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Testbericht

Holger Holzer/SP-X, 6. September 2019
SP-X/Köln. Angesichts der anhaltenden Flut neuer SUV und ihrer Derivate mag man es kaum glauben – doch der Trend in der Autoindustrie geht zur Verkleinerung des Modellangebots. Besonders massive Pläne hat bereits Ford angekündigt, auch Nissan will sich künftig stärker auf Kernmodelle fokussieren und bei Daimler forderte zuletzt sogar der Betriebsrat einen Rotstift für das wuchernde Portfolio. Weitere Beispiele ließen sich locker finden. Hintergrund sind meist Kostenfragen oder Probleme mit dem CO2-Ausstoß. Besonders stark dürfte der Kahlschlag in den folgenden fünf Fahrzeugklassen ausfallen.Kleinstwagen:Die günstigen Autos der 10.000-Euro-Klasse waren bei den Herstellern schon immer die ungeliebten Stiefkinder, warfen sie doch vergleichsweise wenig Gewinn ab. Im Zuge der anstehenden CO2-Strafen in der EU drohen sie künftig sogar zu Verlustbringern zu werden. Denn anders als man vielleicht erwarten könnte, haben sie häufig einen eher negativen Einfluss auf den Flottenverbrauch eines Herstellers. Denn bei ihnen lohnt sich teure Spritspartechnik kaum, wodurch der Verbrauch relativ zu größeren Modellen recht hoch ist. Eine Effizienz-Ertüchtigung wäre zu teuer, auch angesichts neuer EU-Vorschriften für die Sicherheitsausstattung, die ab 2022 gleichfalls für Preisaufschläge sorge dürften. Eine Überlebenschance haben Kleinstwagen vor diesem Hintergrund vor allem als Elektroautos für den Stadtverkehr. Mit dem Smart Fortwo EQ und den Technik-Drillingen VW E-Up, Skoda Citigo E und Seat Mii Electric kündigen sich die ersten entsprechenden Modelle bereits an. In der 10.000-Euro-Liga spielen sie aber allesamt nicht mehr.Vans:Minivans und Vans, einst als praktische Familientransporter begehrt, sind in den vergangenen fünf Jahren fast zum Auslaufmodell geworden. Nach Zahlen des Analyseinstituts Jato Dynamics wurden in Deutschland 2013 noch 419.000 Fahrzeuge vom Schlag eines VW Sharan, Renault Espace oder Ford S-Max verkauft. Im vergangenen Jahr waren es lediglich noch 346.000. Ersetzt wurden die Vans durch SUVs und Crossover, die mit mehr Coolness und weniger Windelgeruch punkten können. Das Sterben der Familien-Nutzfahrzeuge wird sich künftig wohl weiter fortsetzen. Ford hat bereits angekündigt, das Van-Urgestein Galaxy und seinen Modellbruder S-Max demnächst nicht mehr anzubieten. An ihre Stelle tritt: ein Crossover.Cabrios:Kurz nach der Jahrtausendwende hatten Cabrios noch einmal ein Hoch – das wetterfeste Blechdach brachte den Oben-Ohne-Gedanken in die Mitte der automobilen Gesellschaft, plötzlich gab es quer durch alle Klassen entsprechende Modelle. Der Boom mit weit mehr als 100.000 jährlichen Neuzulassungen währte allerdings nur kurz. Im vergangenen Jahr kamen gerade einmal 75.500 Einheiten neu auf die Straße – Tendenz weiter fallend. Haben die Deutschen die Lust am Frischluftfahren verloren? Wohl eher nicht. Vielmehr mangelt es den Herstellern an Engagement – sie haben ihr Modellangebot zuletzt kräftig zusammengestrichen. Der Grund dürfte in der Regel wirtschaftlicher Natur sein: Cabrios sind im Wesentlichen in Deutschland und Großbritannien beliebt. In wichtigen Märkten wie China hingegen würde niemand freiwillig auf ein Dach verzichten – zu heiß scheint die Sonne und zu dreckig ist die Luft. Für die immer internationaler agierenden Hersteller lohnt sich die Entwicklung und Zertifizierung eines Cabrios daher immer weniger. Lediglich die Premium- und Luxushersteller leisten sich noch zahlreiche entsprechende Modelle, auch in der Sportwagenklasse bleibt das Angebot relativ konstant.Echte Geländewagen:Dass SUV schon beim ersten Anzeichen von Matsch und Geröll kapitulieren müssten, ist ein böses Gerücht. Dass sie nicht abseits asphaltierter Straßen gefahren werden, liegt eher an der Sorge um Lack und Felgen als an einer generellen Offroad-Unfähigkeit. Mit echten Geländewagen können sich die Crossover aber trotzdem nicht messen. Mit dem Mercedes G, dem Jeep Wrangler und dem Land Rover Defender sind aktuell aber nur noch drei der kernigen Urviecher zu haben. Andere jahrelange Begleiter wie Nissan Patrol oder Mitsubishi Pajero sind längst verschwunden. Der Suzuki Jimny ist hierzulande kaum zu haben, der Lada Niva wird bald nicht mehr offiziell importiert. Viel Nachwuchs in dem Segment ist in nächster Zeit bis auf die Defender-Neuauflage ebenfalls nicht zu erwarten. Wer von seinem Allrad-Auto mehr verlangt als bullige Optik, wird künftig wohl zum Pick-up greifen müssen.Autos mit Handschaltgetriebe:Noch ist das manuelle Getriebe nicht tot, wie sich zuletzt an dem öffentlichen Aufschrei erkennen ließ, der auf Ankündigungen des Bundesverkehrsministeriums folgte, künftig auch die Führerscheinprüfung mit Automatikwagen voll anzuerkennen. Aber dass es den Vorschlag überhaupt gab, lässt erkennen, dass die Handschaltung in Bedrängnis gerät. Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist das Elektroauto, das in der Regel ganz ohne wechselbare Gänge auskommt, weil der E-Motor aus dem Stand gleichmäßig bis zu Maximum hochdreht. Dazu kommt: Automatikgetriebe sind in den vergangenen Jahren immer schneller und vor allem sparsamer geworden. In den USA oder Asien haben sie den Markt schon längst erobert, mittlerweile sind Fahrzeuge mit Handschaltung dort teure Exoten. In Deutschland liegt der Preisvorteil hingegen aktuell noch bei dem System mit Schaltknüppel und Kupplung, was dem manuellen Getriebe auf absehbare Zeit eine Nische im Budget-Segment sichern dürfte. Mehr als das wird es aber wohl nicht mehr werden.Lange Zeit war maximale Vielfalt das Credo der Autoindustrie. Mittlerweile schlägt die Entwicklung um, die Komplexität der Modellpaletten und Produktionslogistik soll reduziert werden. Einige Fahrzeugarten werden wohl aus den Autohäusern verschwinden müssen.
Fazit
Lange Zeit war maximale Vielfalt das Credo der Autoindustrie. Mittlerweile schlägt die Entwicklung um, die Komplexität der Modellpaletten und Produktionslogistik soll reduziert werden. Einige Fahrzeugarten werden wohl aus den Autohäusern verschwinden müssen.

Quelle: Autoplenum, 2019-09-06

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