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Testbericht

Wolfram Nickel/SP-X, 5. August 2019
SP-X/Köln. „Wahnsinn, dieser Weltmeister aus dem Windkanal“, schrieb die Fachpresse zur Premiere des neuen Sportcoupés Opel Calibra auf der IAA Frankfurt 1989. Enthüllt wurde der Manta-Nachfolger durch die Tennis-Königin Steffi Graf, die mit den Worten zitiert wurde: „Das schönste Auto überhaupt“. Vielleicht eine spontane Referenz an Wayne K. Cherry und Erhard Schnell, die Designer des neuen sportlichen Imageträgers von Opel. Immerhin hatte Schnell als Schöpfer des legendären Opel GT und stilistischer Vater des Opel Manta bereits zweimal bewiesen, in welchen Linien Publikumslieblinge mit Bestsellerpotential gezeichnet werden müssen. Und genau diese Faszination vermittelten auch die flachen, direkt aus dem Windkanal kommenden Formen des Opel Calibra, der mit dem cw-Bestwert 0,26 beeindruckte.Erschwingliche Vierzylinder genügten dem viersitzigen Stromlinien-Sportler bereits für Fahrleistungen auf Oberklasse-Niveau, beste Voraussetzungen um männliche Coupé-Fans und junge Familien zu begeistern. Tatsächlich überstieg die Calibra-Nachfrage rasch die Rüsselsheimer Produktionskapazität und so musste Valmet in Finnland aushelfen. Als dann auch noch zuteilungsreife Kaufverträge für den Calibra auf dem Schwarzmarkt mit Aufpreisen gehandelt wurden, reagierte die Konkurrenz rasch. So konterte Ford mit dem eilig aus USA geholten Coupé Probe während der altgediente VW Scirocco länger als geplant parallel zum Corrado im Programm blieb. Dennoch blieb es ein kurzer Hype, den der Calibra entfachte: Als der Opel 1997 in den Ruhestand fuhr, bekam ein Calibra II keine Chance.Wie sich die Zeiten wandeln: Automobile Lifestyleattribute mit Nutzwert für Familie und Freizeitaktivitäten, das sind heute vor allem kompakte Crossover. Vor 30 Jahren gelang es dagegen der Coupé-Fraktion ein letztes Mal, die Massen zu begeistern. Fast schien es als würde der heiße Spätsommer 1989 eine Neuauflage des langjährigen Duells Opel Manta versus Ford Capri erfahren – nur dass die Protagonisten nun andere Namen trugen. Der Opel Manta mutierte zum Calibra, ein vom populären Modellnamen-Entwickler Manfred Gotta kreiertes Kunstwort, aber der leere Platz des längst verblichenen Ford Capri wurde zunächst durch andere Marken ausgefüllt wie VW Corrado, Audi Coupé sowie viele Asiaten von Honda Prelude über Nissan 200 SX bis zum Toyota Celica.Absoluter Superstar in dieser neuen Sportschau blieb jedoch der 4,49 Meter lange Opel Calibra, ein Hingucker mit klassischen Zutaten wie gestreckter Motorhaube, niedriger Dachlinie und schnell aussehendem Schrägheck. Inklusive 110 kW/150 PS leistendem und 223 km/h schnellem Basis-Vierzylinder für die kleinere Geldbörse oder als kostspieligerer Porsche-Herausforderer mit Turbo, Allrad und schließlich sogar V6. Auch die Nachhaltigkeit – neues Thema in den 1980ern - wurde großgeschrieben und deshalb gab es den Calibra fürs grüne Gewissen serienmäßig mit geregeltem Katalysator und vor allem mit mehr Recyclingwerkstoffen als bei der Konkurrenz.Die Türen der Opel-Händler rannten die Calibra-Fans freilich wegen der flotten Form und dem Turbo-Image des Coupés fast ein. Die lange Wartezeit vom IAA-Debüt bis zum Marktstart im Frühsommer 1990 hatte zu einem Ansturm geführt, wie er heute um limitierte Hypersportwagen tobt. Im Rückblick klingt es fast unglaublich: Die Massenmarke Opel entfaltete damals eine Zugkraft, die Konkurrenten neidisch werden ließ, weshalb die Kölner Capri-Erfinder nun flink den im US-Werk Flat Rock produzierten dreitürigen Probe importierten. Allerdings fehlte es diesem US-Ford mit Mazda-Turbomotor an Charisma, um gegen den Calibra zu bestehen. Nicht einmal das 1994 von Pininfarina spektakulär gezeichnete Coupé Fiat konnte dem Calibra kontra geben, der seine Klasse in Europa über Jahre unangefochten dominierte und andere dynamische Zweitürer nachzog wie Mazda MX-3 und MX-6, Hyundai S-Coupé oder Rover 200 Coupé.Mit fast 240.000 verkauften Einheiten übertraf der erfolgsverwöhnte Heckklappen-Opel das Volumen des VW Corrado um mehr als das Doppelte und die Zahlen des Coupé Fiat sogar um das Dreifache. Die Stückzahlen seines legendären Vorbilds Manta konnte der Calibra trotzdem nicht wiederholen. Tatsächlich neigte sich die Ära der Familiencoupés in den 1990er Jahren dem Ende entgegen, der als Turbo fast 250 km/h schnelle Calibra zündete das Abschlussfeuerwerk. Außerhalb Europas gelang das übrigens schon weniger gut, denn mit Holden-Logo in Australien, Chevrolet-Signet in Südafrika oder als Vauxhall fand sich das Opel-Coupé nur in der Rolle des Statisten auf einem Sportplatz, der nun vor allem schnelle Limousinen mit bösem Blick anzog. Auch diese Lichtleisten, kalt, klar und strahlend hell, hatte der Calibra mit seinen schmalen Scheinwerferschlitzen etabliert – und zugleich die Totenglocke geläutet für die bis dahin verbreiteten Klappscheinwerfer als dramatische Insignie schneller Sportwagen.Bereits bei seinem Debüt stahl der technisch vom Mittelklassemodell Vectra abgeleitete Calibra dem ersten deutschen V12-Coupé der Nachkriegszeit die Show. Allerdings nicht, weil der BMW 850i noch Klappscheinwerfer trug, sondern weil der preiswerte Calibra dem elitären Zwölfzylinder aus einigen Perspektiven überraschend ähnelte.Übrigens ging es Opel damals nicht nur dank des Calibra so gut wie schon lange nicht mehr. Mit einem gewissen Neid betrachteten die Konkurrenten die Bilanz der deutschen GM-Tochter, die 1990 über 1,1 Milliarden Mark Jahresüberschuss auswies mit einer Umsatzrendite, die doppelt so hoch lag wie etwa beim VW-Konzern. Vor allem kreative Hightech-Modelle á la Calibra, Vectra 4x4, Lotus Omega oder Senator 24V polierten den Glanz des Markenemblems so stark, dass dieses nicht nur beim Calibra Mitte der 1990er Jahre von der Motorhaube an die prominenteste Stelle des Kühlergrills verlegt wurde. Mit dem Blitz vor der Brust machte der Calibra nun sogar bei Tourenwagen-Rennen wie DTM und ITC (Internationale Tourenwagen-Meisterschaft) Jagd auf BMW M3 und AMG-Mercedes. Erfolgreich, so gewann der Opel Calibra 1996 mit Manuel Reuter gleich beide ITC-Titel in der Fahrer- und Markenwertung.Für Furore sorgte der Calibra auch in den Schauräumen der Opel Händler, denn dort überraschte der Volkssportler mit einer Fülle an Antrieben, die in dieser Vielfalt bei keinem anderen Coupé zur Wahl standen. Gab es die meisten Calibra-Rivalen nur mit ein oder zwei Motorisierungen, stand das Rüsselsheimer Coupé mit fünf verschiedenen Vier- und Sechszylindern und wahlweise sogar mit 4x4-Antrieb im Angebot. Hinzu kam eine regelmäßig erneuerte Palette limitierter Sondermodelle, die den Dynamiker im Gespräch halten sollten.Nur ein von Cabriospezialist Valmet in Finnland umgesetzter offener Calibra schaffte es nicht in die Serienfertigung. Gleiches galt 1997 für den Calibra II, der die Nachfolge des cw-Weltmeisters antreten sollte, aber im Opel Museums verschwand. Die Zeit der Mittelklasse-Coupés war vorüber, befand Opel – und lancierte die kleinen, glanzloseren Typen Tigra und Astra Coupé.Wichtige Motorisierungen für den Opel Calibra:2.0i mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (85 kW/115 PS)2.0i 16V mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (100 kW/136 PS)2.0i 16V mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (110 kW/150 PS)2.0i 16V Turbo mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (150 kW/204 PS)2.5i V6 mit 2,5-Liter-V6-Benziner (125 kW/170 PS)Produktionszahlen Opel Calibra:Insgesamt 238.647 Opel Calibra, davon 144.669 Einheiten in Rüsselsheim und 93.978 Einheiten bei Valmet in Uusikaupunki/Finnland. Produktion im Jahr 1992 insgesamt 57.254 Einheiten, im Jahr 1993 insgesamt 28.870 Einheiten, im Jahr 1994 insgesamt 22.812 Einheiten, im Jahr 1995 insgesamt 16.991 Einheiten, im Jahr 1996 insgesamt 10.815 Einheiten, im Jahr 1997 insgesamt 5.583 Einheiten.Chronik Opel Calibra:1987: Auf technischer Basis des neu eingeführten Vectra A entwickelt Opel ein Coupé in eigenständigen Linien. Das Design wird von einem Team um Wayne K. Cherry und Erhard Schnell (Schöpfer des Opel GT und stilistischer Vater des Opel Manta) gezeichnet. Einen ersten Hinweis auf den Calibra gibt eine Designstudie, die auf dem Genfer Automobilsalon debütiert. Zeitliche Zielvorgabe für die Serienversion des Calibra sind nur 18 Monate1989: Bei der IAA Frankfurt feiert der Opel Calibra im September seine Weltpremiere. In Australien wird das Coupé als Holden Calibra, in Großbritannien als Vauxhall Calibra und in Südafrika als Chevrolet Calibra vermarktet  1990: Am 9. Juni erlebt der Calibra seinen Verkaufsstart in Deutschland mit zwei Motoren und Antriebskonzepten. Zur Wahl stehen Zweiliter-Vierzylinder mit 85 kW/115 PS bzw. 110 kW/150 PS und jeweils Vorderradantrieb bzw. Allradantrieb mit Visco-Kupplung (Calibra 4x4). Der vierradgetriebene Calibra ist nach dem Vectra 4×4 der zweite Opel-PKW mit Allradantrieb1991: Auf der London Earls Court Show debütiert der Tickford Calibra mit noblen Interieurdetails und speziellen Alurädern auf Basis des Vauxhall Calibra. Insgesamt 30 Tickford Calibra werden gebaut. Calibra-Produktionsstart zusätzlich im finnischen Valmet-Werk in Uusikaupunki1992: Bei Valmet Entwicklung eines Calibra Cabriolet, das jedoch Einzelstück bleibt. Sondermodell Calibra Color Selection I im Oktober. Ebenfalls ab Oktober Gurtstraffer und Seitenaufprallschutz als Standard. Vorstellung des fast 250 km/h schnellen Calibra Turbo mit 150 kW/204 PS leistendem Turbo-Vierzylinder und Allradantrieb, der ab Januar 1993 lieferbar ist. Bei der Rallye San Remo erzielt ein Calibra mit Bruno Thiry am Lenkrad einen Klassensieg und Platz neun im Gesamtklassement1993: Ab März Fahrerairbag für den Calibra verfügbar. Im August ergänzt ein neuer 125 kW/170 PS leistender 2,5-Liter-V6 das Motorenprogramm. Sondermodell Calibra Color Selection II im September, gefolgt vom Selection III im November. Im Motorsport tritt der Calibra in der DTM an. Die Opel-Jahresproduktion sinkt von 1.085.963 Einheiten auf 801.822 Einheiten und die Produktion des Calibra halbiert sich von 57.000 auf 28.000 Einheiten1994: Ab März steht ein 2,0-Liter-16V-Benziner mit 100 kW/136 PS Leistung zusätzlich im Angebot. Ab Juli Allradtechnik nur noch für Calibra Turbo. Im August Facelift mit Beifahrerairbag, neuen Sitzen sowie weiß hinterlegten Instrumenten. Das Opel-Logo wandert ab September auf den Kühlergrill des Calibra, außerdem gibt es Gasdruckdämpfer. Sondermodell Calibra Keke Rosberg Edition im September. Ab Oktober Wegfahrsperre serienmäßig. Manuel Reuter fuhr im 500 PS starken Calibra V6 4x4 beim Rennen in Donington Park einen bemerkenswerten Sieg ein1995: Produktionsende in Rüsselsheim. Sondermodell Calibra Classic I im Februar. Sondermodell Calibra Color Selection IV im März, gefolgt von den Sonderserien Calibra DTM Edition im April, Calibra Classic II im Juli und Calibra Young im August. Neue Sicherheitstürschlösser im September. Das Opel-DTM-Team startet mit insgesamt sechs Calibra, Klaus Ludwig sichert sich zwei Laufsiege beim Finale in Hockenheim1996: Ab April Sonderserie Opel Calibra Cliff Edition. Im Mai Produktionsende für den Calibra Turbo 4x4. Ab Juni nur noch zwei Motoren für den Calibra verfügbar (100 kW/136 PS und 125 kW/170 PS). Bei der Internationalen Tourenwagen-Meisterschaft (ITC) gewinnt der Opel Calibra mit Manuel Reuter Fahrer- und Markentitel. Insgesamt erzielten Calibra neun Siege und 17 Podestplätze in der ITC1997: Ab Januar Sondermodell Opel Calibra Last Edition. Ende Juli Produktionsauslauf in Finnland nach 5.583 Einheiten im letzten Fertigungsjahr2019: Der 30. Jahrestag der Vorstellung des Opel Calibra ist für die Opel-Community Anlass für Clubtreffen und Ausstellungen bei Oldtimer-MessenDieser Blitz schlug ein. Mit dem Calibra lancierte Opel vor 30 Jahren einen ebenso erschwinglichen wie rasanten Manta-Nachfolger mit rekordverdächtigen Verkaufszahlen. Tatsächlich standen Sportwagenfans Schlange und zahlten Aufpreise für rasch verfügbare Calibra und die Coupé-Konkurrenz reagierte mit einer Welle neuer Familiensportler 
Fazit
Dieser Blitz schlug ein. Mit dem Calibra lancierte Opel vor 30 Jahren einen ebenso erschwinglichen wie rasanten Manta-Nachfolger mit rekordverdächtigen Verkaufszahlen. Tatsächlich standen Sportwagenfans Schlange und zahlten Aufpreise für rasch verfügbare Calibra und die Coupé-Konkurrenz reagierte mit einer Welle neuer Familiensportler 

Quelle: Autoplenum, 2019-08-05

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