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Testbericht

Sebastian Viehmann, 15. Mai 2010
BRP baut Sportflitzer vom Go-Kart über Schneemobile bis zum Can Am Spyder Roadster. Die Motoren halten extremen Belastungen stand und müssen dennoch sparsamer werden – darin sind die Entwickler sogar erfolgreicher als Autohersteller.

Gerd Ohrnberger ist seit drei Jahrzehnten in der Motorenbranche. Er war 15 Jahre bei Audi und fünf Jahre bei Porsche. „Ich kenne die Automobilwelt in- und auswendig“, sagt der Ingenieur – doch was er heute macht, sei eigentlich viel herausfordernder. Ohrnberger leitet die Firma BRP Powertrain im österreichischen Gunskirchen. „Ein PKW-Motor ist darauf ausgelegt, möglich unauffällig in einem Auto zu arbeiten. Bei unseren Aggregaten dagegen geht es um Charakter: Im Powersports-Bereich ist der Motor Teil des Erlebnisses“, sagt Ohrnberger.

Vor allem in Quads oder Wasser-Skootern müssen die kleinen Maschinen einiges aushalten. „Der normale Autofahrer kennt den Drehzahlbegrenzer nicht, bei uns fahren die Kunden quasi permanent im Grenzbereich“, so der Entwickler. Und es kommen noch ganz andere Probleme hinzu: „Bei einem Sea-Doo zum Beispiel muss der Motor pro Minute zehn Liter Salzwasser verkraften können.“ Zylinderlaufbahn, Kolbenspiel, Schmierung – alles muss so konstruiert sein, dass die Motoren selbst unter Extrembedingungen auch nach 10 Jahren noch funktionieren.

Die Fabrik in Gunskirchen und das angeschlossene Entwicklungszentrum gehören zum kanadischen Unternehmen Bombardier Recreational Products (BRP). Die Kanadier bauen Schneemobile (Ski-Doos), Wasserflitzer (Sea-Doos), kleine Geländefahrzeuge (Quads), sind weltweit Marktführer bei Go-Kart-Motoren und entwickeln sogar Antriebe für Kleinflugzeuge. Eins der jüngsten Produkte ist der Can Am Spyder Roadster, ein großes Sport-Dreirad mit Motorradtechnik.

Zwar dienen die meisten Produkte dem reinen Freizeitvergnügen, doch das Thema Spritverbrauch spielt mittlerweile eine große Rolle. „Vor zehn Jahren haben unsere Schneemobile noch 25 Liter pro 100 Kilometer verbraucht. Heute liegen wir dank Zweitaktmotoren mit Direkteinspritzung und 150 PS bei 12 bis 13 Litern“, sagt Gerd Ohrnberger. Schneemobile mit Viertaktmotoren erzielten mittlerweile einen Verbrauch um acht Liter. Auf den ersten Blick ist das immer noch viel, doch von solchen Fortschritten in der Verbrauchsreduzierung – immerhin 50 Prozent innerhalb von 10 Jahren – können Automobilhersteller nur träumen. Ohrnberger hält sogar das 4-Liter-Schneemobil für machbar. Bei den Abgasnormen sind die Freizeitmobil-Bauer üblicherweise immer eine Stufe hinter den Autobauern, doch auch das soll anders werden. Bei BRP peilt man bereits Euro-5 an.

In der Fabrik in Gunskirchen laufen in Spitzenzeiten bis zu 250.000 Motoren pro Jahr vom Band, darunter Aggregate für BMW-Motorräder sowie der Antrieb des Can Am Spyder Roadster. Der Spyder RS hat einen V2-Motor mit 998 Kubikzentimetern Hubraum und 106 PS. Damit sprintet das nur 317 Kilogramm schwere Dreirad in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Die größere Tourer-Version RT für zwei Personen wiegt 421 Kilo und leistet 100 PS. Die Dreiräder sind für Leute gedacht, die den Spaß des Motorradfahrens mit mehr Sicherheit verbinden wollen. Der Spyder Roadster kann mit einem normalen PKW-Führerschein gefahren werden, verfügt über eine elektronische Kippstabilisierung und Traktionskontrolle. Das Fahrzeug ist mit diversen Komfortextras wie Tempomat oder Audiosystem ausgestattet, kostet allerdings soviel wie ein Kompaktwagen: Der RS startet bei 17.689 Euro, der RT bei 20.869 Euro.

Obwohl der 2007 eingeführte Dreirad-Flitzer als reines Spaßmobil seine Marktanlaufphase zum ungünstigsten Zeitpunkt – mitten hinein in die Wirtschaftskrise – begann, wurden schon mehr als 20.000 Spyder verkauft. BRP-Präsident José Boisjoli plant deshalb die Erweiterung der Palette. Ein Einstiegsmodell soll neue Kunden für das Sport-Dreirad begeistern. Details geben die Kanadier noch nicht bekannt, doch der neue Spyder dürfte vor allem deutlich günstiger sein als die Modelle RS und RT. Auch im Offroad-Bereich wollen die Kanadier anbauen und einen Buggy für zwei Personen auf die Räder stellen.

„Wir werden weiter expandieren“, bekräftigt Firmenchef José Boisjoli. Vor 15 Jahren hatte BRP nur zwei Produktlinien – Schneemobile und Sea-Doos – und verkaufte 90 Prozent aller Fahrzeuge in Nordamerika. Mittlerweile gibt es sieben Produktlinien, 40 Prozent aller Verkäufe finden bereits außerhalb Nordamerikas statt. „Wir haben die kritische Masse erreicht, um auch immer mehr Händler für unsere Produkte zu interessieren“, so der BRP-Chef. Für die Zukunft schwebt ihm sogar eine Ausweitung der Palette hin zu Alltagsfahrzeugen und damit eine mögliche Konkurrenz zu Automobilherstellern vor. „Wir müssen immer wieder neue Nischen finden“, sagt José Boisjoli.

Die Kanadier forschen auch an alternativen Antrieben, doch ein rein elektrisches Spaßmobil scheint auf absehbare Zeit eher unrealistisch. „Im Freizeitfahrzeug-Bereich sind die Leute meist nicht nur auf kurzen Strecken unterwegs, sondern auf langen Touren, manchmal über mehrere Tage“, sagt Entwickler Gerd Ohrnberger. Kurze Batteriereichweiten, zumal unter extremen Witterungsbedingungen, passen da schlecht ins Konzept – und eine Steckdose zum Aufladen ist mitten in der Wildnis auch nicht greifbar.

Quelle: Autoplenum, 2010-05-15

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