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Testbericht

Stefan Grundhoff, 25. Oktober 2019
So viel Entspanntheit würde man sich auch in Deutschland wünschen. Während es hierzulande außerhalb von Elektroautos keine Zukunft mehr zu geben scheint, zeigt man sich in Japan deutlich lässiger. Da bekommt jede Antriebstechnik eine Chance.

Wer auf den Straßen von Tokio, Osaka oder Yokohama unterwegs ist, sieht Diesel, Benziner, Hybriden und auch ein paar Elektroautos. Zugegeben, die Brennstoffzellenmodelle sind auf der asiatischen Großinsel ebenfalls mehr als selten. Trotzdem gibt es keine Nation, die sich derart lautstark zur Brennstoffzelle bekennt, wie Japan. Angetrieben wird dies vom übermächtigen Toyota-Konzern, der auf der derzeit laufenden 46. Tokio Motorshow im Messezentrum Big Sight einen Ausblick auf das Brennstoffzellenauto der Zukunft geben. Vom verschrobenen Design des aktuellen Toyota Mirai ist bei der seriennahen Konzeptstudie des Mirai II nichts geblieben. Eleganz und gelungene Proportionen schaden eben auch einem Auto mit alternativem Antrieb nicht. Auch Honda setzt seit Jahren auf die Brennstoffzelle; Mazda hat sie ebenfalls auf dem Radar und es bleibt abzuwarten, wann die Wasserstofftechnik einmal in größeren Volumina eine Chance bekommt. Wenn es eine solche gibt, dürfte das zuerst in Japan sein.

Doch wer auf den zumeist überfüllten Straßen der 30-Millionen-Agglomeration rund um die Tokyo Bay im Stau steht, dem fallen auch die zahlreichen Dieselfahrzeuge auf. Gerade am Heck von Modellen aus dem Hause Mazda, Mercedes oder BMW findet sich häufig das Diesel-Signet. In dem schicken BMW-Niederlassung auf der künstlich erschaffenen Halbinsel Daiba stehen im Verkaufsraum ebenfalls zahlreiche X2- oder X3-Versionen mit Dieselmotor. In der Heckscheibe prangt zudem noch der nicht allzu dezente Aufkleber \"BMW Clean Diesel\". Die Nachfrage sei gut, unterstreicht man aus dem Verkaufsteam vor Ort. Nicht anders eine viertel Stunde weiter Richtung Osten Unweit des Disneyland Tokio. Hier gibt es eine Mercedes-Niederlassung, die mit ihrem entspannten Lounge- und Restaurantbereich im Neubaugebiet von Shinagawa ihresgleichen sucht. Hier eine schicke Terrasse, da ein loderndes Kaminfeuer und ein paar Meter weiter Modelle des Mercedes A-, C- und E-Klasse. \"Wir haben hier bei vielen unserer Modelle einen Dieselanteil von rund einem Drittel\", berichtet Daisuke Nakayama, zuständig für die japanischen Händler, \"die Nachfrage nach Diesel steigt bei vielen unserer Modelle an.\"

Ganz ähnlich sieht es bei Mazda aus. Der japanische Autohersteller initiierte vor Jahren einen wahren Dieseltrend, als man mit dem CX-5 2.2 Diesel zum nationalen Selbstzünderpionier wurde, nachdem zuvor fast nur Lastwagen mit Dieselkraftstoff befeuert wurden. Über alle Baureihen liegt der Dieselanteil des Mazda-Modelle aktuell bei 35 Prozent. Damit hat Mazda einen Selbstzünderanteil am gesamten japanischen Markt von 45 Prozent. Mazda entwickelt derzeit eine neue Motorengeneration, zu der auch ein Reihensechszylinder-Diesel gehört, der später auch in Kombination mit einem Elektromodul als Plug-In-Modell Einzug in die größeren Modelle halten soll. Die Diesel erfreuen sich trotz aller Hybridtendenzen und der gigantischen Zahl der steuerbegünstigten Mikroautos namens Kei-Cars mit maximal 660 ccm Hubraum in Japan einer zunehmenden Nachfrage. Der Kraftstoff ist im Vergleich zu Benzin zwar etwas teurer, jedoch spart man bei der nationalen KFZ-Steuer, weil die Diesel so sauber sind. So können sich längst auch die Japaner für die ebenso sparsamen wie drehmomentstarken Diesel begeistern.

Nur selten sieht man im Straßenbild ein Tesla Model S oder ein Model X. Auf den Elektrogeschmack sind die Japaner bisher nicht so recht gekommen. Das wird sich in den kommenden Jahren ändern, denn nachdem man sich mit Toyota und Honda als Vorreiter zunächst auf Hybrid- und Brennstoffzellentechnik beschränkte, wird den Elektromodellen zukünftig Raum eingeräumt. Nissan zeigte auf der Tokio Motorshow die seriennahe Studie des elektrischen Mittelklasse-SUV Ariya und Mazda seinen elektrischen MX-30. Auch bei Toyota / Lexus, Mitsubishi, Suzuki, Honda oder Subaru klopfen Elektroantriebe längst ans Garagentor und werden ab 2021 auf die Straßen rollen.

Aktuell fährt man hier jedoch bevorzugt Benziner, die in den kleinen Kei-Cars wie Honda N Box sowie einem Nissan Dayz oft leistungsstark aufgeladen werden oder in größeren Modellen zunehmend mit Aufladung verbaut sind. Bestseller wie der Toyota Prius oder der Nissan Note, die die nationale Verkaufsstatistik seit langem anführen, sind zumeist Hybriden. Während sich hier weltweit die Plug-In-Hybriden durchsetzen, die sich an der Steckdose aufladen lassen und so über eine nennenswerte elektrische Reichweite verfügen, sind in Japan nach wie vor die meisten Modelle ohne Stecker unterwegs und der Elektromotor überstützt den Benziner nur dabei, den Verbrauch zu senken. Kaum einer der Hersteller verbannt den Verbrennermotor oder setzt allein auf eine Antriebsart. So entspannt kennt man die Japaner sonst gar nicht - steht ihnen aber gut.

Quelle: Autoplenum, 2019-10-25

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