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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 24. September 2017

Dieselautos haben mittlerweile ein handfestes Image-Problem. Einige Apologeten prophezeien bereits, dass der Diesel von unten stirbt. Und in der Tat: Zunehmend mehr Kleinwagenbaureihen verzichten auf Selbstzünder. Nicht so Renault beim Clio. Seit 2017 gibt es den Kleinwagen sogar mit einem 110-PS-Aggregat, der in eindrucksvoller Weise zeigt, dass der Diesel immer noch Überzeugungspotenzial hat.
 
Der aus vielen anderen Renault-Modellen bekannte 1,5-Liter-dCi-Motor wurde dem Clio im Rahmen des Facelifts verpflanzt, welches dem Kleinwagen gleich noch eine Aufwertung außen und innen bescherte. Während der Vierzylinder in vielen anderen Baureihen sein Dasein als Basisaggregat fristet, mutiert er im Clio zum Top-Diesel mit beachtlichen Qualitäten. Immerhin 260 Newtonmeter und 81 kW/110 PS schieben den 1,3-Tonner voran. Zwar klingen 11,4 Sekunden und 190 km/h nicht gerade berauschend, doch gefühlt ist man ziemlich flott unterwegs. Vor allem bei Zwischensprints bietet der für die Insassen recht unaufdringlich arbeitende Vierzylinder angenehm satten Durchzug. Bis etwa 180 km/h kann man auf der Autobahn auch mit Fahrzeugen größerer Klassen gut mithalten. Und dank der serienmäßigen LED-Scheinwerfer bietet die Front in den Rückspiegeln der Vordermänner sogar ein gewisses Überholprestige. Mit Rückenwind und viel Heimweh lässt sich die Drehzahlnadel im sechsten Gang gelegentlich sogar über die 4.000er-Marke treiben, was der Digitaltacho mit einer 2 vorweg quittiert.
 
Und selbst bei diesem Geschwindigkeitsniveau liegt der Franzose ganz leger auf der Straße. Länge läuft – das zeigt sich auch beim Clio, der sich mit einem Radstand fast auf dem Niveau der Kompaktklasse fährt. Auch in anderer Hinsicht überzeugt der Unterbau mit einem für den Alltagseinsatz recht ausgewogenen Setup. Man kann den Clio beherzt um Kurven zwingen, während die Dämpfer auch gröbere Unebenheiten weitgehend manierlich wegstecken. Lediglich die Vorderachse ist manches Mal mit dem etwas hohen Drehmoment überfordert.
 
Seine allerdings größte Überzeugungsarbeit leistet der Clio 1.5 dCi beim Verbrauch, den Renault auf bescheidene 3,4 Liter taxiert. Praktisch kann man den Franzosen mit vier Litern fahren, wer vor allem schnell auf der Autobahn unterwegs ist, wird Werte um die Fünf-Liter-Marke provozieren. Egal, welches Fahrverhalten man an den Tag legt, die Trinksitten des kleinen Franzosen bleiben stets manierlich.
 
Im Langstreckeneinsatz haben wir im Clio 1.5 dCi allerdings ein paar Extras vermisst, die dem Ausstattungsprogramm der Dieselversion vorenthalten bleiben. So gibt es ein zwar angenehm zu schaltendes, manuelles Sechsganggetriebe, aber keine Automatik. Und auch einen Abstandstempomat, der den Fahrer auf längeren Strecken entlasten könnte, hat der Franzose nicht im Portfolio. Der Langstreckenkomfort der Sitze und der Entfaltungsspielraum für das rechte Fahrerknie könnten zudem besser sein.
 
Eine vielseitige und trotz gewöhnungsbedürftiger Bedienlogik rundum gute Lösung ist das Infotainment-Navi-System R-Link, dass unter anderem vor aktuellen Staus mit ziemlich genauen Wartezeiten-Angaben und dank Coyote-App auch vor aktuellen Blitzern warnt. Für diejenigen, die sich nicht immer penibel ans Tempolimit halten, kann sich die Investition in das rund 1.400 Euro Technopaket durchaus bezahlt machen. Es beinhaltet neben dem Touchscreen-Navi noch Klimaautomatik, Parkpiepser rundum, Rückfahrkamera und elektrisch anklappbare Außenspiegel.
 
Mit diesen Extras liegt der Clio dCi 110 allerdings preislich bei rund 21.400 Euro. Bereits die Basisversion des Topdiesels (Ausstattung Intens), die unter anderem Lederlenkrad, Klimaanlage, Fensterheber, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Licht- und Regensensor sowie die bemerkenswert hell leuchtenden LED-Scheinwerfer bietet, schlägt mit 19.990 Euro zu Buche. Der Kaufpreis ist die eine Schattenseite des Dieselmotors, der, wie eh und je, nach höheren Investitionen verlangt. So kostet das um acht PS stärkere Benziner-Pendant TCe 120 mit gleicher Ausstattung 2.000 Euro weniger. Erst bei einer Laufleistung jenseits der 100.000 Kilometer dürfte sich die Mehrinvestition in den Diesel im Vergleich zum übrigens deutlich spritzigeren Benziner amortisieren. Über den Lebenszyklus gerechnet lässt sich mit dem 110 dCi am Ende vermutlich eine geringe vierstellige Summe einsparen. Angesichts der ungelösten Abgasproblematik des Diesels und drohender Fahrverbote scheint dieses erst mit starker Verzögerung einsetzende Sparpotenzial eine eher vernachlässigbare Größe bei der Kaufentscheidung zu sein.

Renault Clio Energy dCi 110 – Technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen; Länge: 4,06 Meter, Breite: 1,73 Meter (mit Außenspiegeln: 1,95 Meter), Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,59 Meter, Kofferraumvolumen: 300 – 1.146 Liter

1,5-Liter-Dieselmotor, 6-Gang-Schaltgetriebe, 81 kW/110 PS, maximales Drehmoment: 260 Nm bei 1.750 U/min, 0-100 km/h: 11,4 s, Vmax: 190 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 90 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A+, Testverbrauch: 4,8 Liter/100 Kilometer

Preis: ab 19.990 Euro (Ausstattungslinie: Intens) Testwagenpreis: 21.960 Euro

Renault Clio Energy dCi 110 – Kurzcharakteristik:
Warum: weil er flott fährt und dabei wenig verbraucht
Warum nicht: weil sich ein Diesel erst spät rechnet und Fahrverbote drohen
Was sonst: ein Clio als 120-PS-Benziner, oder ein Hybrid-Kleinwagen wie der Yaris

Um das Image des Dieselmotors steht es derzeit schlecht. Und doch haben die Selbstzünder mit viel Drehmoment und hoher Effizienz ihren Reiz noch nicht verloren. Das zeigt auch unser Test mit dem Renault Clio 110 dCi.

Fazit
Um das Image des Dieselmotors steht es derzeit schlecht. Und doch haben die Selbstzünder mit viel Drehmoment und hoher Effizienz ihren Reiz noch nicht verloren. Das zeigt auch unser Test mit dem Renault Clio 110 dCi.

Quelle: Autoplenum, 2017-09-24

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