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Testbericht

Marcel Sommer, 27. Juni 2015
Nach einem Besuch des Festival of Speed im britischen Städtchen Goodwood kann einen in puncto Automobil nichts mehr überraschen.

Wenn in großen Lettern das Motto "Flat-Out And Fearless: Racing On The Edge" zu lesen ist, weiß jeder Autofan: Hier bin ich richtig. Denn was die Weltmeisterschaft für Fußballfans oder Woodstock für Musikfans war, ist das Festival of Speed für Autofans. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass in Goodwood mindestens einmal im Jahr die Augen und Ohren von tausenden von Zuschauern für den Rest des Jahres zum Leuchten und Klingeln gebracht werden. Mindestens, weil mit dem Goodwood Revival ein zweites Fest für einen absoluten Verkehrskollaps in der Grafschaft des Earl of March sorgt. Doch dazu ein anderes Mal.

Beim diesjährigen Festival of Speed, oder wie der regelmäßige Besucher auch gern sagt FOS, geht es heißer her als je zuvor. Vom Tretauto bis zum Formel 1-Boliden, vom Elektroauto bis hin zum laut schreienden Dragster-Racer, die Palette und der Umfang der hier fahrenden und nicht nur, wie bei anderen Festen dieser Art stehenden Automobile ist schier unbegreiflich. Doch nicht nur die Anzahl, sondern auch die damit verbundenen Geschichten, die Werte und vor allem Personen sorgen im Eiltempo für leere Smartphone- und Kamera-Akkus. An jeder Ecke, hinter jedem Busch auf dem vom Earl of March zur Verfügung gestellten Gelände verbirgt sich eine weitere Rarität.

Das Hauptaugenmerk liegt wie bei jedem FOS auf dem 1,87 Kilometer langen Hill-Climb. Die 1999 von Nick Heidfeld im McLaren MP4-13 aufgestellte Rekordzeit von 41,6 Sekunden ist bis heute ungeschlagen. Ein Grund mehr für Lewis Hamilton, Nico Rosberg oder auch Kimi Räikönnen sich an dieser Zeit zu messen. Doch spektakulärer, als die Formel 1-Boliden sind mal wieder die nicht minder starken Drift- und Showcars, die sowohl die erste langgezogene Rechtskurve als auch den Rest der Strecke durch die Seitenscheiben navigieren. Für einen besonders großen Publikumsauflauf sorgt Ken Block, der in seinem 1965er Ford Mustang Hoonicorn mit 6,7 Litern Hubraum und 845-V8-PS im typischen Gymkhana-Stil über die Strecke donnert. Kurze Zeit später pilotiert er im Teilnehmerfeld der Supersportwagen den neuen, 350 PS starken Ford Focus RS den Berg hinauf. Seine dynamische Premiere feiert zudem der neue Einstiegssportwagen im Hause McLaren, der 570 S.

Dass nicht nur mit modernen Dingen viel Spaß erlebt werden kann, das ist an diesen Tagen nirgends so schön zu erleben, wie in Goodwood. Flammen spuckend rast ein 104 Jahre alter Fiat S76 zum ersten Mal seit über einem Jahrhundert in der Öffentlichkeit über eine Straße. 300 PS stark und mit einem Vierzylindermotor ausgestattet hat er schon im Jahr 1911 den Fußgängern die Hüte vom Kopf geblasen. Warum? Weil jeder dieser vier Zylinder ein Fassungsvermögen von unglaublichen sieben Litern Hubraum hat. In Summe genau drei Liter weniger, also nur 25,4 Liter Hubraum, aber dafür einen satten V8-Motor an Bord hat der Darracq aus dem Jahr 1905. Das französische Ungetüm wird an diesen Tagen mit fast 200 Kilometern pro Stunde bewegt. Den Zuschauern stockt der Atem, wenn sogar ab und an das Heck zum leichten Drift ausschert - Wahnsinn.

Wer jetzt glaubt, dass im Renntempo bewegte alte Autos an sich schon unglaublich sind, wird dieses Jahr völlig durchdrehen. Denn der 86 Jahre alte Sir Sterling Moss, der mit seinem Gehstock so zerbrechlich und sensibel ausschaut, pilotiert dieser Tage seinen originalen SLR 722-Mille Miglia-Siegerwagen. Und auch Nascar-Legende Richard Petty hat sich nicht lang bitten lassen, seinen, durch den Animationsfilm Cars zu neuem Leben erweckten Plymouth Superbird mit nach England zu bringen - und ihn selbstverständlich zu fahren.

Wenn es mal am Boden etwas ruhiger zugeht, heißt das in Goodwood beim Festival of Speed nicht zwangsläufig Pause. Denn mit den Red Arrows, dem Kunstflugteam der britischen Luftwaffe Royal Air Force geht es auch ein paar hundert Meter über den Köpfen der Zuschauer artistisch und atemberaubend weiter. Wobei der Begriff über den Köpfen eigentlich nicht korrekt ist. Denn beim FOS steht Sicherheit an höchster Stelle und so findet kein einziger direkter Überflug, sondern alles in ausreichendem, aber immer noch sehr gut sichtbarem Abstand statt. Sind die Augen gerade eh in Richtung Himmel ausgerichtet, machen sie meist auch die jährlich wechselnde Skulptur "Central Feature" vor dem House of Goodwood aus. In diesem Jahr feiert Mazda 50 Jahre Motorsport und hat aus diesem Grund eine 120 Tonnen schwere und 40 Meter hohe Konstruktion aufstellen lassen. Dessen Ende bilden zum einen das 1991er-Siegerauto der 24-Stunden von Le Mans und zum anderen ein für das PlayStation-Rennspiel Gran Turismo 6 entwickelter Konzept-Rennwagen. Wer noch nie beim Festival of Speed war und von sich behauptet ein Autonarr zu sein, sollte seinen Jahresurlaub für das kommende Jahr schon jetzt auf ungefähr diesen Zeitraum legen. Denn was Größeres oder Vergleichbareres gibt es nicht.

Quelle: Autoplenum, 2015-06-27

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