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Testbericht

Sebastian Viehmann, 4. Dezember 2009
Der Rekordfahrer Rainer Zietlow war von Lissabon über Moskau bis Tokio nur mit Erdgas unterwegs. Autofahren im riesigen Russland und im winzigen Japan - das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und doch leben beide Länder in einer automobilen Symbiose.

Illegale Videoüberwachung und sterile Mautbrücken? Das muss nicht sein. Wer auf den blank gewienerten japanischen Autobahnen fährt, dem wird sogar das Bezahlen schmackhaft gemacht: Ein Japaner im Senioren-Alter mit Helm auf dem Kopf kassiert mit extremer Höflichkeit das Geld, verbeugt sich im 90 Grad-Winkel und wünscht noch eine angenehme Fahrt auf dem streng tempolimitierten Highway. „Ich habe noch nie ein Land erlebt, in dem die Menschen so freundlich sind und in dem so defensiv gefahren wird“, berichtet der Erdgas-Rekordfahrer Rainer Zietlow von seiner Tour, die ihn von Lissabon nach Tokio führte.

17.742 Kilometer stehen auf dem Tacho des VW Caddy Maxi EcoFuel, mit dem Zietlow die Reise unternommen hat. Der Weg führte den Mannheimer über die Transkontinentale, die mit mehr als 10.000 Kilometern längste Straße Russlands. Und von höflichen Mauteintreibern oder sauberen Autobahnen konnte Rainer Zietlow auf seiner Fahrt über Moskau nach Wladiwostok nur träumen: „Im Osten Russlands sind die Straßen schlammig und dreckig. Man kann auf der Transkontinentalen zwar mit rund 100 Km/h fahren, aber es ist immer noch mit hohen Risiken behaftet“, berichtet Zietlow. Auch der Blick auf die Dörfer rechts und links offenbarte eine triste Realität: „Man fühlt sich dort um Jahrzehnte zurück versetzt. In vielen Dörfern holen die Leute ihr Trinkwasser noch aus Brunnen“, erzählt der erfahrene Erdgas-Tourer.

Abgesehen von Sibirien war Zietlow auf der ganzen Strecke ausschließlich mit Erdgas unterwegs. In Russland tanken allerdings nur Nutzfahrzeuge Erdgas, mit seinem VW Caddy war Rainer Zietlow an jeder Zapfsäule ein Exot. „Private Erdgas-PKW sieht man nirgends, und noch immer gibt es Uralt-Technik an den Tankstellen“, berichtet Zietlow. Doch irgendwie klappte das Tanken immer, und der Mannheimer blieb nirgends wegen Treibstoffmangel oder technischer Defekte liegen. In Japan freilich waren die Verhältnisse fast schon paradiesisch: 230 blitzsaubere Erdgas-Stationen warten im Land der aufgehenden Sonne, auch wenn sie vor allem von Bussen benutzt werden.

Doch obwohl die Straßen blitzsauber, die Menschen höflich und die Unfallzahlen im Vergleich zu Russland mikroskopisch klein sind, hat man es als deutscher Autofahrer in Japan nicht einfach. Der Linksverkehr sei noch das geringste Problem, sagt Zietlow: „Die Straßen sind extrem eng. Was bei uns der Größe eines Feldwegs entspricht, ist in Japan eine Ortsdurchfahrt. Auch das Parken ist zum Teil völlig verrückt: Man fährt in eine Art Hochhaus und dann mit dem Wagen in einem Fahrstuhl nach oben zu den Parkdecks“, erzählt der Marathon-Fahrer. Auch der Fuhrpark der Japaner ist ungewöhnlich. Europäische Fabrikate sieht man kaum, dafür zahllose Kleinstwagen, die in Japan Kei-Cars heißen. „Deren Räder sind so groß wie mein Lenkrad“, sagt Rainer Zietlow. Wer sein eigenes Auto nach Japan mitnehmen will, muss wegen einer komplizierten Rechtslage übrigens zahlreiche Formalitäten hinter sich bringen. Und der deutsche Führerschein wird nur anerkannt, wenn man eine offizielle japanische Übersetzung des Dokuments mit sich führt.

Auch wenn Welten das automobile Leben in Russland und Japan voneinander trennen, gibt es doch eine besondere Beziehung zwischen beiden Ländern. Denn je weiter man im russischen Riesenreich nach Osten kommt, desto mehr japanische Autos bekommt man zu Gesicht. „Viele davon sind Rechtslenker – es sind aus Japan importierte Gebrauchtwagen“, berichtet Rainer Zietlow, „Wladiwostok zum Beispiel ist praktisch eine Lada-freie Zone, nur die Polizei muss noch Lada fahren.“ Da Japaner ihre Autos häufig wechseln und es im Land der aufgehenden Sonne fast keinen Gebrauchtwagenmarkt gibt, geht der Weg trotz sinkender Nachfrage in der Wirtschaftskrise per Fähre oder Frachtschiff nach Westen. Pro Jahr werde fast eine Million Gebrauchtwagen aus Japan nach Russland eingeführt, schätzt die russische Mazda-Verkaufsdirektorin Marina Belinskaya. „Viele Leute tauschen ihre alten Ladas gegen drei bis vier Jahre alte Mazdas, Toyotas oder Nissans aus“, so Belinskaya.

Nach seiner Erdgasfahrt vom Atlantik zum Pazifik legt Rainer Zietlow nun eine Atempause an, doch in wenigen Wochen geht es weiter. Denn die Eurasia-Tour war nur der erste Teil eines zweiteiligen Marathons: Im Januar wird Zietlow von Feuerland nach Alaska aufbrechen und bei der „EcoFuel TransAmerica“ die Panamericana befahren. Die Zielflagge wollen Zietlow und sein Team im April 2010 in Barrow (Alaska) an der nördlichsten Erdgastankstelle der Welt sehen. Abstecher werden sie auch nach Brasilien und zur Ostküste der USA führen. Rainer Zietlow hat bereits in einem VW Touareg einen Höhenrekord aufgestellt und mit einem Erdgasauto den Globus umrundet, wofür er jeweils einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde erhielt.

Quelle: Autoplenum, 2009-12-04

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