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Testbericht

Stefan Grundhoff, 3. Januar 2017
Faraday Future will nicht weniger als die Mobilität neu erfinden. 2018 soll mit dem FF 91 ein schickes Elektroauto den Markt kommen, das mit 1050 PS und 700 Kilometern Reichweite keine irdischen Grenzen kennt. Realität oder Traum?

Vor exakt einem Jahr gab es auf der CES 2016 in Las Vegas den ersten großen Aufschlag von Faraday Future. Doch die Firma, die sich allzu visionär gerne im Umfeld von Innovationsfirmen wie Apple und Tesla sieht, hatte außer Ankündigungen bisher nicht viel zu bieten. Das Start-Up-Unternehmen Faraday Future will nicht weniger als die Mobilität neu erfinden. Doch nachdem es beim ersten großen Auftritt in der Wüste Nevadas vor einem Jahr nicht viel mehr als leere Sprechblasen gab, hat sich bislang nicht viel neues getan. Bei etablierten Autoherstellern wie Audi, BMW oder Jaguar war Faraday Future auf Mitarbeiterklau gegangen, hatte in Interviews immer wieder kräftig auf den Putz gehauen und sich werbewirksam einen Platz in der aufstrebenden Formel E erkauft. Das Geld saß locker; auch für die neue Fabrik in Nevada, die derzeit auf einer Fläche von knapp vier Millionen Quadratmetern entsteht. Ein Jahr nachdem Faraday Future auf der CES 2016 erstmals im Rampenlicht stand, sollten nach zahllosen Ankündigungen nun Taten folgen. Mit dem FF 91 zeigten die Amerikaner mit chinesischem Finanzier erstmals ein Serienfahrzeug, blieben jedoch vor den Augen von hunderten geladenen Gästen viele Fragen schuldig.

"Heute ist der erste Tag einer neuen Mobilität", leitet Firmenchef Nick Sampson ein, "der erste Tag einer neuen Spezies. Von einem Konzept sind wir in zweieinhalb Jahren zu einer funktionierenden Firma geworden. Andere machen nur kleine Fortschritte, doch man muss mehr unternehmen und genau das machen wir. Wir ändern das Spiel völlig." Er beschreibt wortreich die großen Schritte der vergangenen 48 Monate, die mittlerweile knapp 2.000 eigenen Patente und dass sich der Mitarbeiterstamm auf 1.400 Personen aus 39 Ländern vergrößert habe. Der Applaus in der längsten je aufgebauten Zelthalle hält sich trotz der stimmungsvollen Ankündigungen in Grenzen. Nick Sampson oder Dr. Hong Bae, der Faraday-Kopf in Sachen Self Driving und künstliche Intelligenz sind eben keine charismatischen Vortänzer wie Elon Musk oder Steve Jobs. Der Applaus ist selbst dann zurückhaltend, als auf der Bühne der Echtzeitversuch gemacht wird. Der Faraday Future 91 tritt beim Imagespurt 0 auf 60 Meilen gegen so elitäre Konkurrenten wie Bentley Bentayga, Ferrari 488 GTB, Tesla Model X oder Model S an und verputzt sie mit einer Zeit von unter 2,4 Sekunden allesamt.

Die Leistungsdaten des Elektromessias können sich sehen lassen. 873 kW / 1050 PS und ein sagenhaftes Drehmoment von 1.800 Nm, "die wir aufgrund unserer speziellen Software auch auf den Boden bekommen", legt Nick Sampson nach. Da sind auch bei den letzten im Megazelt die 20 Minuten Verspätung und die nicht enden wollende psychodelische Dauerbeschallung vor einem endlosen Bühnenlichtermeer vergessen. "Es geht uns nicht allen um Automotive", sagt Nick Simpson im Brustton der Überzeugung immer wieder, "wir sind ein Technologiekonzern. Wir hatten keine Geschichte oder existierenden Produkte und konnten mit einem weißen Blatt Papier beginnen." Die Sprüche von Faraday Future bleiben kernig, doch auch wenn der weiß-schwarze Prototyp nunmehr auf der Bühne steht, bleiben Fragen ungeklärt. Nach wie vor ist die Fabrik in Nevada weit von einer avisierten Serienproduktion entfernt. Auch zu Inhalten wie Vertrieb, Händlerschaft, Service, Märkten oder Preisen gibt es keine griffigen Informationen. Stattdessen sickerte in den vergangenen Monaten durch, dass viele der in den vergangenen zwei Jahren eingekauften Experten das Unternehmen bereits wieder verlassen haben. Immer wieder machen Informationen die Runde, wonach Zulieferer und Unternehmer überlang auf ihre Gelder warten und Vereinbarungen nicht eingehalten werden.

Das Design des 5,25 Meter langen FF 91 ist allemal ansehnlich, jedoch nicht allzu spektakulär. Auffällig sind nicht nur die üppige Gesamtlänge, sondern auch der mit 3,20 Metern mächtige Radstand, LED-Lichtbänder rundum und mächtige 22-Zöller. Hinter den gegenläufig öffnenden Türen gibt es bei dem Prototypen opulenten Platz für vier Personen, wobei besonders im Fond kaum Wünsche offenbleiben. Das Auto ist komplett vernetzt und bietet ein in sich geschlossenes Ökosystem, das sich per Smartphone, Stimme und Berührung intuitiv bedienen lassen soll. Dabei soll eine künstliche Bordintelligenz dafür sorgen, dass der FF 91 jeden Tag und jeden Kilometer etwas schlauer wird. "Er lernt, wann der Fahrer sportlich unterwegs sein möchte, wann es betont komfortabel sein soll und welche Temperatur er bevorzugt", erläutert Dr. Hong Bae, "einen Schlüssel gibt es nicht mehr." Dass der 91er vollautonom im Straßenverkehr unterwegs sein kann versteht sich ebenso, wie dass die nervige Parkplatzsuche der Vergangenheit angehören soll. Das macht das Elektromobil der nahen Zukunft natürlich ebenfalls von selbst. Für Sicherheit sorgen zehn Kameras, 13 Radars, zwölf Sensoren und ein 3D-Lidar, der aus der Fronthaube ausfährt, wenn er autonom unterwegs ist.

"Möglich ist das alles nur durch unsere neue, variable Plattform", erzählt Chefentwickler Peter Savagian, "die Bodenplatte mit dem Akkupaket sorgt für Sicherheit und die Vierradlenkung für ein gutes Handling. Zudem gibt es ein offenes Ladesystem, mit dem sich der FF 91 pro Stunde für maximal 500 Meilen aufladen lässt." Das Akkupaket selbst hat eine Kapazität von 130 kWh und soll Reichweiten bis zu 700 Kilometern realisieren. "Reichweitenängste wird es mit uns nicht mehr geben", legt Peter Savagian nach. Der Preis des Faraday Future 91 steht noch nicht fest; soll sich jedoch in einem konkurrenzfähigen Umfeld bewegen. Wer auf den Zug aufspringen will, kann auf der Website www.ff.com eine Bestelleinzahlung von 5.000 Dollar machen, um unter den ersten Kunden zu sein. Ein nicht genannter Anteil der Kaufsumme soll bei jedem Fahrzeug für ökologische Produkte gespendet werden. Bleibt abzuwarten, bis Faraday Future seinen Ankündigungen auch Taten folgen lässt. Nicht nur Hauptkonkurrenz Tesla schaut überaus interessiert zu dem chinesisch-amerikanischen Unternehmen.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-01-03

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