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Testbericht

Stefan Grundhoff, 4. Dezember 2008
In schwierigen Zeiten zeigt ein Zulieferer, dass es auch aufwärts gehen kann – indem er seinen eigenen Sportwagen baut. Artega startet durch. Geschäftlich und auf der Straße - dort in weniger als fünf Sekunden.

Artega will mehr sein als nur eine kleine Sportwagenschmiede. Und so ist der Artega GT weniger ein Konkurrent des Porsche-Einsteigers Cayman, sondern eher ein Spaßmacher für all diejenigen, die das Ungewöhnliche auf vier Rädern lieben. Vier Meter lang, kaum 1,20 Meter hoch und fast 1,90 Meter breit, dazu 300 PS stark, nur 1.100 Kilogramm Gewicht und mindestens 75.000 Euro als Einsatz – das ist der ganze Stolz des automobilen Westfalens. Wo sich sonst Fuchs und Hase gute Nacht sagen, entsteht in Delbrück einer der schärfsten Sportwagen der vergangenen Jahre. Schnittige Kunststoffkarosserie, Mittelmotor und 19-Zoll-Radsatz: Das ist der Artega GT.

Dabei suchte der erfolgreiche Autozulieferer Paragon im Jahre 2003 eigentlich nur eine Möglichkeit, seine Cockpitsysteme als mobile Visitenkarte in Szene zu setzen. Als man bei verschiedenen Kleinserienherstellern zunächst nicht zufriedenstellend bedient wurde und der letztliche Favorit schließlich finanziell in die Knie ging, entschied man sich, die Idee vom sportlichen Zweisitzers selbst in die Tat umzusetzen. Im kommenden Frühjahr wird der Traum nun Realität. Derzeit laufen die ersten Artega GT aus der 50-Mann-Manufaktur im westfälischen Delbrück. Kundenfahrzeuge sollen ab März 2009 ausgeliefert werden. Die Nachfrage ist riesig. Dabei erschien die Idee, dass Paragon einen derartigen Sportwagen auf die Räder stellen wollte, vielen aus der Branche vor allem als eines: verrückt. Denn es war ein Anfang bei null für den Fast-Monopolisten in der Sparte Luftgütesensoren - ohne Werkshalle, ohne Mitarbeiter, ohne Marke und ohne echte Vorkenntnisse. Firmenchef Klaus Dieter Frers entschied Ende 2005 dennoch vollmundig: "Dann bauen wir den Wagen eben selbst." In gerade mal dreijähriger Entwicklungszeit kreierte man Design, Produktionsstätte, Auto und Konzeptumsetzung. "Unsere schlanken Hierarchien haben das hier am Standort Delbrück überhaupt nur möglich gemacht", sagt Pressesprecher Matthias Hack.

Auch wenn Artega in Sachen Automobilbau ein echter Frischling ist, so hat man sich doch kompetente Partner mit ins Boot geholt. Berater Karl-Heinz Kalbfell machte sich unter anderem bereits im Vorstand von BMW und als Chef von Alfa Romeo und Maserati einen Namen. Auch beim Design wollte man klotzen statt kleckern. So holte man sich für die Kreation des Mittelmotorcoupés mit dem renommierten Dänen Fisker einen echten Sportwagenexperten. Der hatte im Frühjahr 2006 gerade bei Aston Martin die Segel gestrichen und mit Schöpfungen wie dem BMW Z8 oder dem Aston-Martin-Modellen DB9 und Vantage gezeigt, was er drauf hat. "Schließlich hatten wir vier Designvorschläge auf dem Tisch. Aus den beiden besten hat Klaus Dieter Frers Font und Heck miteinander kombiniert und fertig war der Artega GT", sagt Hack. Nur wenige Monate später war der erste Prototyp auf dem Genfer Automobilsalon im März 2007 zu bestaunen.

Bei der Entwicklung half unter anderem die Nähe zum Volkswagen-Konzern, zu dem Klaus Dieter Frers besonders gute Beziehungen unterhält. So steuern die Wolfsburger nicht nur den 300 PS starken V6-Motor sondern auch Kleinteile und das Direktschaltgetriebe DSG bei. Mit großer Liebe zum Detail und enormer Hingabe wurde nicht nur die Marke Artega, sondern auch der GT selbst Realität. Der sieht mit seinen weichen Linien nicht nur sportlich aus - er fährt sich auch so.

Der Artega GT ist ein echter Sportwagen. Vor allem in Verbindung mit den optionalen 305er Reifen auf der Hinterachse ist der Hecktriebler hart gefedert. Die direkte, aber schwergängige Lenkung erfreut in schnellen Kurven, nervt aber beim Einparken fast mehr als die Unübersichtlichkeit nach hinten. Die wenigstens kann man mit der optionalen Einparkhilfe umschiffen. Bereits auf den ersten Metern kann man sich von den Qualitäten des westfälischen Sportwagens überzeugen. Der an sich recht langweilige Sechszylinder aus dem VW Passat R36 brüllt wie ein Löwe los und bringt seinen stattlichen Tatendrang direkt auf die Hinterachse. Etwas mehr Biss würde man sich trotz der 221 kW/300 PS und rund 280 km/h Spitze dennoch wünschen. Ab 2.200 U/min steht das maximale Drehmoment von 350 Nm zur Verfügung. Die beim Prototypen noch etwas unwillige Doppelkupplung sorgt dafür, dass man lautstark jederzeit dabei ist. Besonders wild geht es im Sportmodus und bei manueller Beeinflussung der Schaltvorgänge zu. Dann dreht der Renner bis an die 7.000er-Marke und drückt einen ohne jegliche Zugkraftverluste in die Lederstühle. Bei aller Sportlichkeit soll sich der Artega GT mit gerade einmal neun Litern Benzin auf 100 Kilometern zufrieden geben.

Der Innenraum des Artega GT soll in der Liga der kompakten Sportcoupés Maßstäbe setzen. Dank der angenehmen Innenbreite stößt man selbst bei scharfer Kurvenhatz nicht mit Ellenbogen oder Schultern zusammen. Doch bei der Sitzhöhe geht es für Personen über 1,85 Metern enger zu als beispielsweise im Porsche Cayman. Die ledernen Sportsitze dagegen können vollends überzeugen. Sie sehen nicht nur gut aus sondern sind gleichermaßen bequem und stützend. Hinter dem Gestühl gibt es bis zu 225 Liter Stauraum. Die braucht man auch dringend: Im Kofferabteil vorn finden gerade mal 75 Liter Platz. Am besten, man bestellt das exklusiv angepasste Kofferset gleich mit.

Eigentlich war der Artega GT als Demonstration für die Kompetenz des Paragon-Unternehmens bei Armaturenbrettern gedacht. So gibt es in ihm denn auch eine Instrumententafel mit großer analoger Runduhr und frei programmierbaren Nebeninformationen. Über der Mittelkonsole ziehen zwei Analogchronos im Flugzeug-Stil den Blick auf sich. Kein großer Wurf scheint hingegen das große Multifunktionsdisplay im Fußraum zu sein. Es läuft nach unten vom Fahrer weg, ist deshalb schlecht abzulesen und ungünstig zu bedienen. Deutlich pfiffiger ist die Lösung, Die Routenführung des Navigationssystems in den Innenspiegel zu projiziert.

Kleinere Elektronikprobleme werden derzeit noch bereinigt. "Doch bis im Frühjahr das erste Kundenauto ausgeliefert wird, haben wir das im Griff", verspricht Verkaufsleiter Benedikt Altrogge: "Qualität geht bei uns in jedem Fall vor Schnelligkeit." Unwahrscheinlich, dass der Artega, der ursprünglich für eine Jahresproduktion von 380 Fahrzeugen ausgelegt war, die exquisite Konkurrenz in echte Bedrängnis bringen wird. "Die Nachfrage ist ungeheuer groß", sagt Altrogge dennoch. "Derzeit planen wir mit 500 Fahrzeugen pro Jahr." Die erste Jahresproduktion ist ausverkauft. Und das, obwohl nur sechs Händler im Inland und sechs weitere im europäischen Ausland unter Vertrag genommen worden sind. Es ist es längst kein Geheimnis mehr, dass der geschlossene Artega GT das einzige Modell bleiben wird. So sind unter anderem ein Roadster, sowie eine Rennsportversion im Gespräch - eigene Rennserie nicht ausgeschlossen.

Quelle: Autoplenum, 2008-12-04

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