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Testbericht

Stefan Grundhoff, 3. Juli 2018
Der Mercedes AMG S 63 4matic+ ist eine perfekte Symbiose aus Sportwagen und Luxuslimousine. Doch gegen einen Kanonenschlag wie den Brabus 800 ist die Serien-S-Klasse im gestrafften AMG-Gewand nur ein müder Krieger.

Ein wirklicher Krawallmacher sieht anders aus, doch es ist nicht so, dass eine der stärksten Mercedes S-Klassen, die derzeit für viel Geld und ohne gute Worte zu bekommen ist, mit seiner Potenz komplett in der Garage bleiben würde. Bereits die im AMG-Sportstudio gestählte S-Klasse vom Typ S 63 4matic+ bringt es auf stattliche 612 PS und lässt einen nicht zuletzt wegen des sinnvollen Allradantriebs vergessen, zum nochmals 18 PS stärkeren V12-Triebwerk des AMG S 65 herüberzuschielen. Der ist unverändert allein mit Hinterradantrieb zu bekommen und in der Leistungsklasse deutlich über 500 PS machen die beiden Antriebsachsen nicht nur bei schlechtem Wetter oder gar Eis und Schnee Sinn. Wem der AMG S 63 zu blass und allzu gewöhnlich ist, für den hat Mercedes-Veredler Brabus einen wahren Kanonenschlag parat, der einem besonders auf der Autobahn die Sinne rauben kann.

Nach der Bottroper Kraftkur hat das doppelt aufgeladene V8-Triebwerk an Tatendrang deutlich zugelegt. Der Motor leistet nunmehr 588 kW / 800 PS und ein gigantisches Drehmoment von 1.000 Nm, das ab 3.600 U/min zur Verfügung steht. Möglich machen die Leistungsspritze um 188 PS und 100 Nm im Vergleich zum Stammmodell S 63 AMG 4matic+ zwei Hochleistungsturbolader aus dem Hause Brabus mit einer größeren Verdichtereinheit sowie einer modifizierten Rumpfgruppe nebst verstärkter Axiallagerung. Der maximale Ladedruck des V8-Triebwerks mit überschaubaren vier Litern Hubraum steigt so auf überaus imposante 1,6 bar. Wer sich nur schwer vorstellen kann, was 1,6 bar Ladedruck bei einem derartigen Doppelturbolader bedeuten, dem vergehen bei einem Zwischenspurt aus welchem Tempo auch immer hören wie sehen. Die Tachonadel windet sich unter dem bollernden Klang des bei normaler Fahrt sonor wummernden Klappenauspuffs ebenso schnell nach oben wie die Ziffern im Head-Up-Display oder zwischen den beiden Runduhren ihre Stellen zum bersten bringen. Dreht der V8 aus, donnert es klanggewaltig bis zum donnernden Bass.

Dass sich der Brabus 800 auch bei höheren Tempi bis hin zum Vollgastempo lässig, ja geradezu schon entspannt, bewegen lässt, liegt an dem exzellenten Gesamtpaket, dass das Fahrwerk nebst variabler Luftfederung und mächtigen 21-Zöllern in seinen verschiedenen Fahrmodi offenbart. Dabei bleibt man im Innern der Nobel-S-Klasse aus Bottroper Kleinserie so einzigartig entschleunigt, wie man es von einem gewöhnlichen Topmodell aus Sindelfinger Serienproduktion kennt. Doppelglas, ebenso weiches wie griffiges Kuschelleder funktionieren eben auch mit exzellentem Seitenhalt. Dass die Bedienung der S-Klasse mit der breiten Mittelkonsole trotz der beiden 12,3-Zoll-Großdisplays etwas in die Jahre gekommen ist, dürfte kaum einen der Interessenten stören, sorgen die umfangreichen Lederbespannungen nebst Karbon- oder Edelholeinlagen doch für genügend optische Verzückung. Und wer wenig verständlich nicht selbst in neue Sportlenkrad greifen will, nimmt hinten rechts Platz und arbeitet in perfekt klimatisierten Massagesesseln seinen nächsten Termin durch, während der Chauffeur seine Fahrfreude kaum aus dem Gesicht zaubern kann.

Schließlich gibt es zusammen mit der üppigen Vitaminspritze einen Sportdress, der sich ähnlich wenig zurückhält wie die Kraftentfaltung an sich. Die gewaltige Frontschürze sorgt auch ohne den Griff zum Blinkerhebel für eine freie linke Spur auf der Autobahn, denn der Vorausfahrende ahnt beim Blick in den Rückspiegel, dass es dieser automobile Darth Vader nur so lange gut mit einem meint, so lange man sich ihm nicht in den Weg stellt. So schnell die Vorausfahrenden auch sein mögen, beim kraftvollen Nachdruck auf das Gaspedal scheinen sie geradezu stehen zu bleiben. Sportlich motorisierte Golf GTI, ambitionierte 5er Diesel BMW und selbst der Audi TT junger Bauart - sie alle schienen gerade noch zu fahren. Nach dem Wechsel auf die mittlere Spur der Autobahn parken sie für Sekunden, um den zwei Tonnen schweren Koloss in imposanten schwarzen Dress an sich vorbeiziehen zu lassen.

So unspektakulär und im Vergleich zum auffälligen Auftreten mit 21-Zöllern, Spoilern, Schwellern und Schürzen dezent sich der Brabus 800 im normalen Fahrbetrieb auch bewegt, so wenig Zurückhaltung gibt es auf der Autobahn. Die 0 auf Tempo 100 in gerade einmal 3,1 Sekunden haben einen vergleichsweise geringen Alltagsbezug. Die 300 km/h Maximalgeschwindigkeit sind aktuell nur eine Zwischenstation, denn die Brabus-Ingenieure arbeiten bereits an einer Hochgeschwindigkeitsversion, die die 300er-Marke deutlich durchbrechen wird. Wie normal sich die potente S-Klasse im Alltag fährt, zeigt sich auch beim Normverbrauch, der bei gerade einmal 8,9 Litern SuperPlus (203 g CO2 / km) liegt. Wer die Zügel locker und der S-Klasse freien Lauf lässt, sollte sich an den ein oder anderen Mehrliter jedoch gewöhnen. Doch bei einem Preis von mindestens 332.600 Euro für den Brabus 800 fällt der Verbrauch auf keinem Teil der Erde beim finanzstarken Klientel ins Gewicht und überrascht in der Praxis ohne Vollgaspassagen eher durch seine Zurückhaltung, denn mit rund zwölf Litern lässt sich der schwarze Koloss allemal bewegen, wann man nicht allzu viel in der überfüllten Innenstadt unterwegs ist. Und wem die 800 PS und 1.000 Nm im Lederdress aus irgendeinem Grund nicht reichen sollten, der kann noch eine Klasse darüber zuschlagen. Brabus lässt den Maybach S 650 L zum 900 PS und 1.500 Nm starken Brabus 900 erstarken - für knapp 520.000 Euro.
Technische Daten
Antrieb:Allrad
Getriebe:Neungang-Automatik
Motor Bauart:Achtzylinder-Doppelturbo
Hubraum:3993
Drehmoment:1000 Nm bei 3600 UPM
Preis
Neupreis: 322000 € (Stand: 2018-07-03)
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-07-03

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