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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 12. März 2013
Der Ford Fiesta ST wirft dem Seat Ibiza Cupra und dem VW Polo GTI den Fehdehandschuh hin. Hat der Engländer das Können, um diesen Dreikampf für sich zu entscheiden?

Für die englischen Fußballmannschaften läuft es momentan in der Champions League nicht besonders gut. Chelsea hat schon frühzeitig die Segel gestrichen, Manchester United hatte gegen Madrid das Nachsehen und Arsenal steht gegen den FC Bayern München vor dem Aus. Jetzt soll der Ford Fiesta ST die Ehre der Insel gegen den Spanier Seat Ibiza Cupra und den Polo GTI retten. Der optische Auftritt passt schon mal. Der mächtige schwarze Waben-Kühlergrill schaut nicht nur sportlich aggressiv aus, sondern sorgt auch für die nötige Kühlung des 1,6-Liter-Motors. Dazu kommen die breiteren Radläufe und die Tatsache, dass der Fiesta ST 1.5 Zentimeter tiefer über dem Asphalt kauert, als seine Serienbrüder.

Doch die ganze sportliche Physiognomie ist nur Mimikry, wenn die Leistung auf dem Asphalt nicht stimmt. Immerhin haben die Ford-Ingenieure den Ruf, gute Fahrwerke zu bauen. Das ist auch beim Fiesta ST gelungen. Die Ingenieure rund um Projektleiter Jürgen Gagstatter haben die Vorderachse und die Verbundlenker-Hinterachse überarbeitet und auf Athletik getrimmt. "Wir haben relativ tief in die Trickkiste gegriffen", sagt Gagstatter und meint damit, dass unter anderem die Hinterachse steifer ist, als bei den anderen Fiestas und die Federraten angepasst wurden. Die Auswirkungen auf den Fahrkomfort sind positiv: Der ST pfeift zackig um die Ecken, ohne eine große Wankneigung erkennen zu lassen. Mit welcher Spurtreue der Frontriebler auch schnell gefahrene Kurven nimmt, ist beeindruckend und nötigt dem Ibiza Cupra sowie dem Polo GTI Respekt ab. Das Beste ist, dass diese Sportlichkeit nicht mit unkommoder Härte erkauft wurde. Ganz im Gegenteil.

Die Abstimmung ist so gelungen, dass das ESP sogar im Normal-Zustand erst sehr spät eingreift. Im Sportmodus kommt dann richtig Laune auf, da die Elektronik auch leichte Drifts zulässt. In der dritten Stufe muss dann der Fahrer ohne die stabilisierende Elektronik zurechtkommen, was aber dank dem sauber arbeitenden elektronischen Torque-Vectoring, das ein Sperrdifferential an der Vorderachse simuliert, für geübte Fahrer durchaus möglich ist. Zumal die elektro-mechanische Servolenkung noch direkter anspricht, als in den anderen Modellen, was aber gut zu dem Kleinwagen-Athleten passt.

Der kommt auch mit genug Kraft aus den Starterblöcken: Der 1,6-Liter-Vierzylindermotor macht dem 1.575 Kilogramm schweren Kleinwagen richtig Beine: In 6,9 Sekunden ist der Sprint auf 100 km/h absolviert und erst bei 220 km/h hört der Fiesta auf, nach vorne zu stürmen. Doch diese Daten geben, die richtig gute Fahrbarkeit des Motors nur unzureichend wieder. Dank der Tatsache, dass das Drehmoment von 240 Nm von 1.600 bis 5.000 U/min zur Verfügung steht, hängt das Triebwerk immer gut am Gas. Wem das nicht genug ist, kann für 15 Sekunden die Leistung auf 200 PS und 290 Nm Drehmoment erhöhen. Das präzise zu schaltende Getriebe rundet den guten Auftritt nur noch ab. Lediglich die Schaltwege könnten einen Schuss kürzer sein. Dass so viel Lust am Gas geben nicht ohne Folgen bleibt, ist auch klar: Bei den ersten Testfahrten gönnte sich der Ford 9,2 l/100 km. Das sind 3,3 l mehr als im Datenblatt angegeben. Untermalt wird die Athletik von einem kernigen Motorklang, der per Schlauch vom Ansaugtrakt in den Innenraum geleitet wird. Der präsentiert sich solide verarbeitet. Allerdings ist der kleine Infotainment-Monitor ein Anachronismus aus längst vergangenen Zeiten. Gut, beim ST gilt der Blick der nächsten Kurve, aber so ein pixeliges Mäusekino muss nun wirklich nicht sein. Immerhin haben die Ingenieure den Handy-Optik der Bedieneinheit der Mittelkonsole ins Nirwana geschickt. Dennoch sind die Knöpfe noch etwas fummelig.

Die Verarbeitung ist solide, aber die Materialien hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck: Das Armaturenbrett ist mit unterschäumten Kunststoff überzogen, die Mittelkonsole erstrahlt in Klavierlack, aber im unteren Bereich des Cockpits regiert das schnöde Hartplastik. Im ST sind Recaro-Sportsitze serienmäßig, die viel Seitenhalt aber wenig Oberschenkelauflage bieten. Platz ist in dem 3,98 Meter langen Sportler genug. Zumindest vorne. Hinten wird es ab einer Größe von 1,85 Metern um den Kopf herum eng und die "Beinfreiheit" kann man Erwachsenen nur auf Kurzstrecken zumuten. Auch die hohe Ladekante und der tiefliegende Boden des 281 bis 979 Liter fassenden Kofferraums trüben den guten Gesamteindruck ein wenig, aber nicht maßgeblich. Zu sehr überwiegt die fahrdynamische Freude, die der Fiesta ST verströmt. Und das Ganze ist ab 19.900 Euro zu haben. Serienmäßig sind dann die Sportsitze, 17-Zoll-Alus, ein CD-Radio mit USB-Anschluss und eine Klimaanlage. Für 1.000 Euro mehr, gibt es Teilleder, eine Klimaautomatik und ein Sony Soundsystem. Zum Vergleich: Der Seat Ibiza kostet 23.590 Euro und der VW Polo GTI immerhin noch VW Polo GTI 22.925 Euro.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2013-03-12

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