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Testbericht

Peter Maahn/SP-X, 31. Juli 2020
SP-X/Valenciennes. Zeltdächer auf Metallstelzen schützen eine Art Tapeziertisch vor der nordfranzösischen Sommerbrise und den Regenschauern. Der Mann im Toyota-Outfit steht am Ende einer Schleuse, hält jedem, der Zutritt begehrt, ein elektronisches Thermometer vor die Stirn. „Grün“ signalisiert „fieberfrei“, wer dann noch die Maske vor Mund und Nase befestigt, darf weitergehen. Eine Prozedur, die inzwischen für alle 4.800 Mitarbeiter des Toyota-Werks in Valenciennes, zwei Autostunden nordöstlich von Paris und nicht weit entfernt von der belgischen Grenze zum Corona-Alltag gehört.Das Werk, in dem der kleine Yaris gebaut und bald auch die Mini-SUV-Version Yaris Cross vom Band rollen soll, war am 17. März die erste Fabrik von Toyota, die dicht gemacht wurde. Sie war dann aber fünf Wochen später auch die erste, in der die Bänder wieder liefen. Allerdings ganz behutsam und möglichst ansteckungsfrei. Auch heute noch, gut drei Monate nach dem Neustart, hinkt die Produktion der Normalität hinterher. Bis Anfang Juli wurde noch das Vormodell produziert, ab dann der komplett neue Yaris. Statt 1.120 Autos pro Tag sind es derzeit nur rund 800. Denn all die Vorsichtsmaßnahmen, die mit den Gewerkschaften ausgehandelt wurden, bremsen den gewohnten Ablauf. Immerhin 5.000 Stück des Neulings rollten seitdem zu den ungeduldig wartenden Toyota-Händlern in ganz Europa.Werkschef Luciano Biondo nennt Beispiele für das neue „Leben“ hinter den Werkstoren. So gibt es jeden Tag 12.000 neue Masken für die in drei Schichten arbeitenden Autobauer. Für die Raucher unter ihnen stehen wettergeschützte Unterstände bereit. Damit diese sich nicht um zu wenige Aschenbecher scharen müssen, spendierte das Management insgesamt 5.000 Gefäße, jeder hat seinen eigenen Aschensammler zum Abstandhalten von den anderen. Neu verteilt sind auch die Parkplätze für die Mitarbeiter. Taten die sich bis zum Frühjahr in Fahrgemeinschaften zusammen, kommen jetzt viele einzeln im eigenen Gefährt. Also wurde die Parkfläche vergrößert und näher an den Eingängen platziert. Auch die Kantine wanderte in große Zelte unter freiem Himmel.Insgesamt erstellte ein Expertenteam 12 sogenannte Protokolle für das geregelte Miteinander unter dem Damoklesschwert namens Corona. Auf den Fußböden sorgen wie in Supermärkten aufgeklebte Wegweiser für den Abstand zwischen den Menschen, auf sonst viel genutzten Hauptgängen wurden Einbahnstraßen geschaffen, bei Konferenzen und Meetings ist jeder zweite Stuhl optisch blockiert, Hygieneregeln auch an Empfangstresen, Umkleideräumen und Toiletten, die teilweise nach Art der Baustellen-WC in die Außenbereiche verlegt worden sind. Neue Regularien auch bei der Kommunikation. Frontale Gespräche sollen, wann immer es möglich ist, vermieden werden. Telefon, Video-Talks, E-Mails oder Powerpoint-Präsentationen haben Hochkonjunktur. Als besondere Herausforderung gilt die Teamarbeit am Band, in der Lackiererei oder rund um den Rohbau und seine Pressen. Hier waren schon vor dem Shut-Down zahllose Roboter am Werk. Für die Wiedereröffnung Ende April stellten die Strategen die Arbeit von Hand an vielen Stellen so um, dass der Mindestabstand eingehalten werden kann. Natürlich müssen alle Masken tragen, Der firmeneigene Überwachungsdienst soll Verstöße und Unachtsamkeit im Blick haben. Alle paar Meter mahnen dreisprachige Plakate zur gemeinsamen Sicherheit. Französisch, Englisch und natürlich auch auf Japanisch. Denn rund 20 Experten aus Toyotas Heimatland sind in Valenciennes unterwegs. Die meisten von ihnen wurden vom plötzlichen Produktionsstopp noch vor Höhepunkt der Krise überrascht und mussten vor Ort in Quarantäne gehen.Präsident Luciano Biondo: „Wir haben an den ersten Tagen nach der Wiederöffnung die Produktion extrem langsam hochgefahren und mit kleineren Teams die Änderungen trainiert und auch verfeinert.“ So wurden in den ersten Tagen im April gerade mal drei Autos täglich gebaut, Ende des Monats waren es auch nur knapp 150. Erst Mitte Mai kletterte die Zahl dann wieder auf die derzeitigen 800 Fahrzeuge. Gleichzeitig zur Produktion des „alten“ Yaris, für den es ja noch viele Bestellungen gab, mussten die Bänder auch für das neue Modell umgerüstet werden. Der neue Yaris 4 hat mit seinem Vorgänger kaum noch etwas gemein, rollt als erstes Modell in Europa auf einer neuen Plattform. Es gibt also Lernbedarf.Biondo betont ein neues Klima des Gemeinschaftsgefühls seiner Toyota-Familie. „Die Mitarbeiter wurden im Homeoffice mit Informationen sowohl über das neue Modell als auch über die Veränderungen im Ablauf der Produktion versorgt.“ Und konnten sich auch unbesorgter als Kollegen in der anderen Industrie auf den Neustart vorbereiten. Zwar waren fast alle in der auch bei uns bekannten Kurzarbeit mit reduzierten Bezügen, konnten ihr Einkommen aber trotzdem halbwegs stabil halten. Dabei „verkauften“ sie künftige Urlaubstage und Überstunden an Toyota. Zusammen mit einem Firmenanteil galt das dann als Ausgleich für das geringere Entgelt im Lock-Down. Auch wenn die Infektionszahlen in Europa derzeit wieder bedrohlich ansteigen, hofft Toyota wie alle anderen Hersteller auch, möglichst bald in die Normalität zurückkehren zu können und Zehntausende von Yaris-Modellen zu bauen. Er ist schon seit Jahren der meistverkaufte Toyota. Der 3,94 Meter kurze Neuling soll den Erfolg noch toppen, auch weil er laut Toyota wegen seiner zahlreichen Assistenzsysteme der „sicherste Kleinwagen seiner Klasse“ ist. Er wird entweder von einem Benziner oder dem weiterentwickelten Hybridantrieb des Vorgängers angetrieben und kostet in der Basisversion ab 15.392 Euro.Leere Fabrikhallen, stehende Produktionsbänder, Zehntausende von Autowerkern in Kurzarbeit oder Homeoffice. Die Corona-Krise hat auch die Autohersteller kalt erwischt und für Wochen lahmgelegt, Inzwischen läuft alles wieder langsam an. Wie zum Beispiel im französischen Toyota-Werk bei Valenciennes, wo der Kleinwagen Yaris produziert wird. Doch vieles ist anders als vor der Pandemie.
Fazit
Leere Fabrikhallen, stehende Produktionsbänder, Zehntausende von Autowerkern in Kurzarbeit oder Homeoffice. Die Corona-Krise hat auch die Autohersteller kalt erwischt und für Wochen lahmgelegt, Inzwischen läuft alles wieder langsam an. Wie zum Beispiel im französischen Toyota-Werk bei Valenciennes, wo der Kleinwagen Yaris produziert wird. Doch vieles ist anders als vor der Pandemie.

Quelle: Autoplenum, 2020-07-31

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