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Testbericht

automobil-magazin.de, 11. Februar 2011

Zuerst das 6er Cabrio, und dann das Coupé? Ungewöhnlich. Im Januar offen fahren? Genauso ungewöhnlich. Erste Ausfahrt in einem der ersten Sommerboten des Jahres 2011.


Es war tiefer Winter als die Bayerischen Motorenwerker im Frühjahr 2004 das neue 645i Cabrio (E64) präsentierten. Ein kalter Winter. Rein wettertechnisch und auch im übertragenen Sinn: Die Heckansicht des Sechsers mit Stoffdach ließ manchen Tester ziemlich kalt – zu unförmig.

Fortschritt: Schokoladenseite Heck. Am besten, man fängt den neuen 6er, der auch in Zukunft mit Kontrahenten wie dem XK oder 911 Cabrio konkurriert, ganz von hinten an. Das frühere Nadelöhr des Sechser Cabrios – das zu hohe Heckteil – vollzieht nun einen würdigen Abgang: leichtfüßig, flach, sportiv. Statt der drei Lichtbänke des 7er finden sich hier je zwei. Am Heck kommt auch die Leistung auf die Straße – an der Karosserie visualisiert durch die markante Sicke, die an der Fahrzeugflanke, vom Blinker zum hinteren Radhaus, aufsteigt, und so den Heckantrieb noch betont.

Das Wort „Antrieb“ erscheint hier aber als pure Untertreibung. In einem 650i Cabrio mit V8-TwinTurbo, 4,4 Liter Hubraum, einem Tafelberg von 600 Nm zwischen 1.750 und 4.500 U/min und dem meisten an Bord, was Vortrieb sexy macht. Beispiel gefällig: die Stellung „Sport“ der serienmäßigen Fahrdynamik-Control. Nun liegt der Münchner vor der nächsten Spitzkehre nicht nur motivierend und straff (allerdings immer noch ausreichend kommod), sondern er erlaubt sich auch ein unerhörtes Klang-Intermezzo: ein tiefes, breitbandiges „Plobben“, eine emotionale Schalldruckwelle schon bei 2.000 U/min – die wunderbar den 6er-Bass reflektierenden Felsen einer herrlichen Küstenstraße als stille Zeugen.

Was der Motor, der das 6er Cabrio in nur 5,0 Sekunden auf 100 km/h drückt, nicht kann? Vielleicht richtig wenig verbrauchen. Was sie einem bei BMW auch immer über „Efficient Dynamics“ erzählen werden, es stimmt ja. Aber genauso die „15,5 Liter/100 km“, die nach der Verbrauchsanzeige gerade 407 Pferdchen füttern. Ganz flott ist man dabei noch gar nicht mal unterwegs. Aber man macht sich auch nix vor: Das hohe Maß an Laufkultur, unauffällig begleitet von der serienmäßigen Achtgang-Sport-Automatik, und die gefühlt permanent abrufbare Kraft haben ihren Preis. Die 100 Euro-Tankfüllung (Tank: 70 l) fällt da objektiv nicht ins Gewicht – angesichts der 94.000 Euro, die das Frischluftvergnügen schon so gekostet hat (640i Cabrio: 83.000 €).

Betonung auf „Vergnügen“ und „Frischluft“. Das 6er Coupé kommt, bevor das viertürige Gran Coupé 2012 nachrückt, erst im Herbst auf den Markt. Also erstmal den Verdeckschalter drücken. Das 2+2-Abteil überspannt ein klassisches Textilverdeck mit charaktervoll über das Kofferabteil fließenden Finnen. Die smarte Kapuze öffnet sich in 19 Sekunden und in Fahrt bis 40 km/h (Gegenrichtung: 24 s). Die Akustikeigenschaften und die Wärmedämmung der mehrlagigen Verdeckhülle und die Steifigkeit des Gestänges wurden verbessert. Das hinter den Fondkopfstützen installierte pyrotechnisch auslösende Überrollschutzsystem sichert ab. Praktisch erscheint der Fensterheberschalter, der mit einem Druck alle fünf Fenster öffnet und schließt, sowie das Heckfenster (aus Glas), das sich auch bei geschlossenem Dach von vorne elektrisch herunterfahren lässt. Als vergleichsweise unelegant gelöst, empfindet man angesichts der auf 4,90 Meter gestreckten, nur 1,37 Meter tiefen Karosse das Windschott. Die flach stehende Windschutzscheibe samt geschlossener Seitenfenster erlaubt, auch ohne Zeltaufbau über dem Fond, eine sanfte Brise – so der erste, subjektive Eindruck.

Formvollendet wird man nicht nur an die Luft gesetzt. Wie der Fahrer eines 7ers blickt der Sechser-Pilot im fahrerorientierten Cockpit auf in Black-Panel-Technologie ausgeführte Instrumente. 5er- und 7er-Fahrer fühlen sich bei der Bedienung sogleich zuhause. Die Steuerung der Navi-, Telefon- und Entertainmentfunktionen erfolgt via iDrive. Der dominierende, mit Galvanik eingefasste „Flatscreen“ (7 oder 10,2 Zoll) erscheint nur aus der Seitenansicht als solcher. Richtig gut zu sehen, selbst bei geöffnetem Dach und starker Sonneneinstrahlung, ist das neue, noch kontrastreichere Head-Up-Display. Als sinnvoll beim Einparken, da hinten speziell geschlossen fast nichts zu sehen ist, erscheint die Investition in die Rückfahrkamera – die nun auch um die Sideview-Perspektive zu ergänzen ist (ein Splitscreen-Blick auf den Bereich links und rechts der Motorhaube).

2+2 heißt ganz klassisch: „2+praktische Ablage“, „2+Kind“ oder „2+Platznot“. Vorne herrscht reichlich Bewegungsspielraum, hinten nicht. Die Sitzposition auf den neu entwickelten, bequemen Leichtbausitzen mit integriertem Gurtsystem und crashaktiven Kopfstützen ist mit vielfach elektrischen Verstellwegen und mit der für Langbeiner sehr angenehmen Sitzflächenverlängerung vorne schnell gefunden. Die Sitzposition ist tief, die Türlinie hoch. Das steigert das Gefühl von Geborgenheit, und sorgt dafür, dass der Unterarm tatsächlich bequem auf der Armablage der Tür aufliegt – die ideale Cruiserposition, zu der nicht allein der entspannt-souveräne V8 und der Wind motivieren.

Das neue Sechser Cabrio ist 50 % steifer als der Vorgänger. Man meint es zu spüren, weil man sie nicht spürt: Verwindung. Die optionale Wankstabilisierung, Adaptive Drive samt der präzisen und sehr gut rückmeldenden Integral-Aktivlenkung (Option), die die Aktivlenkung für die Vorderräder mit einer lenkbaren Hinterachse verbindet, machen mit Kurven kurzen Prozess: vorne rein, mitten durch, hinten sauber heraus. Bei „Sport+“ auch weniger sauber – herrliche Quertreibereien.

Kritik? Das Übergewicht, der Verbrauch (für das Gebotene jedoch: in Ordnung), der etwas zerklüftete Kofferraum (300 - 350 l) und – klar – der hohe Preis. Start-Stopp fehlt im 650i auch, ist im 640i jedoch Serie. Warum? Gute Frage, nächste Frage. Ein Diesel? Kommt auch. In näherer Zukunft. Und mit etwa 250 bis 300 PS Motorleistung. Was fehlt? Der Sommer. Auch wenn die Sonne im neuen BMW 650 i Cabrio schon scheint, wenn es draußen noch schneit – im übertragenen Sinn. Ab 26. März startet der Verkauf. (le)

Quelle: automobilmagazin, 2011-02-11

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