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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 6. Mai 2017

Einst kauften Chinesen in Europa abgewirtschaftete Industrieunternehmen auf, verschifften die Anlagen in ihre Heimat und trieben damit oft den letzten Nagel in den Sarg einst schillernder Marken. Heute denken die Chinesen globaler und nutzen etablierte Namen und Mitarbeiter-Knowhow für ambitionierte Weltmarktstrategien. Bestes Beispiel ist der schwedische Autobauer Volvo, der seit dem Verkauf von Ford an Geely mit erfrischend neuen Qualitäten auftrumpft. Eindrucksvoll demonstriert das der neue, vielseitig talentierte V90 Cross Country T6 AWD.
 
Imposant ist der große Allradkombi allein schon ob seiner Abmessungen. Auf fast fünf Meter erstreckt sich der Schwede, der zudem dank Fahrwerkshöherlegung und den optionalen 20-Zoll-Rädern stattlicher als normale Kombis daherkommt. Dass der Cross Country auch Offroader sein will, vermittelt seine Außenhaut nur dezent, sofern die eigentlich anthrazitfarbene Zusatzbeplankung in Wagenfarbe bestellt wurde.
 
Understatement bietet auch der wohnliche Innenraum. Sehr übersichtlich, schnörkellos schick, mit dezenten Chrom- und Klavierlack-Akzenten und viel warmweichem Leder empfängt der Abenteuer-Kombi seine Gäste. Schalter und Knöpfe sind hier Mangelware, dafür gibt es zentral im Armaturenbrett einen 9,2-Touchscreen, über den sich neben Navi- und Medien-Funktionen unter anderem auch Klima, Sitzheizung oder Assistenzsysteme steuern lassen. Obwohl sich vieles hinter Menüs versteckt, finden sich experimentierfreudige Zeitgenossen schnell zurecht. Dafür muss man weder Nerd sein, noch das Handbuch studieren.
 
Ein zweites großes Display, welches vor allem fahrrelevante Informationen anzeigt, befindet sich hinterm Lenkrad. Hier wird neben klassisch anmutenden Rundinstrumenten unter anderem auch die Navigationskarte dargestellt. Den Blick auf diesen Bildschirm kann man sich meist allerdings sparen, da das aufpreispflichtige Head-up-Display alle wichtigen Infos in die Windschutzscheibe und damit genau ins Blickfeld des Fahrers projiziert. Praktisch: Einige Funktionen lassen sich dank kleiner Menü-Einblendungen im Instrumenten-Display über Bedientasten auf der rechten Lenkradseite steuern.
 
Auf der linken Lenkradseite gibt es zusätzlich Tasten, über die der Abstandstempomat aktiviert und reguliert wird. Der Geschwindigkeitsregler ist nur einer von vielen Assistenzsystemen, die ein teilautomatisiertes und zudem besonders sicheres Fahren ermöglichen. Der Cross Country wird in der Spur gehalten, leitet selbsttätig in Notbremsungen ein und kann im Stop-and-go-Verkehr das Lenken, Bremsen und Beschleunigen übernehmen. Mag der neue V90 auch mit einigen typischen Volvo-Tugenden brechen, in puncto Sicherheit ist er der Marken-DNA treu.
 
Auch in Hinblick auf sein Raumangebot steht der Cross Country ganz in der Tradition großer Volvo-Kombis. Vorne bietet der V90 viel Entfaltungsspielraum und trotz eines Glasschiebedachs mehr als genug Kopffreiheit. Sieht man einmal vom großen Kardantunnel ab, genießen auch die Fondgäste viel Freiraum. Kleine Kinder wirken auf der Rückbank sogar regelrecht verloren. Ebenfalls typisch Volvo: Dank integrierter Kindersitzerhöhungen kann man auf die Mitnahmen von Kindersitzen verzichten.
 
Trotz seines angeschrägten Hecks bietet der V90 auch hinter der Rückbank viel Platz. Normal kann der Kofferraum 560 Liter Gepäck aufnehmen, wird die geteilt umlegbare Rückbank vollständig nach vorne geklappt, wächst der ebene Laderaum auf 1.526 Liter. Neben dem großzügigen Stauraum gibt es eine Reihe praktischer Lösungen, dank derer man das Gepäckabteil optimal nutzen kann. Dazu gehören eine elektrische Heckklappe, eine Fernentriegelung der Rückbanklehne per Knopfdruck, Verzurrösen, Taschenhaken, ein Raumteiler mit Gummibandhalterungen, ein zusätzliches Staufach unterm Kofferraumboden sowie eine Durchlade.
 
Der V90 eignet sich nicht nur als Laster, sondern auch als temperamentvoller Linksspur-Potentat. Zumindest die T6-Version, bei der 235 kW/320 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment über einen traktionsstarken Allradantrieb herfallen, beeindruckt mit enormen Durchzug. Verblüffend am Motor: Das Kraftwerk muss mit lediglich vier Zylindern und zwei Litern Hubraum auskommen. Doch einen fünften oder gar sechsten Zylinder vermisst man angesichts der Performance nicht. In Kombination mit der serienmäßigen Achtgang-Automatik eignet sich der Direkteinspritzer mit Turbo-Kompressor-Aufladung wunderbar zum entspannten Cruisen, bei entsprechender Leistungsabfrage kann das Aggregat alternativ auch vehement voranschieben. Mit verblüffender Leichtigkeit stürmt dann der Zweitonner in 6,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, auch die maximal 230 km/h hat man spielend erreicht. Selbst jenseits der 200 ist der Cross Country ein vertrauenerweckendes Auto, das zudem noch erstaunlich leise bleibt. Angesichts von Größe, Gewicht und Allradantrieb geht sogar der Verbrauch in Ordnung. Wer den großen Schweden betont sparsam bewegt, kann Werte erreichen, die sich einige Zehntelliter über den 7,7 Liter Normverbrauch bewegen. Bei weniger zurückhaltender Fahrweise muss man allerdings mit Werten im zweistelligen Bereich rechnen.
 
Wie auch immer man den Cross Country bewegt, fühlt man sich unter anderem dank des ausgewogenen Fahrwerks in ihm stets geborgen und sicher. Trotz der etwas holperig abrollenden Riesenräder filtert der Unterbau viele Unebenheiten geschmeidig weg. Ein Komfort, der durchaus Oberklasse-tauglich ist. Zugleich hat der Hochbeiner nichts gegen ein wildes Tänzchen auf kurvigen Landstraßen einzuwenden. Trotz seines Gewichts und seiner Größe wirkt der hochbeinige Nordländer erstaunlich handlich und scheint nichts gegen einen flotten Kurvenstrich zu haben. Mit einem fein austarierten Asphaltdynamiker wie dem BMW 5er Touring mag der Schwede aber wohl nicht ganz mithalten. Dafür kann er dank seiner 4x4-Technik die meisten Kombis im Gelände lässig abhängen.
 
Diese Vielseitigkeit und seine vielen Talente haben allerdings ihren Preis. Bereits die Basis der Pro-Version kostet über 60.000 Euro. Zusätzlich kann man noch viele preistreibende Extras ordern, wie etwa ein Audiosystem von Bowers & Wilkins, 4-Zonen-Klima, hervorragend leuchtende Voll-LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, Keyless-Drive oder Heizungen für Fondsitze und Lenkrad. Ein paar Häkchen in der Preisliste und schon sind die 80.000 Euro überschritten. Selbstbewusste Preise, die Volvo angesichts des Gebotenen und der Konkurrenz aber durchaus fordern darf. Dem chinesischen Geely-Konzern sei Dank, hat sich Volvo mächtig rausgeputzt und braucht der V90 den Vergleich selbst mit den Besten der Branche nicht zu scheuen.
 

Volvo V90 Cross Country T6 Pro - Technische Daten:

Fünftüriger, fünfsitziger Kombi; Länge: 4,94 Meter, Breite: 1,88 Meter (mit Außenspiegeln: 2,05 Meter), Höhe: 1,54 Meter, Radstand: 2,94 Meter, Kofferraumvolumen: 560 – 1.526 Liter

2,0-Liter-Benzinmotor mit Roots-Kompressor und Monoturbolader, 8-Gang-Automatik, 235 kW/320 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 2.200 – 5.400 U/min, 0-100 km/h: 6,3 s, Vmax: 230 km/h, Durchschnittsverbrauch: 7,7 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 176 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Testverbrauch: 9,1 Liter/100 Kilometer

Preis: ab 56.350 Euro (D4 AWD)

Kurzcharakteristik – Volvo V90 Cross Country T6

Warum: weil er groß, geschmeidig und geländegängig aber nicht so klotzig wie ein SUV ist
Warum nicht: weil er durstig und teuer ist
Was sonst: Audi A6 Allroad, Mercedes E-Klasse All-Terrain
 

Obwohl die Chinesen bei Volvo das Sagen haben, bleibt sich die schwedische Marke treu. Allerdings hat sie auch viele neue Qualitäten hinzu gewonnen, wie der neue V90 Cross County beweist.

Fazit
Obwohl die Chinesen bei Volvo das Sagen haben, bleibt sich die schwedische Marke treu. Allerdings hat sie auch viele neue Qualitäten hinzu gewonnen, wie der neue V90 Cross County beweist.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-05-06

Getestete Modelle
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