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Testbericht

Peter Weißenberg/SP-X, 4. Mai 2012

Den kenn‘ ich doch irgendwo her? Das wird sich mancher Autofreund fragen, der auf deutschen Straßen einen Seat der oberen Mittelklasse sieht. Vorn mit dem typischen Kühlergrill der spanischen Volkswagen-Tochter, hinten mit dem Rückleuchten-Design Made in Spain. Doch von der Seite? Da ist es doch ein …

Der Blick auf die Eigenwerbung des Fahrzeugs liefert zwar keinen direkten Hinweis. Allerdings fällt da des Öfteren der Begriff „Premium-Qualität“. Und der Name „Exeo“ kommt vom Lateinischen „exire“ – zu Deutsch: „weitergehen“. Wer schließlich im Exeo Platz nimmt, dem wird beim Blick auf das Armaturenbrett klar, woher der automobile Wiedergänger kommt: Hier rollt der Audi A4 der Vorgängergeneration aus den Fabrikhallen in Martorell bei Barcelona. 1.200 Lkw haben die Produktionsanlagen 2008 aus Ingolstadt dorthin gekarrt – und der Marke so ein Modell beschert, dass Seat selbst bis dahin nicht im Angebot hatte. Die Käufer erhalten den Wagen in der Zweiliter-Benziner-Variante (155 kW/211 PS) schon für weniger als 28.000 Euro – ein vergleichbarer neuer A4 wäre mindestens 7.000,  selbst ein Passat 4.300 Euro teurer.

Auch deswegen hat Seat-Designer Luc Donckerwolke wohl viele Freiheiten gehabt, dem Exeo bei allen kostensparenden Ähnlichkeiten zu seinem Ursprung viel eigenes Flair mitzugeben. Andere Hersteller treiben da weit weniger Aufwand, um abgelegten Modellen zum zweiten Frühling zu verhelfen.

Manchmal reicht auch nur der Name: So rollt etwa der alte Toyota Yaris nach wie vor ab 13.990 Euro als Daihatsu Charade zu den deutschen Händlern der Tochtermarke. Und bei Opel, Peugeot oder Renault stehen Vorgängerfahrzeuge sogar im gleichen Showroom wie das aktuelle Modell. Zuweilen auch nur im Hof – und für den Verkäufer in der Hinterhand, wenn besonders sparsame Kunden kommen.

Denn vor allem auf die haben es die Produzenten abgesehen. So bietet etwa Renault den alten Clio immer noch als Modell „Clio Campus“ an – ab 11.800 Euro geht es da im 1,2-Liter-Benziner mit 75 PS los. Klimaautomatik, Leichtmetall-Felgen, Sportsitze oder CD-Radio sind bereits an Bord. Das neue Modell mit gleicher Motorisierung ist rund 2.000 Euro teurer.

Noch krasser sind die Unterschiede bei Peugeot: Die Franzosen bieten etwa den „206+ Generation 60“ schon für 9.990 Euro an. Die „60“ im Namen steht übrigens nicht dafür, dass der 206 bereits der Großvater des aktuellen Enkel-Modells 208 ist. Für den optisch leicht aufgepeppten 206, der regulär schon 2006 abgelöst wurde, bietet Peugeot zu diesem Preis einen 1,1-Liter-Benziner mit 60 PS, der mit Servolenkung, Zentralverriegelung, Fensterhebern und sogar ESP vorfährt. Klima und Radio kosten im Paket 1.250 Euro extra. Ein vergleichbarer 208 bewegt sich rund 3.000 Euro darüber. Und das bedeutet in dieser Preisklasse immerhin mehr als 25 Prozent Unterschied.

Doch wie vergleichbar ist ein Alt-Modell zum jüngsten Schrei der Marke? Die Antwort auf diese Frage hängt auch stark vom Bedürfnis des Kunden ab. Allein nach dem Preis entscheidet der übrigens nicht. Denn sonst könnte etwa der Clio-Interessent ja auch zum jungen Gebrauchten der aktuellen Generation greifen – oder zum Sandero der Renault-Tochtermarke Dacia. Den gibt es schließlich bereits ab 6790 Euro.

Die Freunde eines Clio Campus lockt vielmehr ein Dreiklang, der für sie konkurrenzlos ist: die Marke ihres Vertrauens, der günstige Preis – und ein ausgereiftes Auto. Gerade der letzte Grund spricht durchaus für die alten Herren im Verkaufsraum. Typische Kinderkrankheiten brandneuer Modelle, die häufig zu Rückrufen führen, kommen bei den reifen Generationen selten vor. Zuweilen dagegen sogar Weiterentwicklungen. So überarbeitet etwa Seat den Exeo regelmäßig. LED-Heckleuchten, sparsamere Diesel und Start-Stopp-Systeme sind seit der neuesten Modellpflege im Angebot.

Und bei Fiat spricht für den Vorgänger-Panda nicht nur der Kampfpreis von 6.990 Euro (gegenüber 8.490 Euro) für den 1,2-Liter-Basis-Benziner. Die Allradvariante mit gleicher Motorisierung ist vorerst allein in diesem Modell zu haben – ein New-Panda mit 4x4 ist dagegen erst Anfang kommenden Jahres im Handel; dann aber sicher auch mit deutlich weiterentwickelter Allrad-Technik aus der Kooperation mit der Tochter Jeep. Die meisten Alt-Fahrzeuge aus steuerlich abgeschriebenen Produktionsanlagen rollen dagegen wie der Panda Classic im Wesentlichen auf dem Stand der Technik, der dem letzten regulären Modelljahr vor der Ablösung entsprach.

Das muss aber kein schlechter Stand sein. Im Gegenteil: Meist werden die Alt-Modelle ja gerade deswegen weitergeführt, weil sie so beliebt beim Kunden waren – und der sich nur den Nachfolger nicht leisten kann oder will. Etwa, weil dieser wie so oft eine halbe Nummer gewachsen ist.

So wie zum Beispiel der Opel Zafira, der mit seinen 4,66 Meter der Kompaktklasse inzwischen entwachsen ist. Ein Opel-Sprecher will es deshalb auch nicht als Sparvariante verstehen, dass die Rüsselsheimer auch das Vorgängermodell als „Zafira Family“ im Angebot belassen. Den alten Zafira gibt es, 4,47 Meter kurz, als 115 PS-Benziner ab 22.950 Euro. Der Nachfolger kostet mit derselben PS-Zahl genau das gleiche.

Quick-Check:
Was spricht für neue Vorgängermodelle?
1.    Sie sind bei vergleichbarer Ausstattung meist deutlich billiger.
2.    Die Vorgängermodelle sind meist ausgereift.
3.    Ersatzteile und Zubehör gibt es oft billiger.
4.    Sie haben Neufahrzeug-Garantie.
5.    Oft sind sie kompakter als der Nachfolger.

Was spricht gegen neue Vorgängermodelle?
1.    Sicherheitstechnik ist oft nicht neuester Stand.
2.    Die Ausstattungsmöglichkeiten sind meist stark eingegrenzt.
3.    Das Design ist nicht auf der Höhe der Zeit.
4.    Der Wiederverkauf ist schwierig, der Wertverfall größer als beim aktuellen Modell.
5.    Sie sind häufig kleiner als der Nachfolger.

Viele Hersteller haben nach wie vor Modelle im Angebot, deren Nachfolger schon längst im Markt sind. Das soll Lücken in der Palette schließen, Billigangebote möglich machen und treue Kunden binden. Doch die automobilen Wiedergänger bieten auch den Käufern manche Vorteile.

Fazit
Viele Hersteller haben nach wie vor Modelle im Angebot, deren Nachfolger schon längst im Markt sind. Das soll Lücken in der Palette schließen, Billigangebote möglich machen und treue Kunden binden. Doch die automobilen Wiedergänger bieten auch den Käufern manche Vorteile.

Quelle: Autoplenum, 2012-05-04

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