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Testbericht

Stefan Grundhoff, 1. März 2011
Dieser Tage schaut die Automobilwelt wieder einmal nach Genf. Die Uhrenmetropole am Lac Leman ist jedes Jahr Anfang März das viel beachtete Mekka der Autobranche. Nach erfolgreichen Monaten ist die Stimmung gut; bei vielen sogar grandios. Die meisten Hersteller präsentieren neben neuen Modellen strahlende Geschäftszahlen.

Am Genfer See endet in jedem Jahr der ebenso kalte wie ungemütliche Autowinter. Nach dem Großevent in Detroit Mitte Januar erwacht im Messezentrum Palexpo die europäische Automobilwelt zu neuem Leben als sei sie über Nacht wachgeküsst worden. Die Slogans der einzelnen Hersteller gleichen sich – jedes Jahr: „new thinking – new possibilities“, „meet the new generation”, „drive the change” oder „today, tomorrow, Toyota”. Hybrid, Elektro, Diesel und effiziente Benziner gibt es überall zu bestaunen. Doch die Lust am Auto ist wieder im Vordergrund. Effizienz – ja, Leistung – ja bitte! Mit dem Thema „öko“ allein ist nichts zu holen – schon gar nicht am Genfer See.

Pamela ist zum dritten Mal auf dem Genfer Automobilsalon. Eine der unzähligen sehenswerten Messehostessen, die sich mehr oder weniger lasziv neben der Motorhaube eines automobilen Ausstellungsstücks präsentiert und das vierrädrige Objekt der Begierde noch etwas schmucker dastehen lässt. „Dieses Mal hat meine Agentur schon im November angefragt“, strahlt die 23jährige Schweizerin, „so früh gab es noch nie eine Zusage.“ Ein sicheres Zeichen dafür, dass es der Autobranche schon schlechter ging. 2009 war es düster, 2010 ging es sanft bergan und 2011 sind hier am Genfer See allenthalben strahlende Gesichter zu sehen. Asiatische Messebesucher zeichnen Designdetails ab, fotografieren was das Zeug hält und messen Spaltmaße nach. Die Gänge zwischen den in grellem Scheinwerferlicht funkelnden Karossen sind voll wie selten und der Lärmpegel hat längst jede beruhigende Wirkung verloren. Gerade kämpft Opel-Chef Nick Reilly bei der Pressekonferenz gegen sein Pendant von Subaru, der seine Gäste nur 100 Meter weiter mit Inhalten einzunehmen versucht. Es wird geklotzt – nicht gekleckert. Popstars trällern Liedchen und Firmenbosse strahlen mit gleißenden Spots um die Wette.

Der Genfer Salon ist keine Messe wie jede andere – auch nicht bei seiner 81. Auflage. Die Schweizer sind trotz scharfer Tempolimits bekanntermaßen autoverrückt. Nirgends in Europa werden mehr teure Autos verkauft. Kein Wunder, dass beim neuen Supersportwagen Lamborghini Aventador oder dem ungewöhnlich bulligen Ferrari FF kaum ein Durchkommen an den Messestand ist. Alternative Antriebe sind ein Thema – sicher. Doch mit einem Hybridmodul allein oder der Aussicht auf ein paar Kilometer elektrischem Fahren ist im wechselhaft klimatisierten Messegelände Palexpo längst kein Staat mehr zu machen. Porsche setzt mit seinem Panamera S Hybrid ein Öko-Ausrufezeichen. 380 PS, 270 km/h Spitze und ein Verbrauch von 6,8 Litern – da reiben sich viele verwundert die Augen. Über so viel Aufmerksamkeit würde sich ein Lexus CT 200h als erstes Hybridmodell der Kompaktklasse, der hybride Toyota Yaris oder ein Infiniti M 35h freuen.

Der VW-Konzern hat den Genfer Salon seit Jahren zu seiner Lieblingsmesse auserkoren. Am Vorabend der Messe gibt es bereits vorab die großen Stars der Branche zu bestaunen. Neben dem 700 PS starken Power-Lambo und dem Hybrid-Renner Panamera glänzen Realmodelle wie das neue Golf Cabriolet neben Visionen wie dem Seat IBX, einem überaus sehenswerten Audi A3 Concept oder dem beeindruckenden VW Bully. Nicht ganz so cool wie die Studie des einstigen VW Microbus, aber man darf hoffen, dass der knuffige Evergreen seine Wiederauferstehung erlebt. Noch schärfer: der Alfa Romeo 4C, der 2012 in Serie gehen soll. Nicht ganz so emotional, aber ebenfalls sehenswert setzt sich in Genf das Kia-Doppel aus dem neuen Picanto und dem deutlich erwachseneren Rio in Szene. Kia und Hyundai haben in den nächsten Jahren große Pläne.

Mercedes und BMW halten sich auf der größten europäischen Frühlingsmesse etwas mehr zurück. Das C-Klasse Coupé ist längst überfällig, um BMW oder Audi nachzueifern und der neue Mercedes SLK macht Lust auf das sonnige Frühjahr. Wem das nicht reicht: der neue Aston Martin Virage Ist ebenso ein Hingucker wie der der Maserati GranCabrio Sport. Schade, dass in den Messehallen die Motoren nicht gestartet werden. Dann täten sich die strahlenden Schönheiten wie Pamela neben den Autos noch schwerer, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Wichtiger sind für viele Besucher am Genfer See die Studien – Träume von Morgen und Übermorgen. Ford B-Max, Toyota Prius + und Opel Zafira zeigen, dass der Van-Trend so langsam wieder Fahrt aufnimmt. Der schmucke Renault R-Space dürfte ebenfalls eine Chance auf einen späteren Serieneinsatz haben.

„Der Erfolg hat einen einfachen Grund – unsere Fahrzeuge“, fasst Nick Reilly zusammen, „auch in Zeiten, in denen dies finanziell schwierig war, haben wir stets in Produktentwicklung, Innovationen und Technologie investiert. Das zahlt sich jetzt aus.“ Smart lässt mit seinem Forspeed die Crossblade-Idee diesmal elektrisch wieder aufleben und Mini unterstreicht mit dem rundlichen Rocketman, dass Mini wirklich mini sein kann. Noch ein Traum mit drei + eins Sitzplätzen, doch kaum ein Zweifel daran, dass der Micro-Mini Realität wird. Mazda will mit dem Serienmodell des Minagi, einem Mittelklasse-SUV, zu alter Stärke zurückfinden. Auf der IAA im Herbst folgt das Serienmodell CX-5.

Luxus ist am Genfer See zur Messezeit Anfang März unabdingbar. Ein Beispiel ist die Rolls-Royce-Studie des EX 102, die zwar keinen Realitätsbezug hat, jedoch zeigt, dass Elektroantriebe auch bei den Schönen und Reichen eine Zukunft zu haben scheinen. Deutlich bodenständiger geht es bei Herstellern wie Kia, Peugeot oder Citroen zu. Der aufgefrischte Peugeot 308 ist ebenso wichtig für den Europa-Markt wie der Citroen DS4. Hyundai zeigt erstmals seinen Passatkonkurrenten i40, Honda den neuen Accord und Saab seinen 9-5 Sportkombi. Fiat verzaubert derweil den ehemaligen Dodge Journey zu einem Fiat Freedom und die gesamte Chrysler-Modellpalette hält in Genf als Lancia-Armada erstmals offiziell Einzug. Volvo vermischt bei dem neuen V 60 Plug-In-Hybrid heute und morgen. Überhaupt scheinen nach der ersten Hybridwelle nunmehr immer mehr Kombinationen aus Diesel- und Elektroantrieb an den Vordergrund zu kommen. Das erste Serienmodell ist der Peugeot 3008 – zu kaufen ab September.

Einer der Stars des Genfer Automobilsalons 2011 feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Vor einem halben Jahrhundert wurde eben in Genf der legendäre Jaguar E-Type erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Seinerzeit hatte Cheftestfahrer Norman Dewis das E-Type¬-Messemodell auf eigener Achse an den Genfer See gebracht. Zum 50. Geburtstag zeigte Jaguar einen 300 km/h schnellen XKR-S und auch der mittlerweile 90jährige Dewis schaute noch einmal an seiner alten Wirkungsstätte vorbei. So etwas gibt es eben auch nur in Genf.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-01

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