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Testbericht

Patrick Solberg, 18. August 2014
Der Concours de Lemons bietet im Gegensatz zum Rest der Monterey Autoweek jede Menge Lacher und noch mehr Rost. Dieses Mal bekamen sogar zwei deutsche Teilnehmer einen Preis.

"Herzlich willkommen auf diesem von Wildgänsen vollgeschissenen Grün - dem Goose Poop Park!", tönt die Stimme von Alan Galbraith aus den Lautsprechern. Der selbsternannte Chef-Täter, Moderator und Ausrichter des Concours de Lemons, hat an diesem wunderschönen Sommertag im kalifornischen Städtchen Monterey einen äußerst dankbaren Job. Denn mit 105 genannten Teilnehmer-Fahrzeugen, deren Zustände allesamt mindestens einen Mundwinkel nach oben treiben, könnte er seinem komödiantischen Talent durchaus Einhalt gebieten. Doch wer Alan kennt, der weiß, dass von sieben Uhr morgens bis zur Preisverleihung um halb zwei ein Lacher auf den nächsten folgt. Der Concours de Lemons, der unter Fans schon lange aus dem Schatten des elitären Concours d‘ Elegance herausgetreten ist, feiert nun schon zum sechsten Mal das Einzigartige, das Extravagante und nicht zuletzt das Abstoßende der automobilen Welt.

Doch in diesem Jahr ist es irgendwie anders - besser. Brachten im vergangenen Jahr noch komplett beharrte und mit einem Kunstpferd verzierte Cadillacs den optischen Kollaps, sind in diesem Jahr echte Gurken aber auch völlig deplatzierte Fahrzeuge am Start. Der auffälligste Teilnehmer ist ein völlig funktionstüchtiger und im typisch grellen orange lackierter Lamborghini Gallardo. Der Mut seines Besitzers wird am Ende sogar mit einem Preis belohnt in der Kategorie der nutzlos komplexen Italiener. Und auch aus Deutschland kommt gegen Mittag des sonnendurchfluteten Events nicht nur ein Gewinner. Der Preis des selbstzufriedenen KrauttenWagen geht dieses Mal an einen 23 Jahre jungen Amerikaner. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er stolzer Besitzer eines mitleiderregenden Mercedes 280 SEL 4.5.

Zwei weitere Deutsche haben einen Sonderpreis vor der aus hunderten Schaulustigen bestehenden Zuschauermasse erhalten. Marcel Sommer und Stefan Behr haben insgesamt mehr als 4.500 Kilometer in fünf Tagen zurückgelegt - nur um am Concours teilzunehmen. Sie sind mit ihrem in Chicago gekauften BMW 325i Cabrio aus dem Jahr 1990 die komplette Route 66 inklusive eines kurzen Las-Vegas-Abstechers gefahren. Ihr Preis: der des größten Engagements. Keinen Preis, aber zumindest mehr als einen Lacher bekommt die kurzfristigste Anmeldung. "Heute Morgen um vier Uhr schneite die Mail rein. Und zwei Stunden später war angemeldet. Hat sich wahrscheinlich gedacht, tja, was mache ich heute mal. Ach! Da ist ja ein Concours, da nehme ich teil - echt bekloppt", erklärt Alan.

Dass sich der Stellenwert der Veranstaltung gewandelt hat, ist auch an der Anzahl von Fernsehteams und dem einen oder anderen prominenten Besucher zu erkennen. Neben dem TV-Sender Fox gibt sich auch US-Talkshowlegende und Komiker Jay Leno die Ehre. Auf die Frage: "Wo ist denn Jay?" folgt stets die Antwort: "Irgendwo in der Menschentraube da vorn." Der Autofan ließ es sich zudem nicht nehmen, in die kleinsten Teilnehmer des illustren Feldes selbst hineinzuschlüpfen. Auch, wenn dies bedeutet, innerhalb kürzester Zeit die Qualen eines Brathähnchens über sich ergehen lassen zu müssen, denn unter der Kunststoffkuppel eines Peel Trident herrschen ruckzuck Temperaturen von über 40 Grad. Kein Wunder also, dass er schon nach wenigen Sekunden mit einem Zwinkern im Auge zu schreien beginnt: "Lasst mich raus hier!"

Ein vergleichbar kleines, fahrendes Ding hat sich den begehrtesten Preis der Veranstaltung erhascht. Der 1973er Acoma Sarl Mini Comtesse wird zum Schlimmsten der gesamten Show gewählt. Sein Besitzer Steve Mandell aus Kalifornien liefert sich während der Preisübergabe ein promtes Sprücheduell mit Alan, so dass nach rund zehn Minuten die ersten Bauchmuskelkater bei den Zuschauern einsetzen. Auf die Frage "Was hat das Teil denn für eine Federung?" lautete die Antwort "Drei Gummidonuts. Klappt ganz gut, außer Du versuchst sie zu essen."

Ebenfalls für mehr als nur einen Lacher sorgte der Gewinner der Kategorie Schwedische Fleischbällchen. "Das Geile an meiner völlig versauten Karre ist, dass niemand aus meiner Familie damit fahren will! Und mit dem Skelett auf dem Beifahrersitz kann ich sogar die Car Pool-Lane nutzen." Doch nicht nur abstoßende, verrostete oder gar nicht mehr von selbst zur Preisverleihung fahrenden Fahrzeuge, sondern auch technische Sonderlinge teilen sich den von Gänsekot überhäuften Rasen des Laguna Grande Regional Park. Neben einem vollelektrischen VW Käfer, der rund 140 Kilometer am Stück und 100 Kilometer pro Stunde schafft, sorgt ein ebenfalls elektrischer Datsun für Aufsehen. Das 1980 für die US-Regierung hergestellte Lektrikar II Datsun 310 Electric Car wurde rund 1.000 Mal produziert und dann, so beschreibt es sein Besitzer Dennis Bassano, einfach vergessen. Knapp 35 Kilometer weit kommt er mit einer Akkuladung. "Das reicht mir völlig, da ich nur zehn Kilometer am Tag fahren muss." Sein Notfall-Kit besteht aus einem Klebeband, einem Spannungsmesser und einem Überbrückungskabel - mehr nicht.

Quelle: Autoplenum, 2014-08-18

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