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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. April 2013
Bisher bekamen die Dieselmotoren in den USA trotz umfangreicher Anstrengungen kaum einen Reifen auf den Asphalt. Doch so steigen die Selbstzünder-Zahlen im Land von Stars and Stripes an.

"Der BMW 328d wird hier in den USA unser neuer Einstieg in die Dieselwelt", erklärt Dave Buchko von BMW Nordamerika und blickt vor der Konzernzentrale in Woodcliff Lake / New Jersey auf das Typenschild des weißen Dreiers, "er hat die gleiche Leistung wie der europäische BMW 320d - gut 180 PS. Damit er die hiesigen strengen US-Vorschriften entsprechend der in Europa erst ab 2014 gültigen Einstufung EU6 erfüllt, verfügt er über eine SCR-Abgasreinigung." BMW bläst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mittlerweile ebenso laut wie die deutschen Wettbewerber lauter denn je ins Dieselhorn und will die frohe Selbstzünderkunde lieber heute als morgen durch die Bundesstaaten wehen lassen. Die gemeinsamen Interessen der europäischen und insbesondere deutschen Hersteller, die USA in Sachen Diesel zu missionieren, liegen auf der Hand. Hier stellen sie die heimatlichen US-Hersteller komplett in den Schatten und bieten eine Diesel-Kompetenz, die im Großraum Detroit seit Jahren Neid und Argwohn betrachtet wird. Seit 2007 hat sich der Absatz der Dieselfahrzeuge in den USA versechsfacht und stieg auf 121.000 Fahrzeuge in 2012. Pro Jahr kamen zuletzt 20 bis 30 Prozent hinzu.

Noch können sich die US-Hersteller sicher sein, dass die Dieseltechnik bei PKW in den Vereinigten Staaten kaum zu einem Boom mutiert. Denn nachdem die Kraftstoffpreise 2009 und 2010 bisweilen auf Rekordstände von fast fünf Dollar pro Gallone (3,8 Liter) Kraftstoff angestiegen waren, tankt es sich seit längerem wieder deutlich unter vier Dollar. Der Amerikaner an sich macht sein Einkaufsverhalten sehr stark von entsprechenden Marktschwankungen abhängig. Das hat auch dem müden US-Trend zu Kleinwagen schneller als von vielen erwartet den Garaus gemacht. Die Girls und Boys in den Staaten stehen mehr denn je auf große Pick Ups, SUV und Limousinen. Amerikanisierte Kleinmobile wie der Fiat 500, ein Mazda 2 oder selbst der Ford Fiesta tun sich deutlich schwerer als erwartet.

Zumeist liegt der Dieselpreis nach wie vor über den Kosten für Benzin, weil die Steuervergünstigungen für Dieselkraftstoff, wie wir sie in Europa kennen, nicht existieren. Trotzdem kommen die US-Kunden zunehmend auf den Diesel-Geschmack. Mercedes-Modelle hatten 2012 einen amerikanischen Dieselanteil von zwölf Prozent. Darin enthalten ist allerdings die zunehmend große Flotte der Nutzfahrzeuge Mercedes Sprinter. Doch auch S- und E-Klasse laufen als 350 Bluetec ordentlich. Bei den SUVs vom Typ Mercedes R, ML und GL lag der Anteil bei knapp 20 Prozent. BMW hatte nach dem Auslaufen der alten 3er Generation mit der Dieselvariante des 335d im vergangenen Jahr einen reduzierten Selbstzünderanteil von knapp vier Prozent. Beim Bestseller BMW X5 liegt der Dieselanteil ähnlich wie bei den Mercedes-Geländewagen bei knapp über 20 Prozent. Insgesamt wurden vom BMW X5 35d mit über 10.000 Dieselversionen fast so viele verkauft, wie von Diesel-ML und GL zusammen. Audi kann bei üppig dimensionierten Luxus-SUV Q7 sogar noch drauflegen und bietet allerdings bei deutlich geringeren Verkaufszahlen einen Dieselanteil von rund der Hälfte aller verkauften Modelle.

Auch bei den Volkswagen-Käufern stehen die Diesel höher denn je im Kurs. Zwar sank der US-Verkaufsschlager Jetta im Jahre 2012 auf 48.000 verkaufte Diesel. Ein Minus von fast zehn Prozent, das jedoch mit einer gewaltigen Steigerung beim größeren US-Passat einhergeht. Waren es 2011 gerade nicht einmal 5.000 Diesel-Passats, so katapultierte sich die Zahl im vergangenen Jahr auf über 26.000 Fahrzeuge hinauf. Das ist hinter VW Jetta TDI und vor dem BMW X5 35d Diesel-Platz zwei. Von den 438.133 Volkswagen-Auslieferungen im Jahre 2012 waren gut 90.000 Fahrzeugen mit einem TDI-Logo auf dem Heckdeckel unterwegs. Ein Zuwachs von 30 Prozent. Der TDI-Anteil von 20,6 Prozent ist im ersten Quartal 2013 leicht gestiegen und pendelt derzeit bei 22 Prozent. Die höchsten Diesel-Anteile verzeichnet Volkswagen in den USA beim Jetta SportWagen (Modell auf Basis des Golf Variant) mit mehr als 80 Prozent, gefolgt von Golf TDI (52 Prozent) und Touareg 3.0 TDI (47 Prozent). Mittlerweile ist selbst Porsche auf seinem Hautmarkt ins Diesellager herübergesprungen. Über 1.300 verkaufte Cayenne Diesel können sich sehen lassen. Konkrete Dieselplanungen gibt es auch bei Land Rover / Range Rover und Mazda, die drehmomentstarke Diesel spätestens ab 2014 auch in den USA anbieten wollen.

"Im Gegensatz zum alten BMW 3er, der nur als teurer Sechszylinder angeboten wurde, können wir den neuen 3er nun als Vierzylinder zu einem deutlich günstigeren Preis von unter 40.000 Dollar anbieten, der mit einer Gallone 45 Meilen schafft", erläutert Dave Buchko, "das wird uns viele neue Kunden bringen. Auch weil die Konkurrenz fehlt. Aktuell haben Mercedes und Audi in dieser Klasse kein Dieselangebot." Dabei ist es nicht so, dass der US-Kunde auf den Verbrauch an sich schaut. Vielmehr geht es ihm um die werbeträchtig in Szene gesetzte "mileage". Heißt, wie viele Meilen kann ein Auto mit einer Gallone Kraftstoff fahren? Besonders sparsame Fahrzeuge wie der VW Jetta 2.0 TDI mit 140 PS oder der neue 3er BMW mit seinem 180 PS starken Commonrail-Diesel schaffen weit mehr als 40 Meilen, was einem US-Normverbrauch von unter sechs Litern auf 100 Kilometern entspricht.

Noch ist der Dieselanteil mit unter zwei Prozent (121.000 Fahrzeuge) vergleichsweise gering. Doch auch die Hybridantriebe haben in den USA mit 450.000 Fahrzeugen nur eine Marktdurchdringung von rund fünf Prozent. Wenn man die die Regionen des mittleren Westens mit ihren Landmaschinen außen vor lässt, gelten als Hauptmärkte die Bundesstaaten Texas, Kalifornien und Florida., "Die Kunden wollen hier zudem einfach 4x4", ergänzt Buchko, "deshalb bieten wir den BMW 328d ab sofort mit Heck- und Allradantrieb an. Das bringt weitere Kunden." Dabei soll es nicht bleiben. BMW will ebenso wie Audi, Mercedes und Porsche das Dieselportfolio erweitern. Nach einem rund 280 PS starken BMW 530d sollen Dieselversionen von 7er, 3er Touring und dann auch dem im Herbst auf den Markt kommenden neuen BMW X5 folgen. Eine einfache Erklärung hat BMW-Mann Dave Buchko für die irritierende Nomenklatur des BMW 328d, der eigentlich ein 320d ist: "Die Bezeichnung 320 würde für viele Kunden Verzicht bedeuten. 328 passt daher einfach besser - es gibt ja auch mehr Ausstattung." Gerade haben die US-affinen Bayern in Amerika mit dem 320i einen kleinen Bruder vom 328i präsentiert. Das soll einer verstehen.

Quelle: Autoplenum, 2013-04-12

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