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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 10. August 2015
Die Mannschaftsbusse der Fußball sind für viele Fans eine rollende Trutzburg voller Geheimnisse. Wir zeigen, was sich hinter der bunt lackierten Karosserie und den dunklen Scheiben befindet.

Sie werden belagert, mit Flaschen und Dosen beworfen und manchmal wird auch an ihnen gerüttelt. Die Rede ist von den Mannschaftsbussen der Fußball-Bundesligisten. Von außen unterscheidet sich so eine Luxuskutsche wenig von den Standard-Reisebussen, mit denen die Fans zu den Spielen kommen. Lediglich die dunklen, von außen undurchsichtigen Fenster und die bunte Lackierung in den jeweiligen Vereinsfarben sind ein untrügliches Zeichen, dass hier die besten Fußballer Deutschlands unterwegs sind.

Dass Stars, wie Arjen Robben, Marco Reus oder Kevin de Bruyne nicht in einem eng bestuhlten Einheits-Gefährt des Öffentlichen Nahverkehrs in das Stadion chauffiert werden, ist klar. Die Luxus-Karossen der Stars haben statt 54 Sitzen nur 30 bis maximal 36 Plätze und 500 PS. Das bedeutet, dass die Fußballer fast einen Meter Beinfreiheit haben. Die Fahrgäste in einem normalen Stadtbus müssen mit 60 Zentimetern auskommen, bei einem komfortablen Reisebus sind es 80 bis 90 Zentimeter. Damit die Stars nach dem Spiel die müden Knochen hochlegen können, befindet sich vor jedem Sitz eine Beinauflage, die auch als Tisch genutzt werden kann.

Doch der Kicker-Transporter ist mehr als ein Beförderungsmittel. Für die Sport-Millionäre ist das Beste gerade gut genug. Für die geselligen Naturen gibt es Tische mit vis-a-vis-Bestuhlung oder ganze Sitzgruppen hinten im Bus. Diese sogenannten Skat-Tische sind elektrisch versenkbar und können auch als Massagebank genutzt werden. Da zocken die Kartenspiel-Freaks schon das eine oder andere Spielchen. Legendär ist die Schafkopfrunde des FC Bayern München mit Philipp Lahm und Thomas Müller. Doch für die beiden Haudegen wird es in Zukunft schwierig, während der Fahrt, Karten zu klopfen, da Kult-Masseur Fredi Binder und Sebastian Schweinsteiger nicht mehr bei den Bayern angestellt sind.

Wie die Busse innen aussehen, wissen nur Eingeweihte und die Spieler lassen nur ungern einen Blick in die Privatsphäre zu. "In so einem Mannschaftsbus ist alles drin, was das Spielerherz begehrt", sagt Holger Machnik Prokurist beim Reisedienst Nickel, der die Profis von Schalke 04 durch die Gegend kutschiert. Die Social-Media-Kicker brauchen WLAN und für den Fernseh-Empfang gibt es eine Satelliten-Schüssel oder eine digitale Antenne - schließlich wollen die Kicker ihre Kollegen auf den Pay-TV-Kanälen verfolgen. Damit der Sound auch bei Hollywood Action-Filmen passt, ist in manchen Bussen eine Hightech-Surround-Sound-Anlage installiert.

Die passenden Monitore gibt es natürlich dazu. Neben vielen kleineren Einzel-Bildschirmen wollen die Profis zunehmend auch 55-Zoll-Displays haben. Die mussten aber erst für den mobilen Einsatz vorbereitet werden. Da ging es nicht um die Befestigung, sondern vielmehr um die Stromversorgung, des unstabilen Bordnetz, Temperaturschwankungen und die Verträglichkeit der Strahlung (Elektromagnetischer Impuls). Ein Notstromaggregat im Kofferraum sorgt für permanente Einsatzbereitschaft der hochwertigen Ausrüstung. Multimedia ist ohnehin das große Thema bei den Fußball-Cracks. Die Plätze der Trainer haben Laptop-Anschlüsse für die Spielanalyse.

Natürlich wird auch an das leibliche Wohl der Profis gedacht. Die Bordküchen haben alles, was ein Koch braucht: Ein 85-Liter-Kühlschrank hält die Vorräte kalt, Edelstahlspülbecken und ein Warmluftofen lassen auch für den umfangreichen Bordservice keinerlei Wünsche offen. Im Kofferraum erleichtert ein Hebelift mit elektrischem Antrieb das Beladen der nötigen Utensilien. Regeneration wird natürlich großgeschrieben. Damit die geschundenen Fußballer-Muskeln sich möglichst schnell erholen, gibt es am Bord einiger Busse auch Eiswürfelmaschinen. Selbst ein Whirlpool wäre kein Problem. Der könnte aber nur im Stand genutzt werden.

Der FC Schalke 04 identifiziert sich auch optisch mit der Region. Das Heck des Busses ist aufwendig lackiert. Man blickt durch einen Bergwerkstollen, der in die Glück-Auf-Kampfbahn übergeht bis in die moderne Arena. Außerdem sind ein Mann und ein Kind zu sehen. Aber das ist noch nicht das Verrückteste: Der Hamburger SV ließ sich sogar echten Stadionrasen vom ersten Bundesliga-Spiel, das am 24. August 1963 gegen Preußen Münster stattfand, auf die Stufen der Einstiegstreppen zum Bus legen.

Dem Variantenreichtum sind kaum Grenzen gesetzt: Eine Playstation im Oberdeck, Betten oder ein LED-Himmel - alles ist möglich. Der Fahrer hat natürlich auch einen topmodernen Arbeitsplatz mit einem bequemen Stuhl und einigen Assistenzsystemen. Damit die kostbare Fracht auch das Stadion erreicht und beim Rangieren nichts passiert, sind bei den modernen Bussen Kameras installiert, die wie beim Auto eine Rundumsicht ermöglichen. Besondere Schmankerl für die Fans sind natürlich auch enthalten. Wenn sich der schwarzgelbe BVB-Bus seinen Weg durch die Menge bahnt, drückt der Fahrer einen Knopf an einem Lenkrad-Hebel und die moderne Fanfaren-Anlage lässt das "Heja BVB"-Schlachtlied erklingen. Da springt doch jeder Dortmund-Fan freudig schunkelnd zur Seite. Aber was passiert, wenn die Hupe auf dem Weg zur Gelsenkirchener Arena ertönt, wurde bislang nicht getestet. Da dürfte dann der eine oder andere Becher gegen die dunkel getönten Scheiben fliegen.

Quelle: Autoplenum, 2015-08-10

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