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Testbericht

Susanne Kilimann, 10. April 2011
Was würde ein schneller Abschied von der Atomenergie für die Elektromobilität bedeuten? Würde die neue Antriebstechnik ihren Betriebskostenvorteil durch höhere Strompreise einbüßen? In Expertenkreisen ist man – wie immer – geteilter Meinung.

Das Reaktorunglück in Japan und die jüngsten Landtagswahlen in Deutschland haben hierzulande für einen grünen Linksruck gesorgt. Plötzlich hält auch die schwarz-gelbe Bundesregierung, die vor zwei Jahren mit dem deutlichen Bekenntnis zur Laufzeitverlängerung und zur Kernkraft als unverzichtbarer „Brückentechnologie“ angetreten war, einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie für machbar. Doch der neue Energiekurs der politischen Chefetage verärgert nicht nur die großen Energiekonzerne. Sie ruft auch unter den Automobilexperten Bedenkenträger auf den Plan. Nach Einschätzung des Automobil-Experten Willi Diez würde ein Aus für den Atomstrom die Einführung von Elektroautos deutlich ausbremsen. Der Strom aus regenerativen Quellen sei wegen höherer Erzeugungs- und Netzkosten etwa drei bis fünfmal teurer als Atomstrom, so Diez, der das Institut für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen leitet. Durch die höheren Strompreise, ist sich Diez sicher, büßen die Elektrofahrzeuge einen erheblichen Teil ihrer wirtschaftlichen Vorteile im Bereich der Unterhaltskosten ein.

Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte und Professor an der Universität Duisburg-Essen, hält solche Bedenken für unbegründet. „Ein beschleunigter Ausstieg aus der Kernenergie würde der Elektromobilität überhaupt nicht wehtun“, sagt Dudenhöffer. Selbst wenn die Strompreise durch den Abschied von der Kernkraft um 20 Prozent steigen sollten, würden sich potentielle Kunden nicht vom Kauf abhalten lassen. Denn die Preise für Diesel und Benzin werden noch drastisch steigen, ist sich Dudenhöffer sicher. Diese Entwicklung sei angesichts schrumpfender Ölreserven und eines gesteigerten Energiebedarfes auf den neuen Wachstumsmärkten unvermeidbar. Zum gleichen Schluss kommt man bei der Agentur für erneuerbare Energien. „Markteinführung von Elektrofahrzeugen und Atomausstieg beeinflussen sich überhaupt nicht“, so Jörg Mühlenhoff, Referent für Energiewirtschaft bei der Agentur. Selbst bei einem massiven Strompreisanstieg würde der Kostenvorteil von Elektrofahrzeugen gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor eintreten – wenn auch mit einer kleinen Verzögerung.

Wie sich die Strompreise mit längerer Atomkraftnutzung beziehungsweise nach einem schnellen Ausstieg entwickeln werden, das ist offenbar selbst für Experten eine Rechnung mit etlichen Unbekannten. „Strompreise bilden sich in Deutschland am Markt nach Angebot und Nachfrage. Den Preis setzt dabei das Kraftwerk, das die letzte benötigte Kilowattstunde Strom liefert“, erklärt der Energieexperte. In Deutschland seien das Erdgas- und Steinkohlekraftwerke, die höhere Kosten für Brennstoffe und CO2-Zertifikate haben. „Betreiber von Kernkraftwerken mit vergleichsweise niedrigeren Brennstoffkosten verkaufen den Strom zum gleichen Marktpreis und verbuchen die Differenz als Gewinne.“ Der Vergleich mit Frankreich, das einen Anteil von 85 Prozent Kernenergie im Strommix hat, zeige, dass Kernkraft den Strom nicht zwangsläufig verbilligt. „Dort sind die Strompreise am Großhandelsmarkt ähnlich hoch wie in Deutschland mit einem Anteil von 23 Prozent Kernenergie.“

Selbst die von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten zum Energiekonzept 2010, die Vorteile einer Laufzeitverlängerung analysieren sollten, kommen auf eine Preissenkung des Börsenstrompreises von maximal rund zehn Prozent im Laufe mehrerer Jahrzehnte, gibt Mühlenhoff zu bedenken. Durch eine Laufzeitverlängerung würde laut Gutachten die marktbeherrschende Stellung der vier Großversorger weiter ausgebaut, was Wettbewerb und damit Preisvorteile für den Verbraucher unterbinden würde. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace reichert die wieder entbrannte Ausstiegsdiskussion mit einer Studie an, der zufolge ein Atomausstieg für das Jahr 2015 realistisch wäre.

Für die 17 deutschen Atomkraftwerke müssen Kraftwerkskapazitäten von 21.000 Megawatt ersetzt werden. Der zu ersetzende Strom könnte laut der Umweltschutzorganisation überwiegend von den geplanten und schon im Bau befindlichen Gaskraftwerken, Windstrom- und Solaranlagen geliefert werden – ohne dass es zu Versorgungsengpässen oder deutlichen Mehrkosten für die Endverbraucher kommen müsste. E-Mobilität kollidiert nach Einschätzung der Umweltschützer nicht mit dem Atomausstieg. Auch Elektroautos erfordern demnach keine Atomkraftwerke. Selbst eine Million Elektroautos – so viel will die Bundesregierung 2020 auf den Straßen haben - würden nur 0,3 Prozent des derzeitigen Strombedarfs in Deutschland erfordern, erklären die Umweltschützer und berufen sich dabei auf eine Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung. Selbst wenn sämtliche 41 Millionen Autos in Deutschland als Plug-In-Hybrid betrieben würden, stiege der Strombedarf um fünf Prozent. Und würden – rein hypothetisch - alle hierzulande zugelassenen Autos rein elektrisch fahren, wären etwa 15 Prozent mehr Strom erforderlich.

Quelle: Autoplenum, 2011-04-10

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