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Testbericht

Marcel Sommer, 7. September 2013
Wenn am Faaker See die Bike Week stattfindet, knattern 75.000 Harley-Davidson-Motorräder um die Wette - einmalig in Europa.

"Faak ist schlicht der Wahnsinn", tönt es unter einem mit Hörnern verzierten Helm hervor. Unter normalen Umständen hätte jener auf einer Harley-Davidson thronender Motorradfahrer umgehend vom medizinischen Personal abtransportiert werden müssen. An sechs Tagen im Jahr gehören jedoch sowohl diese Ausdrucks- als auch diese Kleidungsweise zum guten Ton in einem unbeugsamen österreichischen Dorf, das den Namen des idyllischen Sees trägt, an dem es liegt: Faak. An genau diesen sechs Tagen findet nun bereits zum 16. Mal die European Bike Week, oder besser gesagt das größte Harley-Davidson-Treffen Europas statt. Mit der neutralen Bezeichnung möchte der Veranstalter wohl erreichen, dass auch anders gläubige Biker neben den 75.000 Harley-Fahrern zu Besuch kommen. Mit Erfolg, denn rund 120.000 sind in diesem Jahr ins schöne Kärnten gereist, um sich das Spektakel aus der Nähe zu betrachten.

Wer jetzt glaubt, er könne mal eben mit dem Auto ins wenige Kilometer benachbarte Villach fahren, sich ein Hotel nehmen und kurz in Faak vorbeischauen, der irrt gewaltig. Denn die Hotels sind über Monate hinweg ausgebucht. Die Zeiten, in denen ein Harley-Fahrer das Igluzelt an Stelle seiner heißen Mitfahrerin auf dem Soziusplatz transportierte, scheinen vorbei. Vereinzelt sind die kleinen Unterschlüpfe zwar noch auszumachen, doch auch ein Biker ist sich heutzutage für einen Besuch im Sternehotel nicht mehr zu schade. Nun gut, das Geld dafür sollte ja auch noch vorhanden sein, kosten die aktuellen Motorräder der amerikanischen Marke ein paar Euro mehr, als die kleine Japanerin von nebenan. Das wissen natürlich auch die auf den Diebstahl von Motorrädern spezialisierten Langfingerbanden. Das Resultat sind bereits nach der Hälfte der Veranstaltung 21 erbeutete, sündhaft teure Harley-Davidson-Maschinen. Einen kleinen Trost, neben der Tatsache, dass die Region Kärnten den laufenden Vertrag mit den Veranstaltern bis zum Jahr 2018 verlängert hat, ist die frohe Kunde von sieben wieder aufgetauchten und zuvor gestohlenen Zweirädern im Wert von rund 250.000 Euro.

Aber davon bekommen die auf den ersten Blick bitterböse dreinschauenden Biker nur wenig mit. Werden die Gesichter durch das Entfernen der Sonnenbrillen etwas aufgehellt und das erste Lächeln kämpft sich durch den einen oder anderen Bart, wird klar, die European Bike Week ist eigentlich wie eine große Kirmes, zu der jeder sein eigenes Fahrgeschäft einfach mitbringt. Gute Musik, leckeres Essen und noch mehr zu trinken sorgen für eine durchweg friedliche Stimmung. Das scheint sich herumgesprochen zu haben. Denn den zahllosen Nummernschildern ist zu entnehmen, dass auch Russen, Skandinavier und Briten den Weg auf ihren teilweise sehr unbequem wirkenden Zweirädern auf sich genommen haben. Selbst Familien mit kleinen Kindern sind vereinzelt in der ansonsten recht dunkel gekleideten Masse zu erkennen. Und nach den ersten Gesprächen mit Gestalten, die selbst Menschengruppen am späten Abend die Straßenseite wechseln lassen, wird klar, dass aktuell das Gewaltaufkommen in einem Fußballstadion um ein Vielfaches höher ist.

Neben den menschlichen Einzigartigkeiten stehen natürlich die stählernen Schönheiten im Vordergrund. Der Höhepunkt für die fahrbereiten Motorräder ist jedes Jahr die große Harley-Parade. In diesem Jahr haben 25.000 Bikes daran teilgenommen. Für Harleys, die zwar fahren können, im eigentlichen Sinne aber mehr zum Anschauen gedacht sind, ist die Custom Bike Show das Highlight. Der Sieger der diesjährigen Show heißt Andreas Bergerforth und stammt aus dem Ruhrgebiet. Der Name seines fahrenden Eigenbaus lautet "Unzerbrechlich". Ein echter Weltmeister ist der Krefelder Stephan Ehlers. Mit ihm gewann im vergangenen Jahr bei der offiziellen Custom Bike Weltmeisterschaft im amerikanischen Sturgis zum ersten Mal in der Geschichte dieses Wettbewerbes ein Deutscher. In diesem Jahr war er vor allem in Faak, um seine 130.000 Euro teure Sonderanfertigung abzuholen. Sein Weltmeistermotorrad Painttless hat er natürlich auch mitgebracht. Und so wie er freuen sich auch jetzt schon wieder über hunderttausend Biker auf die 17. European Bike Week im kommenden Jahr im normalerweise seelenruhigen Faak am See.

Quelle: Autoplenum, 2013-09-07

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