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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 17. September 2019
SP-X/Nizza. Bislang fühlten sich die Autos aus Woking ein bisschen so an wie ein Workout. Denn egal ob man in einem McLaren der Sports Series unterwegs ist, in einem der Super oder der Ultimate Series – man ist zwar glücklich und genießt jeden Meter. Aber man ist auch froh, wenn die Strapazen wieder vorbei sind. Für mehr als die gewissen, besonders vergnüglichen Stunden sind die britischen Supersportwagen deshalb kaum zu gebrauchen. Doch damit will sich die Mannschaft um Firmenchef Mike Flewitt nicht mehr begnügen und plant jetzt ein Auto für alle Tage: „Nachdem wir das Sportwagen-Segment gehörig durcheinander gewirbelt haben, widmen wir uns jetzt verstärkt dem Alltag der Kunden“, sagt Produkt-Manager Ian Digman und lenkt den Blick auf den ersten Gran Turismo der Marke: Schlicht als McLaren GT bezeichnet, soll er im Oktober in den Handel kommen und zu Preisen ab 198.000 Euro die Zielgruppe der Marke mal eben verdoppeln. „Damit bewegen wir uns in einem Feld, in dem wir bislang kein Angebot hatten,“ sagt Digman und zählt jetzt nicht mehr Ferrari, Lamborghini oder Porsche als erste Wettbewerber auf, sondern Bentley und Aston Marin.Doch keine Sorge: Auch im GT-Segment wahrt McLaren seine Eigenständigkeit – nicht nur, weil er als einziger seiner Art Scherentüren hat, die nicht zur Seite, sondern schräg nach oben aufschwingen. Sondern, weil er wie alle McLarens aus Karbon gebacken ist und deshalb ein paar Zentner weniger wiegt als die Konkurrenz, weil er einen Mittelmotor hat, der für eine solide Balance sorgt und nicht auf der Vorderachse lastet und weil er sich die ohnehin unnütze Rückbank kurzerhand schenkt. Eigenständig ist der GT aber nicht nur im Feld der Gran Turismos. Als längstes Modell der Marke ist er mit der tropfenförmigen Kabine und dem eigenwilligen Heck neben dem ebenso extremen wie exklusiven Senna auch der erste McLaren, der sich mal ein eigenständiges Design erlaubt und auf Anhieb von seinen Markengeschwistern zu unterscheiden ist.Während außen und innen alles neu ist, hat McLaren den Motor zumindest in seinen Grundzügen übernommen: Es bleibt beim vier Liter großen V8-Turbo, der in seiner jüngsten Ausbaustufe 466 kW/620 PS und 630 Nm leistet. Zwar haben die Briten das Kraftpaket ein bisschen an die Kette gelegt, der Doppelkupplung die scharfen Schaltspitzen genommen und den Klappenauspuff so programmiert, dass man auch bei 160 Sachen in der Kabine noch eine gepflegte Konversation halten kann. Doch wehe, wenn man den Komfort-Modus verlässt oder einfach nur den rechten Fuß senkt. Dann schaltet der gezähmte Athlet auf Attacke, jagt in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 und kämpft sich vor bis auf 326 km/h. Das können Bentley & Co auch. Doch spätestens in der ersten Kurve ist der Spaß mit den energiegeladenen Elefanten vorbei oder zumindest stark eingeschränkt. Beim McLaren dagegen fängt er hier erst so richtig an: Denn jetzt lässt der Softie alle Zurückhaltung fahren und probiert es auf die harte Tour: Lustvoll verbeißt sich der Wagen in die Kurven, eisern hält er die Spur und gierig packen die riesigen Bremsen zu. Damit ist der McLaren nicht nur schneller als es der sportlichste Fahrer auf Dauer aushält, sondern auch das Navigationssystem kommt kaum mit – dabei ist es doch wie das gesamte Infotainment nagelneu und hat neben den ständig aktualisierten Here-Karten auch den neuesten Chipsatz eingebaut.So potent der GT auch sein mag, will er aber zugleich ein praktischeres Auto sein, mit dem man problemlos ganze Kontinente durchmessen kann. Deshalb gibt es bequemere Sitze, eine für den Alltag etwas angehobene Bodenfreiheit mit Rampenwinkeln, die auch mal eine Bordsteinkante vertragen und vor allem mit mehr Platz als in jedem anderen McLaren. Denn zusätzlich zu den 150 Litern im Bug schluckt der GT auch noch 420 Liter im Heck: Auf einer edlen Lederpritsche unter einer verglasten Heckklappe kommen locker drei Reisetaschen, zwei Golfbags oder sogar zwei Paar Ski zum Liegen. Und weil es die Briten ernst meinen mit der Alltagstauglichkeit, gibt es nicht nur einen isolierten Laderaumboden, der die Motorwärme vom Gepäck abhält, sondern erstmals auch eine elektrische Heckklappe.Aber elektrische Heckklappe hin, mehr Bodenfreiheit her – weiter als mit dem GT wird der Flirt mit dem Alltag bei den Briten allerdings nicht gehen, sagt jeder, den man danach fragt. Dem Vorbild der Konkurrenz werden sie deshalb auch nicht folgen, sagt Firmenchef Mike Flewitt: „Ein SUV wird es von McLaren nicht geben.“McLaren GT - Technische Daten:Zweitüriges, zweisitziges Coupé der Luxusklasse; Länge: 4,68 Meter, Breite: 2,05 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,21 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 150+420 Liter4,0-Liter-V8-Turbo; 466 kW/620 PS, maximales Drehmoment: 630 Nm bei 5.500 – 6.500 U/min, Heckantrieb, Siebengang-Doppelkupplung, 0-100 km/h: 3,2 s, Vmax: 326 km/h, Normverbrauch: 11,9 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 270 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse: k.A., Preis: ab 198.000 EuroMcLaren GT –Kurzcharakteristik:Warum: Weil ein bisschen Komfort und Platz auch bei einem Supersportwagen nicht schaden können.Warum nicht: weil die Sache mit dem Langstreckenkomfort eine höfliche Übertreibung ist.Was sonst: eine fetten Bentley Continental, einen klassischen Porsche 911 Turbo oder eben doch ein Luxus-SUV wie den Lamborghini Urus.Wann kommt er: Oktober 2019McLaren erlaubt sich einen Flirt mit dem Alltag. Nachdem die Briten bislang nur Autos für gewisse Stunden gebaut haben, bringen sie jetzt das erste Auto für alle Tage. Doch keine Sorge: Trotz elektrischer Kofferraumklappe und mehr Bodenfreiheit als bei jedem anderen Modell ist der neue GT von einem SUV so weit entfernt wie Boris Johnson vom Europäischen Karlspreis.
Fazit
McLaren erlaubt sich einen Flirt mit dem Alltag. Nachdem die Briten bislang nur Autos für gewisse Stunden gebaut haben, bringen sie jetzt das erste Auto für alle Tage. Doch keine Sorge: Trotz elektrischer Kofferraumklappe und mehr Bodenfreiheit als bei jedem anderen Modell ist der neue GT von einem SUV so weit entfernt wie Boris Johnson vom Europäischen Karlspreis.

Quelle: Autoplenum, 2019-09-17

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