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Testbericht

Susanne Kilimann, 12. November 2010
Wann sind Sommerpneus noch okay und ab wann müssen unbedingt die Wintergummis rauf? Das Thema Winterreifen hat in den letzten Jahren stets aufs Neue für Verwirrung gesorgt.

Jetzt soll die Gummifrage gesetzlich klarer geregelt werden. Doch selbst ohne gesetzlich verankerte Pflicht sollte die Investition in winterliche Sicherheit selbstverständlich sein. Noch gibt es in Deutschland keine generelle Winterreifenpflicht. Die Straßenverkehrsordnung fordert bisher lediglich eine den Witterungsverhältnissen angepasste Bereifung. Wer bei Glätte oder Schnee mit Sommerreifen unterwegs ist, muss – wenn er denn erwischt wird – mit einem Bußbescheid rechnen. Für Autofahrer, die mit falscher Bereifung einen Unfall verursachen, kann es sogar richtig teuer werden – weil die Versicherung Probleme machen kann. Die Rechtsexperten des Oldenburger Oberlandesgerichts haben der schwammigen Regelung allerdings die rote Karte gezeigt. Sie sei verfassungswidrig, weil es ihr an der nötigen Bestimmtheit fehlt, so das Urteil der Juristen. Jetzt muss der Gesetzgeber nachbessern. Eine klarere Neuregelung soll den Bundesrat auf jeden Fall passieren, bevor die nächste kleine Eiszeit Einzug hält.

Gesetz hin, Verordnung her. Dass Winterreifen die bessere Wahl sind, sobald das Quecksilber unter die Sieben-Grad-Marke fällt, sollte sich längst rumgesprochen haben. Bereits in diesem Temperaturenbereich verlieren Sommerreifen ihre Flexibilität - und die Asphalthaftung nimmt ab. Winterreifen bieten aufgrund ihrer speziellen Gummimischung und ihrer besonderen Gesamtkonstruktion nicht nur auf Eis und Schnee, sondern auch in den nasskalten Herbstmonaten ein wichtiges Sicherheits-Plus. Durch die verwendeten Hightech-Materialien bleibt ihre Gummimischung auch bei niedrigen Temperaturen noch flexibel und kann damit besser in den Asphalt greifen. Es ist daher sinnvoll, dem Auto bereits im Oktober Winterschuhe anzuziehen. Denn vor allem frühmorgens können die Temperaturen auch dann schon in die Nähe der Null-Grad-Marke rutschen.

Einen Werkstatttermin zum Reifenwechsel sollt man rechtzeitig reservieren. Das erspart ärgerliche Wartezeiten – denn wenn erst der erste Schnee fällt, wird es im Terminkalender der Serviceprofis ganz schnell ganz eng. Außerdem ist die Auswahl zum Saisonbeginn am größten.

Dass es bei den Pneus erhebliche Qualitätsunterschiede gibt, zeigen ADAC und Stiftung Warentest alljährlich in ihrem gemeinsamen Reifentest auf. Dieses Mal prüften die Tester 28 Reifen auf Herz und Nieren und kein einziger wurde mit der Bestnote "sehr gut" geadelt. In jeder der beiden untersuchten Größen gebe es jedoch drei mit "gut" bewertete Reifen, die Autofahrer sicher durch den Winter bringen können, heißt es bei den ADAC-Testern. In der kleinen Dimension (185/65 R15 88T) seien das der Dunlop SP Winter Sport 3D MO mit Bestnote (2,1) auf Nässe, der Goodyear UltraGrip 7+, der auf Eis guten Halt entwickelt und der Esa-Tecar Super Grip 7. Bei den größeren Reifen (225/45 R 17 91&94 H) liegen der Michelin Alpin A4, der den Testern zufolge trotz sensationell geringem Verschleiß auch noch mit der Bestnote auf nasser Fahrbahn aufwarten kann, der schneestarke Continental WinterContact TS830P sowie der „sehr ausgewogene“ Dunlop SP Winter Sport 3D vorne.

Die drei mit "mangelhaft" bewerteten Reifen stammen allesamt aus China und zeigen laut ADAC-Test meist gleich in mehreren Teildisziplinen katastrophale Leistungen. So kamen der Star Performer Winter und der Westlake SW601 Snowmaster bei einer Vollbremsung aus 100 km/h auf nassem Asphalt 18 beziehungsweise 22 Meter später zum Stehen als der jeweils beste Vergleichsreifen. Die Autos mit den Chinapneus seien noch mit 46,5 beziehungsweise 52,2 km/h unterwegs gewesen, als die gut bereiften Fahrzeuge schon standen, berichten die Tester. Solch gravierende Unterschiede könnten in der Praxis darüber entscheiden, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht.

Ob Ganzjahresreifen eine sinnvolle Alternative sind, wird nicht nur unter Autofahrern immer wieder diskutiert. In Berichten wurde gemutmaßt, die Alleskönner könnten im winterlichen Deutschland nicht mehr zulässig sein, wenn tatsächlich eine echte Winterreifenpflicht kommt. Das ist jedoch falsch. Winterreifen lassen sich – auch bei einer Polizeikontrolle – äußerlich nur durch die „M+S“ – Markierung erkennen. Und die findet sich auch auf den Ganzjahresreifen. Einige der Allwetterpneus tragen sogar das Schneeflockensymbol, das hohe Wintertauglichkeit bescheinigt. Bei einem Test der Sachverständigenorganisation GTÜ und des Automobilclubs ACE machten drei der vier getesteten Allwetterreifen in der Dimension 185/60 R 15 H im Schnee sogar eine besonders gute Figur. Auf Platz eins Testsieger Hankook Optimo 4S, der die beste Traktion unter den getesteten Allwetterpneus auf dem verschneiten Asphalt zeigte. Beim Bremsweg lag auch der Goodyear Vector 4 Seasons auf dem Niveau eines echten Winterreifens. Nur der Federal Super Steel 657 bekam für sein Verhalten auf Schneestraßen die Note „nicht empfehlenswert“.

Zum Glück muss man seinem Wagen nicht jedes Jahr neue Winterschuhe spendieren. Ein paar Jahre lang halten die Saisonreifen in der Regel gut durch. Mindestens vier Millimeter Profil sollten die Gummis noch haben, wenn sie aufgezogen werden, raten Experten von der Reifeninitiative des Deutschen Verkehrssicherheitsrates. Wichtig sei, dass alle vier Gummis vom gleichen Fabrikat sind und gleichmäßig abgefahren sind. Sind die Reifen älter als fünf Jahre, sollten sie aus dem Verkehr gezogen werden. Zumindest dann, wenn sie regelmäßig im Einsatz waren.

Pneus, die fachmännisch gelagert und jahrelang nicht benutzt wurden, kann man länger verwenden – aber nicht unbegrenzt. Spätestens nach zehn Jahren wird das Gummi porös und die Haltbarkeit ist erschöpft. Aufschluss über das Reifenalter geben übrigens die Zahlen am Gummi. Seit Januar 2000 ist die Angabe vierstellig. Die ersten beiden Ziffern bezeichnen die Produktionswoche, die letzten beiden das Produktionsjahr. Finden sich noch Dreieck und zweistellige Jahreszahl auf dem Pneu, müssen die Alarmglocken klingeln: Diese Reifen wurden noch in den 90er Jahren produziert und gehören inzwischen längst zum Reifenverwerter.

Quelle: Autoplenum, 2010-11-12

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