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Testbericht

Sebastian Viehmann, 7. März 2011
Wird das Auto zum iCar? Digitale Vernetzung ist der letzte Schrei, die Hersteller hecheln jedem Trend hinterher – aus Angst, junge Zielgruppen zu verlieren. Doch welche Funktionen machen wirklich Sinn?

„Sprich mich an, ich bin Single!“ Was man vielleicht als Namensschild auf einer Single-Party erwarten würde, erscheint beim Rinspeed Bamboo auf der Fronthaube. Die elektrische Strandbuggy-Studie kann Facebook-Nachrichten, Tweets und bunte Bildchen anzeigen. Vor ein paar Jahren genügten den Autoherstellern noch Surfer und Skateboarder in der Werbung, um ihre Produkte jugendlich erscheinen zu lassen. Jetzt folgt der digitale Exhibitionismus.

Auf dem Genfer Salon herrschte jüngst eine regelrechte Smartphone-Invasion. Diverse Studien vom neuen VW Bulli über den Mini Rocketman bis zum Tata Pixel schmücken sich mit Smartphones oder Tablet PCs. Manchmal sollen die bunten Brettchen und Telefone sogar klassische Schalter ersetzen: Klimaanlage, Radio, Navigation? Alles per Smartphone steuerbar. Man bekommt das Gefühl, dass bald mit jedem neuen Auto ein mobiles Gimmick verkauft wird.

Vielleicht ist es eines Tages aber auch umgekehrt – genau das ist es wohl, wovor sich die Marketing-Strategen der Autobauer fürchten. Seitdem Sozialforscher die Erkenntnis verbreiten, dass der Status des Automobils im Leben junger Menschen langsam abnimmt, fürchten vor allem Premium-Hersteller um Kundennachwuchs. Also integriert man vom Smartphone über Internet im Auto bis hin zu Facebook-Seiten im Multifunktionsdisplay alles, was sich junge Zielgruppen wünschen könnten.

Automobilexperte Christoph Stürmer vom Wirtschaftsforschungsinstitut IHS Global Insight sieht diesen Trend kritisch. „Natürlich ist das Auto für viele Menschen ein Lebensraum, in dem sie auch gern am virtuellen Leben teilnehmen. Die Einbettung elektronischer Geräte ist daher ein Must Have-Faktor“, so Stürmer. „Das Paradoxe daran ist aber: Gerade die Zielgruppen, die solche Funktionen am stärksten fordern, sind die mit der geringsten Kaufkraft“, sagt der Automarkt-Analyst. Manche Unternehmen hätten bereits hohe Summen für die Integration von Internetfunktionalität ins Auto ausgegeben. „Das hat sich als kompletter Irrweg herausgestellt und überhaupt nicht funktioniert – da wurde viel Geld verbrannt“, so Stürmer.

Es gibt natürlich Beispiele dafür, wie sich mobile Geräte auch abseits von Freisprecheinrichtung und Ladebuchse im Auto sinnvoll nutzen lassen. Da kommen vor allem Elektroautos ins Spiel. Für den Nissan Leaf etwa gibt es Anwendungen, mit denen sich von unterwegs der Ladezustand des Akkus überwachen lässt, wenn das Auto zuhause am Kabel tankt. „Man wird auch gewarnt, wenn die Ladung unterbrochen wird“, sagt Thomas Ebeling von Nissan. Zudem kann man Funktionen wie Heizung und Klimaanlage fernsteuern. „Wenn Sie morgens um halb acht losfahren, programmieren sie im Smartphone einfach, dass die Heizung kurz vorher anspringen soll“, so Ebeling. Mercedes und VW planen für ihre künftigen Stromer ähnliche Smartphone-Funktionen. Ebenso könnte man am heimischen PC über Google Maps eine Route planen und die Daten dann ans Navigationssystem des Autos senden.

„Die Autohersteller wollen nicht nur eine Steckdose und eine WLAN-Schnittstelle anbieten, für die sie nichts verlangen können, sondern sie wollen mehr Funktionalität“, sagt Analyst Christoph Stürmer. Er sieht darin aber nur begrenzte Möglichkeiten. „Es scheint sich immer mehr auf die Fahrer- und Fahrzeug-bezogene Funktionalität zu konzentrieren: Wie komme ich am schnellsten an mein Ziel, wie ist der Verkehr, wie ist mein Verbrauch, was kann ich in der Zeit bis zur Ankunft noch erledigen“, so Stürmer.

Doch die Autobauer wollen möglichst alles aus der digitalen Welt herausholen. BMW zum Beispiel hat für künftige Elektroautos gleich eine eigene Submarke gegründet, mit der man zum „Premium-Mobilitätsdienstleister“ werden will. Die neue Marke heißt BMW i. Die Assoziationen zu iPhone und iPad sind offensichtlich.

Was man sich unter „Premium-Mobilitätsdienstleistungen“ vorzustellen hat, ist noch weitgehend unklar. Die Münchner wollen aber ein Carsharing-System auf die Beine stellen: Hast du keinen BMW, miet’ dir einen. Erst auf der IAA soll es dazu mehr Informationen geben. Ein konkretes Beispiel liefert BMW immerhin in den USA. Eine kostenlose Anwendung (App) fürs iPhone versorgt die Nutzer in mehr als 40 Städten mit Informationen zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder freien Parkplätzen und gibt Tipps, welche Freizeitangebote es gerade in der Region gibt. In 40 weiteren Städten weltweit soll My City Way folgen und von BMW gesponsert werden, darunter auch in München.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-07

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