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Testbericht

Stefan Grundhoff, 24. Januar 2008
Der neue Tiguan ist da - und der Konkurrenz ist mulmig. Eos, Fox und Touran haben es vorgemacht. VW kommt spät, um schließlich doch zu gewinnen. Das dürfte beim neuen Mittelklasse-SUV kaum anders sein.

Die deutschen Hersteller haben den SUV-Trend ziemlich komplett verschlafen - erst oben und dann auch in der Mittelklasse. Allein BMW sahnte mit dem exzellenten, aber teuren X3 jahrelang ohne Gegenspieler ab. Wer günstig einen der allseits beliebten Pseudo-Offroader fahren wollte, musste lange Zeit zur asiatischen Konkurrenz von Nissan X-Trail, Hyundai Tucson oder Toyota RAV4 ausweichen und fühlte sich bestens aufhoben. Damit ist's vorbei: Spät, aber gewaltig kommt jetzt der VW Tiguan auf den Markt. Der Anspruch ist nicht gerade bescheiden: VW will mit dem Tiguan im nächsten Jahr den meistverkauften SUV Deutschlands haben – und die Chancen dafür stehen exzellent. Ähnlich wie Touran, Fox oder Eos ist der Tiguan kein automobiles Designwunder - aber einer, an dem sich ab Herbst diesen Jahres quer durch die Klassen alle werden messen müssen. Denn der 4,46 Meter lange Allradler erlaubt sich keine echte Schwäche. Genau das wollen die Kunden - plus solides Design und moderne Antriebstechnik. Als Lockangebot für den Einsteiger soll ab Frühjahr 2008 eine Version mit Frontantrieb nachgelegt werden.

Lange hat man in der Wolfsburger Konzernzentrale getrickst, ehe man den Tiguan zu einem Basispreis von 26.700 Euro ins Haifischbecken der SUV werfen konnte. Dort misst er sich mit nahezu allem, was 4x4 unterwegs ist: Angefangen von dem Hyundai Tucson über den Kia Sportage bis hinauf zum Platzhirschen BMW X3. Denn die 26.700 Euro sind nur die untere Seite der Spanne. Dafür bekommt man als Motor gerade mal den neuen, 1,4 Liter große Vierzylinder mit 110 kW/150 PS. Dank seiner knappe 1,6 Tonnen Leergewicht kann das Basismodell allerdings kaum begeistern. Trotz Doppelaufladung und 240 Nm maximalem Drehmoment geht es vom Start weg recht zaghaft zur Sache. Nach der spürbaren Anfahrschwäche und dem Hinter-sich-lassen der Gänge eins und zwei sieht es dagegen schon besser aus. Einmal in Schwung gekommen, ist man flott und drehfreudig unterwegs. Von 0 auf 100 km/h in 9,6 Sekunden und 192 km/h Spitze sind für einen Einsteiger alles andere als schlechte Daten. Durchschnittlich soll sich der Tiguan dabei mit 8,4 Litern Kraftstoff begnügen.

Das Triebwerk läuft leise und angenehm im Hintergrund. Die Geräuschdämmung des Tiguan erweist sich dabei auch ohne Doppelverglasung als exzellent. Mehr als die Abrollgeräusche der Reifen sind kaum zu vernehmen. Die elektrohydraulische Lenkung arbeitet leichtgängig - etwas direkter wäre es trotzdem wünschenswert. Das mit Komponenten aus dem Passat ausstaffierte Fahrwerk des VW Tiguan ist ein Volltreffer. Keine weiche Nudel wie zahlreiche Asia-Speisen und bei allen Geschwindigkeiten angenehm straff, überzeugt es selbst im Grenzbereich. Dazu kommt eine stoische Ruhe bei schnellen Kurvenfahrten oder groben Fahrbahnschwellen. Hier ist VW ein großer Wurf gelungen. Im richtigen Gelände allerdings hat der Tiguan trotz variabler Haldex-Kupplung nicht viel zu suchen. 4x4 und knapp 20 Zentimeter Bodenfreiheit ermöglichen jedoch immerhin das automobile Pflichtprogramm abseits befestigter Straßen.

Das kann man vom Platzangebot nur eingeschränkt sagen. Vorne sitzt man prächtig. Doch in der zweiten Reihe merkt man schnell, dass man in der aufgebockten Mittelklasse unterwegs ist. Der verschiebbaren Rückbank sei Dank finden zwei Erwachsene problemlos Platz – vorausgesetzt sie sind nicht größer als 1,85 Meter. Sonst wird es an der Schädeldecke eng. Zu dritt möchte man im Tiguan-Fond nur im Notfall sitzen. Der Kofferraum schluckt zwischen 505 und 1.510 Liter. Dann schon lieber Rückbank und Beifahrersitz umgeklappt und die mächtige Ladefläche für den Hobbyeinsatz genutzt. Wer gerne einiges lädt oder gar mit dem Anhänger unterwegs ist, sollte sich gleich für den Dieselantrieb entscheiden, der zunächst nur als 140-PS-Version verfügbar ist. Erstmals mit der standesgemäßen Commonrail-Technik ausgestattet, fährt sich der Tiguan 2.0 TDI kraftvoll und stimmig.

Nicht, dass der neue zwei Liter große Wolfsburger Selbstzünder den Flüsterer mimen würde. Aber die Verbrennung läuft deutlich runder und stimmiger als bei den alten Polterversionen mit Pumpe-Düse-Technik. Hier kann man sich bereits auf die leistungsstärkeren Versionen mit 170 und rund 200 PS freuen, die im nächsten Jahr folgen dürften.

Bereits der Einsteiger-Diesel leistet bei 1.750 U/min 320 Nm, schafft jedoch nur 182 km/h Spitze. Sein Durchschnittsverbrauch liegt bei 7,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Weniger wird es erst dann, wenn auch bei VW Tiguan die Start-Stopp-Technologie Einzug hält. Im Gespräch ist Herbst 2008.

Verarbeitung und Wertigkeit im neuen VW Tiguan setzen wie zu erwarten Maßstäbe. Verkleidungen, Sitze, Bedienelemente und Materialien werden der in- und ausländischen Konkurrenz von Citroën bis Opel sicher noch viel Kopfzerbrechen machen. Mäkeln kann man allenfalls an der Serienausstattung. Denn nicht nur beim Basismodell "Trend & Fun" gibt es reichlich Spielraum nach oben. Das neue Navigationssystem, Xenonlicht, Sitzheizung und Klimaautomatik werden in dieser Liga gerne erwählt - und kosten viel Geld. Dass aber selbst Nebelscheinwerfer, Multifunktionslenkrad, anklappbare Spiegel oder Mittelarmlehnen extra bezahlt werden müssen, kann in diesen komfortverwöhnten Zeiten kaum nachvollzogen werden.

Dem Kundenzuspruch dürfte es keinen Abbruch tun, dass ein sinnvoll ausgestatteter VW Tiguan 1.4 TSI Sport & Style über 35.000 Euro kostet. Denn schließlich ist es ein VW und die werben seit kurzem mit dem wenig einfallsreichen, aber um so hintergründigeren Slogan: "Volkswagen – das Auto".

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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