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Testbericht

Stefan Grundhoff, 6. April 2011
Jaguar will wachsen – insbesondere nach unten. Da ein Nachfolger des Mittelklassemodells X-Type noch Zukunftsmusik ist und ein kleiner Sportwagen ebenfalls noch auf sich warten lässt, soll es zunächst ein Vierzylinder im XF richten.

„Das ist der sparsamste Jaguar aller Zeiten“, strahlt Andy Wyman, Baureihenleiter des Jaguar XF, mit den LED-Scheinwerfern des Ausstellungsstücks um die Wette, „der Motor ist unglaublich leise und hat kaum Vibrationen. Er läuft so ruhig wie unser Sechszylinder-Diesel bis zum Modelljahr 2010.“ Die erste Testrunde mit einem Vorserienmodell des neuen Jaguar XF 2.2 i4 Diesel gibt Wymans Ausführungen Recht. Der noch üppig verklebte Prototyp fällt in der Region rund um Birmingham kaum nennenswert auf. Hier sind Tag für Tag Erlkönige und Erprobungsträger von Jaguar und Land Rover auf Testtour unterwegs. Kein Wunder, denn das Entwicklungszentrum der Briten liegt nur ein paar Kilometer entfernt. Im Sommer bekommt der Jaguar XF seine Modellpflege mit einigen optischen und technischen Veränderungen. Das Wichtigste hat sich unter der Haube getan: War der Jaguar XF als Konkurrent der deutschen Premiumkarossen Mercedes E-Klasse, BMW 5er und Audi A6 bisher nur mit sechs und acht Zylindern zu bekommen, so bauen die umtriebigen Briten mit dem indischen Tata-Konzern im Rücken nunmehr Schritt für Schritt das Portfolio aus – zunächst nach unten.

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass das Volumenmodell XF zeitnah auch als Allradler und Kombiversion namens Estate nachgeschoben werden soll. „Unser Kombi sieht klasse aus“, bekräftigt Andy Wyman, „aber es dauert noch etwas, bis er kommt. Wir brauchen den XF Estate dringend, um gegen die 5er Touring und A6 Avant auf dem europäischen Markt bestehen zu können.“ Wichtig in der ambitionierten Wachstumsstrategie der Briten ist ein kleiner Einstiegsdiesel für den XF. Der kommt mit der Modellpflege im Sommer auf den Markt. Das Triebwerk stammt aus der Kooperation mit PSA und Ford. Der Vierzylinder-Commonrail-Diesel mit 2,2 Litern Hubraum und einfacher Turboaufladung arbeitet leicht ähnlich unter anderem im in Modellen wie Land Rover Freelander, Peugeot 508 oder Ford Mondeo.

Der Feinschliff fehlt dem Prototypen noch etwas, doch bereits nach ein paar Kilometern ist der vibrationsarme Lauf des Triebwerks bewiesen. Dem Vierzylinder-Fan am Steuer stehen 140 KW / 190 PS und ein kraftvolles Drehmoment von 450 Nm zur Verfügung. Weil der Abstand zum aktuellen Einstiegsdiesel XF 3.0 d Luxury mit seinen sechs Zylindern, 211 PS und ebenfalls 450 Nm zu gering ist, fällt dieser aus dem Modellprogramm. Wer sich für einen Sechszylinder entscheidet, kann dann nur noch zwischen 240 und 275 PS wählen.

Doch es ist durchaus anzunehmen, dass sich eine Vielzahl der europäischen Kunden für die kleine XF-Basisversion mit vier Brennkammern entscheidet. Der schafft 225 km/h Spitze und den Spurt 0 auf 100 km/h in 8,5 Sekunden. Der Verbrauch soll bei 5,4 Litern Diesel auf 100 Kilometern liegen. Es wäre sogar noch weniger drin gewesen, wenn der Jaguar XF wie die Konkurrenz über ein regeneratives Bremssystem verfügen würde. „Doch dieser Aufwand war bei einer Modellpflege zu groß“, räumt Andy Wyman ein und weist auf die begrenzten Kapazitäten des vergleichsweise kleinen Herstellers, „doch auch das wird kommen. Wir arbeiten daran.“ Zufrieden sind die Jaguar-Techniker trotzdem, weil der Verbrauch von 5,4 Litern einen CO2-Ausstoß von 149 Gramm bedeutet. Damit fällt der XF 2.2 i4 Diesel in vielen europäischen Ländern unter eine begünstigte Steuerregelung für Geschäftswagen. Der Jaguar XF 3.0 Diesel mit 211 PS liegt aktuell bei 6,8 Litern. Die Konkurrenten BMW 520d und Audi A6 2.0 TDI unterbieten mit ihren Vierzylindern sogar die magische Fünf-Liter-Marke. Möglich wurden die Verbrauchseinsparungen im Hause Jaguar insbesondere durch das neue ZF-Automatikgetriebe mit Start-Stopp-Automatik.

Diese Automatik arbeitet im Normal- und Sportmodus; bei manueller Gangwahl schaltet sich das Triebwerk an Ampel oder Kreuzung nicht ab. An der Feinabstimmung gibt es noch einiges zu feilen, doch der XF-Prototyp zeigt, dass er beim Verlassen des Bremspedals besonders schnell wieder zum Leben erwacht. Nicht überspielen kann der XF 2.2 i4 Diesel auf der ersten kurzen Testtour eine spürbare Anfahrschwäche. Doch ansonsten kommen zumindest bei der Volumenkundschaft keine Wünsche nach einem Sechszylinder auf. Denn Jaguar hat erneut ein besonderes Augenmerk auf die Geräuschdämmung gelegt. Eine verstärkte Trennwand, eine angepasste Ölwanne und schallisolierende Motorabdeckungen sollen die Arbeit des Vierzylinders im Vorderwagen vergessen machen.

Über den Erfolg des neuen Einstiegsmodells entscheidet insbesondere der Preis. Der 211 PS starke XF 3.0 Diesel in der abgespeckten Luxury-Version kostete in der Basisausstattung knapp 50.000 Euro. Da die Konkurrenz von Audi, Mercedes und BMW Modelle wie E 220 CDI, A6 2.0 TDI oder 520d bereits bei rund 40.000 Euro starten lässt, muss hier auch Jaguar trotz besserer Serienausstattung und serienmäßiger Achtgang-Automatik einen Kampfpreis von unter 45.000 Euro anbieten. Das gab es beim Leasing schon jetzt. Denn für 299 Euro stand der Jaguar XF 3.0 Diesel Luxury in der eigenen Einfahrt. Bei der Konkurrenz reicht das allenfalls eine Klasse darunter für Modelle wie BMW 3er, Audi A4 oder Mercedes C-Klasse.

Quelle: Autoplenum, 2011-04-06

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