschaltung hin oder her. Unter 15 Litern ist nichts zu machen. Und bei standesgemäßer Gangart steht fast immer eine "20" vor dem Komma. So geht es auf den gefährlichen Kriegspfad gegen BMW X5 M, Mercedes ML 63 AMG und Porsche Cayenne Turbo. Schwere Zeiten für die Indianer. Geschützt werden sie nur in den eigenen Reservaten.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2011-12-26

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