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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 30. Juni 2014
Jedes Jahr im Frühsommer treffen sich in Süden Englands wohlbetuchte Geschwindigkeits-Fanatiker, um auf dem Anwesen des Earl of March ihrer Leidenschaft zu frönen.

Emerson Fittipaldi ist da. Lewis Hamilton und Jenson Button ebenfalls. Die britischen Rennsport-Legenden Jackie Stewart und John Surtees gehören fast schon zu den Stammgästen beim Festival of Speed. Jedes Jahr im Frühsommer bittet der Earl of March auf sein Anwesen, im südenglischen Goodwood und viele Lenkrad-Künstler folgen der Einladung. Im Zentrum des Interesses steht ein Bergrennen namens "Hill Climb", das über eine 1,86 Meter lange Strecke führt. Der Kurs ist nicht besonders anspruchsvoll. Deswegen befinden sich bisweilen nur ein paar Strohballen befinden zwischen den rasenden Autos und den zahlreichen Zuschauern. Eine Vorstellung, den Sicherheitsaposteln in der Formel 1 die Haare zu Berge stehen lässt.

Wirklich ans Limit geht kaum jemand. Doch darum geht es nicht. Hier feiert sich die Oktan-Fraktion noch sich selbst. Über 100.000 Zuschauer pilgern an die Rennstrecke, um sich an dem Spektakel zu ergötzen. Hier krakeelen Formel-1-Zwölfzylinder ihre Lust am Verbrennen noch mit voller Inbrunst heraus. Es röhrt, sprotzelt, faucht und kreischt, dass es eine wahre Freude ist. Die Zylinder- und Drehmomentsorgie knallt den Zuschauern heftig auf die Ohren. Der um die Kurven sirrende BMW i8 wirkt hier fast wie ein Fremdkörper. Hightech ist toll. Doch die Fans interessieren PS-Protze und deren Historie. Jeden Tag donnern rund 300 Fahrzeuge, darunter auch Motorräder und Indy Cars über die Strecke. Viele sind ein Vermögen wert. Die echten Stars sind Vorkriegsautos, wie der Bentley Speed Six (Old Number Two, Baujahr 1929) oder die klassisch schöne Alfa Romeo Giulietta SZ Coda Tronca aus dem Jahr 1960.

In der Boxengasse gibt es die Stars zum Anfassen: Lewis Hamilton schreibt geduldig Autogramme und Jenson Button beantwortet die Fragen der Fans. Ein paar Meter weiter werden die vierrädrigen Preziosen für den nächsten Versuch, um den leichten Hügel zu erklimmen, vorbereitet. Arturio Merzario, der Niki Lauda 1976 auf der Nordschleife aus dem brennenden Wrack zog, sitzt am Steuer eines Ferrari 156. und diskutiert mit seinen Mechanikern. Der Formel-1-Wagen des Jahres 1961 trägt wegen seiner großen Lufteinlässe den Spitzname "Hainase". Etwas ruhiger geht es ein paar Meter weiter zu: Der ehemalige finnische Rallye-Weltmeister Hannu Mikkola pilotiert einen Audi Sport Quattro S1. Damon Hill winkt den johlenden Fans zu: Der britische Ex-Weltmeister fährt sein Weltmeisterauto aus dem Jahr 1996, den Williams FW 18.

Die Stimmung ist entspannt. Ascot, der Schauplatz des royalen Pferderennens ist nicht allzuweit entfernt. Ganz so nobel geht es bei den Geschwindigkeits-Fans nicht zu. Picknickdecken werden ausgebreitet, selbstgemachte Sandwiches vertilgt und das eine oder andere Bier dazu getrunken. Auch die Mode unterscheidet sich. Statt riesiger Hüte, thronen in Goodwood Sonnenbrillen im mehr oder weniger üppigen Haupthaar. Auf dem penibel gestutzten Rasen glänzt automobile Rennsport-Geschichte im Sonnenlicht: ein Alfa Romeo P3 aus dem Jahr 1933 hier und ein Porsche 917 da.

Mittlerweile haben die Automobilhersteller das Motorsport-Volksfest in West Sussex für sich entdeckt: Jaguar präsentiert erstmals den F-Type Project 7. Der spektakuläre Zweisitzer ist eine Reminiszenz an den legendären D-Type. Lediglich 250 Exemplare sind geplant. Eine PS-Liga darüber spielt der McLaren MSO (McLaren Special Operation). Den 650 PS starken Supersportwagen gibt es als Spider oder als Coupe. Nur fünfzig Stück werden gebaut: Das Coupé soll rund 315.000 Euro kosten, der Spider etwa 340.000 Euro. Der Unterschied zum "Basis-Modell"? Ein paar Carbonteile an der Karosserie, ein anderer Diffusor, spezielle Felgen, Sonderfarben und einen etwas aufgepeppten Innenraum.

Ein paar Meter weiter steht der Range Rover SVR. Der Prototyp gibt einen Ausblick auf den kommenden Range Rover Sport. Ford präsentiert das Facelift des Mini-Sportlers Focus ST und Peugeot hat das Jubiläumsmodell "208 Gti 30 th" im Gepäck. Wie der Name schon verrät, feiert die französische Rennsemmel dieses Jahr ihren 30. Geburtstag. Toyota hat ein weißes Motorhome aufgebaut und stellt den neuen Kleinwagen Aygo neben die Le-Mans-Renner vergangener Jahre. Mercedes-Benz feiert 120 Jahre Motorsport und spannt einen Bogen über das Anwesen des Lords auf dem zwei Rennfahrzeuge zu sehen sind. Die Skulptur beeindruckt. Doch die Gefahr einer freundlichen Übernahme des Goodwood Festival of Speed durch die Autobauer besteht nicht. Dafür sorgen schon der traditionsbewusste Earl of March und die vielen tausend Fans. Die stehen nach wie vor hauptsächlich auf "Donuts", also jene Gummikringel, die die Piloten mit rauchenden Hinterreifen auf den Asphalt brennen.

Übrigens gewann Motorsport-Star Sébastien Loeb im Peugeot 208 T16 Pikes Peak in 44,6 Sekunden das diesjährige Rennen. Zweiter wurde der deutsche Rennfahrer Michael Bartels in einem aufregenden Maserati MC12 "Goodwood Cent 100" mit nur 1,22 Sekunden Rückstand. Doch der Rekord aus dem Jahr 1999 war nicht in Gefahr. Den hält ein anderer Deutscher: Nick Heidfeld bewältigte damals den "Hill Climb" in 41,6 Sekunden. Sein Fahrzeug ein McLaren-Mercedes MP4/13.

Quelle: Autoplenum, 2014-06-30

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