Toyota Auris Hybrid im Test: Eine echte Diesel-Alternative?
Testbericht
Haar, 29. Oktober 2013 - Mal ehrlich: Geht es um das Thema Hybrid, machen die meisten Autohersteller (bevorzugt deutsche) ein Riesen-Buhei, wenn ein Fahrzeug mit diesem speziellen Antrieb in Serie geht. Ganz anders bei Toyota, wo man schon seit Ende der 1990er-Jahre auf die Kraft der zwei Herzen setzt. Zeitgleich zum Start neuen Auris gibt es bereits ein Hybridmodell des Kompaktwagens. Und quasi als Krönung ist das auch noch 150 Euro billiger als der vergleichbare Diesel. Jetzt könnte es also tatsächlich interessant werden, einen Blick auf den Hybrid zu werfen.
Technik für Tiefstapler
Während der teurere Toyota Prius schon mit einem extrovertierten Design zeigt: "Ich bin umweltfreundlich", bleibt der Auris Hybrid dezent. Lediglich einige Hybrid-Schriftzüge und das blau unterlegte Toyota-Emblem weisen auf den Antrieb hin. Keine Einschränkungen gibt es beim Kofferraum: Weil die Technik unter den Rücksitzen Platz findet, passen bei allen Steilheck-Auris die gleichen 360 Liter Gepäck hinein. Im Hybrid übernimmt ein bekanntes Doppel die Arbeit. Ein 1,8-Liter-Benziner mit 99 PS verbündet sich mit einem Elektromotor, der es auf 60 Kilowatt respektive 82 PS bringt. Toyota-Kenner merken sofort: Das ist der Antrieb aus dem Prius, die Systemleistung beträgt aber keine 181, sondern 136 PS, weil der E-Motor nicht ständig zuarbeitet.
Ungewollte Nostalgie
Innen macht sich zunächst Ernüchterung breit: Das Cockpit baut sich hoch vor dem Fahrer auf, die Materialqualtät hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Oben erfreut genarbtes Kunstleder das Auge, während in der Mittelkonsole speckiges Billigplastik lauert. Billig wirkt auch die viel zu weit rechts angebrachte Digitaluhr im 80er-Jahre-Stil, hinzu kommen die schwer durchschaubaren Funktionen der Bedienknöpfe auf dem Lenkrad. Ansonsten gefällt das Ambiente gerade durch seine im Vergleich zum Prius unspektakuläre Note. Anstelle eines Drehzahlmessers klärt ein "Eco-Meter" den Fahrer auf, ob er gerade im optimalen Bereich fährt, durch Bremsen respektive Fuß vom Gas Energie zurückgewinnt oder die volle Leistung abruft. In diesem Fall glüht die Nadel teuflisch rot. Per Knopfdruck kann unter anderem rein elektrisches Fahren erzwungen werden. Zwei Kilometer mit maximal 50 km/h sollen möglich sein, in der Realität reicht es nur für deutlich kürzere Tempo-30-Zonen. Wir nutzten hauptsächlich den Eco-Modus, der im Alltag am besten ist.
Einstellungs-Sache
Absolute Geschmackssache ist das stufenlose CVT-Getriebe. Schaltarbeit wird zwar überflüssig, doch sobald das Gaspedal nicht mehr gestreichelt wird, jault der Benziner vernehmbar auf. Dieser Punkt ist immerhin spürbar über die Jahre verbessert worden, mindert das Komforterlebnis aber trotzdem. Viel hängt vom rechten Fuß des Fahrers ab. Man muss seinen eigenen Fahrstill umstellen, tut das aber schon aus dem Ehrgeiz, den Verbrauch klein zu halten. Tipp: Den Toyota Auris Hybrid mit Tempomat bestellen, dann pegelt sich der Motor auf annehmbare Drehzahlen ein. Im Testmittel erreichten wir einen Verbrauch von 5,5 Liter, was zwar über den offiziellen 3,9 Litern liegt, aber immer noch ein echter Dieselwert ist. Ab 23.200 Euro geht es los, Touchscreen-Audiosystem, Rückfahrkamera und Klimaautomatik inklusive.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Getriebe: | stufenlose Automatik |
Motor Bauart: | Hybridsystem aus 1,8-Liter-Benziner (73 kW/99 PS) und Elektromotor (60 kW/82 PS) |
Hubraum: | 1.798 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Drehmoment: | 142 (Benziner), 207 (Elektromotor) Nm bei 4.000 (Benziner) UPM |
Preis
Neupreis: 23.200 € (Stand: Oktober 2013)Fazit
Ein relativ günstiger Preis und der niedrige Verbrauch sprechen für den Toyota Auris Hybrid. Schwächen gibt es beim Platzangebot, der Bedienung und den Materialien im Cockpit. Der Auris mit Doppelherz ist ein guter Tipp für entspannte Gleiter, die lieber reisen statt rasen. Angesichts der sehr speziellen Charakteristik der Kraftentfaltung sollte aber eine längere Probefahrt Pflicht sein, um zu sehen, ob man damit klarkommt.Testwertung
Quelle: auto-news, 2013-10-29
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