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Testbericht

Holger Holzer/SP-X, 22. August 2019
SP-X/Köln. Erdgas als Kraftstoff müsste eigentlich voll im Trend liegen. Das sogenannte CNG ist preiswert und verbrennt vergleichsweise sauber – eine Kombination, die in Zeiten der Dieselkrise doppelt interessant scheint. So richtig in Schwung kommt der alternative Energieträger aber bislang nicht. Neue Modelle wie der Seat Arona TGI sollen das nun ändern. Erstmals nämlich wird damit der Erdgasantrieb auch im beliebten Segment der urbanen Crossover angeboten.Seat zählt als Teil des VW-Konzerns zu den Triebkräften hinter dem aktuellen Mini-Comeback des Erdgasantriebs. Die Norddeutschen und vor allem ihre Töchter aus Tschechien und Spanien haben den Alternativsprit als Möglichkeit entdeckt, den einbrechenden Diesel-Absatz aufzufangen. Dessen gute CO2-Bilanz nämlich toppt Erdgas noch einmal – und hilft im Idealfall so, die Emissionsziele der EU zu erreichen und Strafzahlungen zu verhindern. Die strategische Dimension der neuerlichen Erdgas-Offensive muss den Kunden nicht groß kümmern. Höchstens insofern, als dass das starke Verkaufsinteresse auf Herstellerseite aktuell für besonders gute Angebote sorgt. Der Erdgas-Arona kostet zurzeit 20.320 Euro – und ist damit nur 1.000 Euro teurer als der vergleichbare Benziner.Die geringe Preisdifferenz behebt einen der traditionellen Erdgas-Nachteile zumindest teilweise: die lange Zeitdauer, bis sich CNG-Autos im Vergleich mit ihren konventionellen Pendants amortisieren. Bei Seats Crossover fällt die Rechnung nun relativ günstig aus: Je 100 Kilometer Fahrt spart die Erdgasvariante gegenüber dem Benzinermodell rund 3 Euro an Kraftstoffkosten (bei 1,46 Euro/Liter Super und 1,10 Euro/Kilo Erdgas, jeweils auf Grundlage des Normverbrauchs). Nach rund 33.000 Kilometern hätte man den Aufpreis dann schon allein über die Tankkosten raus. Der ADAC macht eine noch detailliertere Rechnung inklusive Wertverlust, Wartungskosten und Steuern auf. Dort ist der Arona TGI in jeder der vier untersuchten Fahrleistungsklasse (10.000 bis 30.000 Kilometer/Jahr) bei fünf Jahren Haltedauer günstiger zu betreiben als die entsprechenden TSI- und TDI-Modelle, spart jeweils knapp vier Cent pro Kilometer gegenüber der nächst günstigen Variante.In der Praxis ist ein genauer Vergleich schwierig, wenn der entsprechende Benziner-Arona nicht zur Hand ist. Doch auch solo kann der TGI durchaus bestehen, benötigt im Schnitt bei sehr hohem Autobahnanteil rund 5,2 Kilogramm vom sogenannten L-Gas, der im Testumfeld erhältlichen CNG-Variante mit niedrigerem Energiegehalt. Die Herstellerangaben - 3,9 kg/WLTP - legen das höherwertige und teurere H-Gas zugrunde. Mit dem günstigeren L-Gas kosten 100 Kilometer in der Praxis bei einem Kilopreis von rund 96 Cent knapp 5 Euro. Billiger geht es mit einem konventionellen Auto kaum. Wer auf Autobahntempo verzichtet und Land- oder Stadtstraßen nutzt, kann den Verbrauch ohne Problem Richtung 4 Kilogramm drücken. Dazu kommt eine gute Schadstoffbilanz: CNG-betriebene Motoren emittieren im Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren bis zu 25 Prozent weniger CO2, bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide und bis zu 99 Prozent weniger Rußpartikel.Ob sich das Geldsparpotenzial an der Zapfsäule in der Praxis realisiert lässt, hängt in starken Maßen von der vorhandenen Infrastruktur ab. Und die ist lückenhaft: Lediglich rund 850 Tankstellen gibt es zurzeit in Deutschland, Benzin und Diesel kann man dagegen an rund 15.000 Standorten tanken. Selbst das nicht mit CNG zu verwechselnde Autogas führen immerhin über 6.000 Stationen. Was das Spritversorgungs-Problem im Falle des Arona TGI noch verschärft: Die Reichweite im Gasbetrieb liegt in der Praxis bei 240 Kilometern, unter günstigen Bedingungen sind vielleicht etwas mehr als 300 Kilometer drin. Danach muss mit Benzin aus dem Nottank weitergefahren werden, maximal sind so rund 400 Kilometer drin. Gut also, wenn man sich nicht allzu weit von der heimischen Gas-Zapfstelle entfernt. Oder auf der Route beziehungsweise am Ziel auftankt. Wer regelmäßig die gleichen Strecken fährt, kann das möglicherweise mit geringem Aufwand organisieren. Wer flexibel in ganz Deutschland oder gar dem Ausland unterwegs sein will, hat es schon schwieriger.Ein ausgewiesenes Langstreckenauto ist der Seat jedoch ohnehin nicht. Gibt sich der kleine 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo (66 kW/90 PS) im Stadtverkehr nach dem Überwinden seiner deutlichen Anfahrschwäche noch munter und spritzig, geht ihm oberhalb von Landstraßentempo schnell die Luft aus. Überholen muss gut abgepasst und von fleißigem Rühren im manuellen Sechsganggetriebe begleitet werden. Der kleine Ottomotor unterlegt all das mit kernigem Dreizylinderklang, bevor er oberhalb der Richtgeschwindigkeit gemeinsam mit Abroll- und Windgeräuschen für ein auf Dauer störend hohes Geräuschniveau im Innenraum sorgt. Schwerer dürfte in der Reise-Praxis der kleine Kofferraum wiegen; weil unter der Ladefläche der Erdgastank untergebracht ist, stehen nur noch 282 Liter zur Verfügung (Benziner und Diesel: 400 Liter), die erlaubte Zuladung beträgt 477 Kilogramm inklusive Fahrer. Die Auslagerung von Koffer und Co. in einen Anhänger ist keine Option, eine Kupplung ist weder erhältlich noch zugelassen. Trotz des angemessen komfortablen Fahrwerks und der ordentlichen Sitze ist der TGI in der Summe daher eher einer für die Mitteldistanzen.Wer genau diese im Fahrprofil hat – und vielleicht noch an beiden Ende der Route eine Erdgastankstelle kennt, ist mit dem Arona bestens bedient. Wer nur Kurzstrecken fährt, braucht einen langen Atem, um den Aufpreis wieder hereinzuholen. Und für die ganz große Entfernung fehlt es außer an Reichweite auch an Gepäck-Kompetenz.Seat Arona 1.0 TGI - Technische Daten:Kleinwagen-SUV, Länge: 4,14 Meter, Breite: 1,78 Meter, Höhe: 1,55 Meter, Radstand: 2,57 Meter, Kofferraumvolumen: 282 bis 1.162 Liter.1,0-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit Turboaufladung, Sechsgang-Schaltgetriebe, 66 kW/90 PS, maximales Drehmoment: 160 Nm bei 1.900 bis 3.500 U/min, 0-100 km/h: 13,3 s, Vmax: 172 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,9 kg (WLTP), CO2-Ausstoß: 106 g/km, Tankinhalt: 13,8 kg, Normreichweite 360 Kilometer, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A, Testverbrauch: 5,2 l/100 km; Preis: ab 19.820 Euro. Kurzcharakteristik – Seat Arona 1.0 TGI:Warum: sehr niedrige TankkostenWarum nicht: geringe Reichweite, wenig TankstellenWas sonst: der kommende Skoda Kamiq TGI, Seat Leon TGI, Seat Mii TGI – und die jeweilige Konzern-VerwandtschaftSparantrieb trifft Trendsegment – der Seat Arona TGI ist als Mini-SUV mit Erdgasmotor das ideale Pendel-Auto. Für die Langstrecke oder als reiner Stadt-Zweitwagen wäre er aber die falsche Wahl.
Fazit
Sparantrieb trifft Trendsegment – der Seat Arona TGI ist als Mini-SUV mit Erdgasmotor das ideale Pendel-Auto. Für die Langstrecke oder als reiner Stadt-Zweitwagen wäre er aber die falsche Wahl.

Quelle: Autoplenum, 2019-08-22

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